Die Männer von Bravo Two Zero
hatten. Wenn nichts gestohlen worden war, konnten sie sich anhand der Vorräte ausrechnen, wie lange wir vorgehabt hatten zu bleiben.
»Bis zu 14 Tage«, sagte ich.
»Wie viele wart ihr?«
Auch das war an der Zahl der Rucksäcke, die wir zurückgelassen hatten, leicht auszurechnen.
»Wir waren zu acht.«
»Wo seid ihr gelandet, Andy?«
»Wenn Sie mir die Augenbinde und Handschellen abnehmen und mir eine Karte geben, kann ich es Ihnen zeigen.«
Eine hitzige Diskussion begann.
»Wir nehmen dir die Augenbinde und Handschellen ab, aber denk dran, Andy, wir halten euch alle für sehr gefährliche Männer, und wenn du irgend etwas versuchst, erschießen wir dich. Verstehst du das, Andy?«
»Ja, ich verstehe.«
Selbst wenn ich irgend etwas hätte versuchen wollen, ich hatte nicht mehr die Kraft dazu. Sie nahmen mir die Augenbinde ab, und vor mir sah ich einen Offizier in olivgrüner Uniform. Ein weiterer Offizier, der in der linken Ecke des Raumes saß, trug eine Bomberjacke mit Tarnfarbe über einem Fliegeranzug. Statt der Militärstiefel hatte er die Art von Stiefeln mit Reißverschluß, wie sie offenbar jeder hier trug.
Der Bursche in der Uniform führte das Gespräch. Ich hatte seine Stimme nie zuvor gehört, doch er sprach ausgezeichnet Englisch. Er sah aus wie eine arabische Version von Richard Pryor, dem Komiker, das Haar hatte er typisch arabisch nach hinten gekämmt, und seine Uniform war sehr sauber, sehr adrett und sehr gut gebügelt. Drei oder vier andere Männer saßen da,
rauchten und tranken Tee aus kleinen Gläsern. Sie alle trugen billige und schmutzige, schlecht sitzende Anzüge.
Ich blickte auf ein Fenster. Dahinter konnte ich Bäume und eine Mauer sehen. Sonnenlicht strömte in den Raum.
Links und rechts von mir stand ein Wachmann. Einer von ihnen hielt mir eine Pistole an den Kopf, für den Fall, daß ich aufspringen und Karateschläge verteilen würde oder was sie mir sonst noch so zutrauten.
Auf dem Tisch lag eine von unseren Fluchtkarten.
»Darf ich aufstehen und zum Tisch kommen?«
»Steh auf.«
Die beiden Wachen hoben mich hoch und führten mich zum Tisch. Die Waffe blieb auf meinen Kopf gerichtet.
Ich zeigte, in welchem Gebiet ungefähr wir gelandet waren.
»Ja, Andy, das stimmt. Das wissen wir. Wir wissen, wann ihr gelandet seid, denn wir haben es gehört. Ihr seid zwei Nächte vorher gelandet, nicht wahr? Du hilfst uns wirklich. Das ist sehr gut.«
Ein paar von den Lügen, die ich ihnen erzählte, mußten auf Wahrheit beruhen, wie alle guten Lügen.
»Zeig uns, wo ihr euch versteckt habt.«
Ich wies auf eine Biegung auf der MSR.
»Ja, gut, das wissen wir. Das ist gut, Andy, jetzt hilfst du uns. Wie viele wart ihr noch mal?«
»Acht.«
»Nenn mir Namen.«
Das war kein Problem. Sie wußten, daß wir zu acht waren. Angenommen, sie hatten fünf von uns - tot oder lebendig -, dann wußten sie unsere Namen, weil jeder eine Hundemarke trug. Und ich erweckte den Anschein, als würde ich helfen, was gut war - fürs erste. Später würde das Ganze vielleicht ausarten, und ich würde bis ans Ende meiner Tage Fragen beantworten müssen. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine andere Wahl. Sollte ich sie zwingen, Farbe zu bekennen, und es darauf ankommen lassen, auszuprobieren, ob sie ihre Drohung wahrmachten? Ich mußte sie ernst nehmen.
Ich nannte die Namen. Sie schrieben sie auf.
»Wir wissen das.«
Ich wußte nicht, ob das bedeutete, daß sie alle in ihrer Gewalt hatten, oder ob es ein Bluff war. Ich gab mich besorgt wegen der beiden im Krankenhaus und tat verängstigt und unterwürfig, doch innerlich dachte ich verzweifelt darüber nach, was ich gesagt hatte und was ich sagen sollte.
»Kümmern Sie sich bitte um die Leute im Krankenhaus.«
»Erzähl uns mehr über die COP-Einheit. Was macht sie?«
»Wir erstatten nur Bericht.«
»Bedeutet das, daß die britische Armee plant, im Irak einzumarschieren?«
»Ich weiß nicht. So etwas erfahren wir nicht. Man sagt uns nur, was wir machen sollen. Man sagt uns nicht, wozu. Wir sind bloß einfache Soldaten.«
»Wie viele COP-Einheiten gibt es?«
»Eine für jedes Bataillon.«
»Wie viele Bataillone sind hier?«
»Ich weiß nicht, das hat mich nicht interessiert. Mir kann das egal sein. Ich bin bloß Soldat.«
Ich war froh, daß wir keine Fahrzeuge mitgehabt hatten. Als wir entdeckt wurden, wären Fahrzeuge von Vorteil gewesen, ohne Zweifel, doch jetzt konnten wir von Glück sagen, daß wir keine hatten, denn sonst hätte
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