Die Männer von Bravo Two Zero
andere Informationen. Wir zündeten die Blätter an und verbrannten sie eines nach dem anderen, um ganz sicherzugehen, daß alles vernichtet wurde. Die Asche verstreuten wir am Boden.
»Ich rauch’ mir eine, solange ihr euer Feuer anhabt«, meinte Dinger. »Ich brauch’ was in den Lungen, ehe es wieder losgeht.«
Dann forsteten wir unsere Habe sorgfältig nach den Dingen durch, die unseren Auftrag, uns selbst oder andere kompromittieren konnten. Wenn man etwas bei sich hat, das dem Feind völlig unbekannt ist, will er bestimmt herausfinden, was es zu bedeuten hat, und das kann den Aufhänger für ein Verhör bilden. »Was ist das? Wofür braucht man das?« Man kann für etwas völlig Unwichtiges eine Menge Unannehmlichkeiten erleiden.
In der Ferne hörte man Motorengeräusch. Zwei Panzerwagen fuhren in einer Distanz von etwa einem Kilometer im Norden vorbei, zu weit weg, um eine unmittelbare Gefahr darzustellen. Ich hoffte, sie kamen nicht gerade auf die Idee, an Stellen zu suchen, die unübersehbar Deckung boten.
Um etwa 7 Uhr morgens begann es zu regnen. Nicht zu fassen. Wir hockten mitten in der Wüste! Das letzte Mal hatte ich 1985 in Oman Regen in der Wüste erlebt. Wir wurden völlig durchgeweicht, und nach zehn
Minuten ging der Regen in Schnee über. Völlig verblüfft starrten wir uns an. Dann begann es heftig zu schneien.
Bob sang: »I’m dreaming of a white Christmas ...«
Wir hätten ebensogut an einem stürmischen Alpenhang liegen können. Es wurde langsam ernst. Wir rückten enger aneinander. Keine einzige Kalorie sollte nun vergeudet werden. Wir holten die Kartenumhüllungen heraus und versuchten uns damit ein wenig Schutz zu verschaffen. Unsere Hauptsorge war, die Wärme im Körperinnern zu bewahren.
Der menschliche Körper versucht ungeachtet der Außenverhältnisse eine konstante Temperatur zu halten. Der Körper besteht aus einem inneren, sehr warmen Kern, umgeben von einer kühleren Außenhülle. Der Kern besteht aus Gehirn und anderen lebenswichtigen Organen in Brust und Bauch. Die Hülle ist alles andere: Haut, Fett, Muskeln und Extremitäten. Das ist die eigentliche Pufferzone zwischen Kern und Außenwelt und schützt die Organe vor einem lebensbedrohlichen Temperaturwechsel.
Die Beibehaltung der richtige Kerntemperatur ist der wichtigste Faktor für das Überleben. Selbst in extremer Kälte oder Hitze weicht die Kerntemperatur selten mehr als zwei Grad von 36,8° ab. Die Hülle wird einige Grade kühler. Wenn die Kerntemperatur höher steigt als 42,7° oder unter 28,8° fällt, stirbt man. Der Körper erzeugt bei der »Verbrennung« Energie und Wärme. Wenn man zittert, sagt der Körper einem, daß man schneller Wärme verliert, als erzeugt wird. Der Zitterreflex hält viele Muskeln in Bewegung und verstärkt die
Wärmeproduktion, indem mehr Brennstoff verbrannt wird. Wenn die Temperatur im Körperinnern ein paar Grad absinkt, wird es problematisch. Zittern reicht dann nicht mehr, um einen wieder aufzuwärmen.
Der Körper hat eine Art Thermostat, das in einem kleinen Stück Nervengewebe am Hirnstamm liegt. Dies steuert die Erzeugung und Verbreitung von Wärme sowie alle Körperteile, die für die Aufrechterhaltung der richtigen Temperatur erforderlich sind. Wenn der Körper unterkühlt wird, reagiert der Thermostat, indem er anordnet, daß Wärme von den Extremitäten ins Körperinnere geleitet wird. Hände und Füße werden starr. Wenn die Kerntemperatur weiter absinkt, zieht der Körper die Wärme auch vom Kopf ab. Wenn das eintritt, verlangsamt sich der Kreislauf, und das Opfer bekommt nicht mehr genug Sauerstoff und Zucker für das Gehirn. Der Zucker, den das Gehirn normalerweise braucht, wird zur Wärmeerzeugung verbrannt. Wenn das Gehirn langsamer arbeitet, hört der Körper zu zittern auf, und das Verhalten wird irrational. Das ist ein sicheres Indiz, aber eines, das man selbst kaum erkennen kann, weil der Wille, sich selbst zu helfen, bei Unterkühlung mit als erstes schwindet. Man zittert nicht mehr, und man macht sich auch keine Sorgen mehr. Man stirbt, aber es ist einem völlig egal. Der Körper verliert die Fähigkeit, sich wieder aufzuwärmen. Selbst wenn man dann in einen Schlafsack kriechen kann, kühlt man weiter aus. Der Puls wird unregelmäßig, Benommenheit geht schließlich in Bewußtlosigkeit über. Die einzige Rettung bedeutet Wärme von außen - ein Feuer, heiße Getränke, ein anderer Körper. Die wirksamste Methode, einen unterkühlten Körper erneut
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