Die Männer von Bravo Two Zero
die Lage nur noch verschlimmern. Sie wußten zweifellos, daß die Jungs eine Menge angerichtet hatten. Sie wußten es sicherlich aus den Bodenkämpfen wie auch aus den Medien. Wie alle anderen auch sahen sie CNN.
Seit meiner Gefangennahme hatte mich niemand auf das Regiment angesprochen, und es hatte keinen Hinweis darauf gegeben, daß sie uns für Special Forces hielten. Ich wollte, daß es so blieb. Aber was für Informationen sollte ich ihnen geben? Sie waren überzeugt, daß wir zu dem Acht-Mann-Team gehörten, das sie an der MSR entdeckt hatten. Ich mußte ihnen irgend etwas auftischen, das sich mit der Geschichte deckte. Was hatten wir da zu suchen gehabt?
Fast jede Stunde hörte ich Dinger und Stan schreien, wenn sie geschlagen wurden, doch mich ließ man in Ruhe. Zweimal kamen Wachen, verhöhnten mich, doch sie schlugen mich nicht.
Als sie das zweite Mal kamen, in den frühen Morgenstunden, sagte ich ihnen, daß ich einen Offizier sprechen wolle. Sie verstanden nicht.
»Offizier«, wiederholte ich. »Ich muß einen Offizier sprechen.«
Sie dachten anscheinend, ich wollte ihnen klarmachen, daß ich Offizier sei und daß ich mich über meine Behandlung beschweren wollte. Sie lachten, kamen in die Zelle und traten mich. Ich hörte, wie sie zum Spott Haltung annahmen und das Gewehr präsentierten, und mir wurde klar, daß ich bei diesen Leuten nichts erreichen würde. Ich mußte abwarten.
Irgendwann im Laufe des Tages kam einer von den Wachen herein und sagte in ganz passablem Englisch zu mir: »Andy, du bist sehr dumm. Warum hilfst du nicht?«
»Aber ich möchte helfen. Ich möchte mit einem Offizier sprechen.«
»Wir werden sehen.«
Eine Stunde später kam ein anderer Wachmann und rief durch das Fenster. »Was willst du?«
»Ich muß mit einem Offizier sprechen. Ich habe etwas, das ihn interessieren könnte.«
»Vielleicht.«
Zwei oder drei Stunden später brachte man mich in denselben Block wie sonst, aber in einen anderen Raum. Es war sehr kalt. Man stieß mich auf einen Stuhl. Ich hörte eine andere Stimme, eine, die ich noch nicht kannte.
»Andy, was willst du mir erzählen? Warum hast du so lange gewartet? Warum hast du dir und anderen diese ganze dumme Tortur zugemutet? Wir verstehen das nicht, warum muß das so laufen?«
»Ich habe gestern erfahren, daß zwei von unseren Leuten im Krankenhaus sind, und ich mache mir um ihre und unsere Sicherheit Sorgen. Ich hoffe einfach, daß Sie sich um die Leute kümmern.«
»Natürlich tun wir das. Was glaubst du - daß wir sie einfach töten? Sei nicht naiv. Wenn du uns hilfst, kommt alles in Ordnung. Das haben wir dir von Anfang an gesagt. Du machst das also für die anderen in deinem Trupp?«
»Ja. Ich möchte nicht, daß jemand stirbt.«
»Andy, mach dir um sie keine Sorgen. Du mußt es für dich, für deine Familie tun. Du hilfst uns, und wir kümmern uns um dich.«
»Ich bin beunruhigt wegen der beiden im Krankenhaus. Ich möchte nicht, daß sie sterben.«
»Denk an dich, Andy. Tu es für dich. Jetzt erzähl uns, warum bist du in unserem Land?«
»Ich gehöre einer COP-Einheit an.«
Arabisches Stimmengewirr setzte ein.
»Was ist eine COP-Einheit?«
»Eine Beobachtungseinheit, ein Spähtrupp. Jedes
Infanteriebataillon hat eine. Sie wird für das Bataillon auf Erkundungsmissionen geschickt. Wir wurden eingeflogen und sollten zur MSR gehen, um die Zahl der Fahrzeuge zu ermitteln, die in jede Richtung fahren.«
Ich konnte nicht sagen, ob sie es mir abkauften oder nicht. Theoretisch stimmte es; das war genau die Aufgabe einer COP-Einheit, nur daß sie sich niemals hinter die feindlichen Linien begeben würde. Doch es klang plausibel, und schließlich waren während der Verhöre Offiziere anwesend, die in Sandhurst und an der Generalstabsakademie ausgebildet worden waren. Ich hoffte, meine Aussage würde sie an ihre Ausbildung erinnern.
Wieder wurde palavert, und den Geräuschen nach zu urteilen, verließen Leute den Raum und kamen wieder herein.
»Wozu sollten die Informationen gut sein?«
»Ich weiß nicht, man sagt uns nur, was wir wissen müssen. Wie Sie sicherlich wissen, steht ganz oben auf der Befehlsliste die Erinnerung Niemand weiß mehr als nötig. Wir erfahren nichts Näheres, weil wir bloß Bodentruppen sind.«
Ihre Reaktion hörte sich nach allgemeiner Zustimmung an.
»Wie lange wolltet ihr in unserem Land bleiben?«
Ich mußte davon ausgehen, daß sie unsere gesamte Ausrüstung hatten und daß sie sie gut durchsucht
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