Die Männer von Bravo Two Zero
als für einen einzelnen. Doch wenn wir den Trupp aufspalten müßten, war die Option Norden die beste, weil man selbst bei völliger Orientierungslosigkeit seinen Weg nicht verfehlen könnte. Geradeaus nach Norden bis zum
Fluß, links abbiegen und immer nach Westen. Doch selbst wenn es uns gelang, die Grenze zu überqueren, waren wir damit nicht völlig in Sicherheit. Es gab allerdings auch keine anderslautenden Informationen.
Was wir wirklich fürchteten, war eine Gefangennahme. Soweit ich wußte, hatten die Irakis weder die Genfer noch die Haager Konvention unterzeichnet. Während des Krieges gegen den Iran hatten wir Berichte über ihre Grausamkeiten bei Verhören gesehen. Die Irakis hatten ihre Gefangenen ausgepeitscht, mit Stromstößen gefoltert und teilweise zerstückelt. Ich machte mir große Sorgen, wenn wir gefangengenommen würden und nur die »großen vier« Angaben zu Nummer, Rang, Namen und Geburtsdatum machten. Damit würden sich diese Leute nie zufriedengeben und mehr von uns wollen. Daher beschloß ich, entgegen allen militärischen Regeln und ohne meinen Vorgesetzten etwas mitzuteilen, daß mein Spähtrupp sich eine Legende zur Tarnung zurechtlegen mußte. Aber wie konnte die lauten?
Wir waren eindeutig eine Angriffseinheit. Wir säßen irgendwo im Nordwesten des Iraks fest und hätten jede Menge Munition, Sprengstoff, Essen und Wasser dabei. Man braucht nicht mal den militärischen Verstand einer Nonne, um zu erkennen, daß wir nicht zum Roten Kreuz gehörten.
Ich sah nur die Möglichkeit, daß wir uns als Such- und Rettungstrupp ausgaben. Diese Teams waren gut ausgerüstet, besonders, wenn die Amerikaner einen ihrer abgeschossenen Piloten retten wollten. Die Piloten hatten einen TACBE [tactical beacon - taktischer Leitstrahlsender ], der auf der internationalen Notfrequenz sendete, die von AWACS- Frühwarnsystemen ständig abgehört wurde. Natürlich hörte jeder andere diese Frequenz ebenfalls ab, auch die Irakis. Die AWACS-Maschinen konnten den Piloten anhand seines Funkstrahls orten und die Botschaft weiterleiten. Dann würde sich ein Such- und Rettungstrupp bereitmachen. Dieses Team bestand aus einem Hubschrauber mit einem Suchtrupp von acht bis zehn Mann, bereit, mit den am Hubschrauber befestigten Maschinengewehren Feuerschutz aus der Luft zu geben. Zu diesem Trupp konnte sich noch ein Apache-Angriffshubschrauber gesellen, der wiederum Deckung gab, wenn der größere Hubschrauber landete und den »Fang« einholte. Vermutlich hätten sie noch Deckung durch ein paar Jets von oben, A10er etwa, um die Gegend zu bombardieren. Es wurde großer Wert darauf gelegt, die Leute zu retten, und das war auch richtig so. Man wußte so, wenn man in der Scheiße saß, daß sie alle Anstrengungen unternehmen würden, einen wieder herauszuholen, besonders die Piloten. Das ist gut für die Moral und die Kampfkraft. Abgesehen davon gibt es einen finanziellen Gesichtspunkt: Jeder Pilot kostet Millionen von Dollars an Ausbildung und Training.
Die Irakis wußten über diese Rettungsaktionen Bescheid und auch, daß es in dem Abhol-Hubschrauber ein Ärzteteam gab, vorwiegend für die Notversorgung. Unser Team hatte etwa die richtige Größe, und wir würden mehr oder minder gleich gekleidet sein. Im
Gegensatz zur herrschenden Meinung laufen wir nicht in x-beliebigen Klamotten herum. Man braucht einheitliche Kleidung, damit die eigenen Truppen einen identifizieren können. Man will ja nicht von den eigenen Leuten abgeschossen werden. Das wäre mehr als unprofessionell. Für eine solche Operation trägt man daher eine Art Soldatenuniform.
Wir würden nur normalen PE4-Sprengstoff mit uns führen und behaupten, er sei zu unserer eigenen Verteidigung, weil wir manchmal RV-Punkte bewachen müßten, während die AWACS eine Verbindung zwischen uns und den abgeschossenen Piloten herstellte. »Sie haben uns dieses Zeugs gegeben«, würden wir behaupten, »aber eigentlich haben wir keine Ahnung, wie man es benutzt.«
Alle im Regiment hatten eine Sanitäter-Grundausbildung von ziemlich hohem Standard. Chris hatte seine entsprechenden Prüfungen teilweise beim staatlichen Gesundheitsamt abgelegt, Stan war fertiger Arzt und hatte ein Jahr Krankenhauserfahrung. Die Such- und Rettungstrupps führen vorwiegend Schock- und Notfallbehandlung durch, daher nahmen auch Leute von unserem Ausbildungsstand daran teil.
Die TACBEs paßten auch zu unserer Geschichte, aber tief in mir drin wußte ich, daß wir das nicht lange
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