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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Englisch, das besser als meins war. »Aber jetzt habe ich die Verantwortung für euch. Wir werden euch verpflegen und versorgen. Wenn ihr euch gut verhaltet, sind wir auch gut zu euch. Wenn ihr Ärger macht, werdet ihr bestraft.«
    Der Mann war knapp einssiebzig groß und von schmaler Statur, war gut gekleidet, gepflegt, und er duftete frisch. Er schien es aufrichtig zu meinen. Wenn wir mitspielten, würde uns wahrscheinlich nichts passieren. Aber noch während er sprach, war nicht zu übersehen, daß die Wachen hinter ihm nicht so freundlich lächelten wie er. Sie wirkten genauso brutal wie die, mit denen wir bislang zu tun hatten. Sie waren sehr jung, und sie würden uns bestimmt einiges beweisen wollen - und einander. Ich zweifelte nicht daran, daß die Wachen auf dem Tisch tanzen würden, wenn die Katze aus dem Haus war.
    Nachdem der Major gegangen war, berieten wir uns.
    Dabei kamen uns unsere Erfahrungen, unsere Ausbildung und die Erfahrungsberichte amerikanischer Kriegsgefangener in Vietnam zugute.
    Wir nahmen uns vor, weiterhin die Unscheinbaren zu spielen, keine emotionalen Reaktionen zu zeigen oder uns übertrieben selbstbewußt zu geben. Wir waren noch nicht aus dem Schlimmen raus, noch lange nicht.
    Wir würden uns den Wachen gegenüber respektvoll verhalten. Das waren alles junge Spunde, und wir konnten davon ausgehen, daß sie uns den Arsch aufreißen würden, wenn wir frech oder aufsässig wurden. Vielleicht konnten wir, bei respektvollem Verhalten, sogar Informationen aus ihnen herausbekommen oder irgendwelche Pluspunkte sammeln, die uns unserem nächsten Ziel, eine Form von persönlicher Beziehung zu ihnen herzustellen, schon einen großen Schritt näherbrächten. Manchmal funktioniert es, manchmal nicht, aber das kannst du nur feststellen, wenn du es versuchst. Wir wußten nicht, wie lange wir hier bleiben würden - Tage, Wochen oder Jahre. Wir wollten versuchen, eine Art brüderliche Gemeinsamkeit zu ihnen herzustellen nach dem Motto, wir sind schließlich alle Soldaten, was uns mit etwas Glück Medikamente, Essen und kleine Annehmlichkeiten verschaffen würde.
    Wir wollten die Zeit bestmöglich nutzen, und zwar in physischer und psychischer Hinsicht, um wieder zu Kräften zu kommen und uns auf die Flucht vorzubereiten. Ich hatte noch immer meine Fluchtkarte und den Kompaß, und Dinger auch. Wir hofften auf bessere Verpflegung, und unsere Moral wollten wir dadurch stärken, daß wir so oft wie möglich die Karte studierten. Wir wußten, daß wir in Bagdad waren, wenn wir uns also mit der Umgebung vertraut machten, bestand durchaus die Chance, daß uns die Flucht gelang. Die Fluchtkarten waren zwar nicht so detailliert, daß die Straßen der Stadt eingezeichnet waren, aber sie zeigten die wichtigsten Orientierungspunkte der Gegend, wie Flüsse, Salzseen und Bodenerhebungen. Wir mußten nur irgendwie aus Bagdad raus.
    Zunächst aber war es wie bisher wichtig, daß wir uns auf die neue Umgebung einstellten, wobei wir hofften, daß der Alltag hier halbwegs geregelt ablief. Wir wollten auf keinen Fall durch eigenes Verschulden wieder getrennt werden. Wir würden uns das System zunutze machen, statt es zu bekämpfen.
    Im Laufe des ersten Tages und der Nacht herrschte bei den Wachen ein ständiges Kommen und Gehen. Jedesmal standen wir auf und blickten sie an. Die meisten von ihnen waren noch keine 20, und sie gaben sich herrisch und arrogant. Sie erschienen immer nur in Gruppen von mindestens drei, und sie hatten immer Pistolen dabei. Offenbar waren sie sehr auf der Hut vor uns. Bei einem ihrer Besuche nahmen sie uns die Stiefel weg und gaben uns dafür weiße Turnschuhe ohne Schnürsenkel.
    Ich bat um Wasser. Sie kamen mit einem Krug und einer Tasse zurück. Wir tranken etwas davon und stellten den Krug dann auf den Boden, als ob wir einfach davon ausgingen, daß wir ihn behalten würden. Sie nahmen es hin.
    »Was machen wir, wenn wir zur Toilette müssen?«
    fragte Stan.
    »Ihr geht, wenn wir sagen, ihr geht.«
    »Wir haben Durchfall und Bauchschmerzen und müssen hin und wieder erbrechen. Wir brauchen einen Eimer oder so was.«
    Ein Eimer wurde gebracht. Das waren zwar nur kleine Siege, aber ermutigende Zeichen, daß wir unsere Lebensbedingungen beeinflussen konnten. In jener ersten Nacht waren wir ganz fröhlicher Stimmung und alberten viel rum. Nicht weit von uns entfernt hörten wir Stimmengemurmel, und wir vermuteten, daß noch andere Gefangene da waren. Schließlich waren wir uns sicher, daß sie

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