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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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meiner linken Hand krümmte sich über den leuchtenden Teil des Geräts, und ich hatte das Hemd so weit wie möglich über die Hand gezogen, um die Kälte abzuhalten. Die Waffe hielt ich in der rechten Armbeuge. Mein Überziehhemd war steifgefroren. Es war gemustert wie die Oberfläche eines zugefrorenen Sees. Auch das Tuch um mein Gesicht war steif. Ich wollte es zurechtziehen, aber es war bretthart.
    Die Hände wagte ich nicht zu bewegen, weil sie sonst noch kälter werden konnten. Wir mußten so schnell wie möglich marschieren, um Körperwärme zu produzieren. Es war zum Verzweifeln: kein Licht, nur das Geräusch des Windes. Es war wie auf einem fremden Planeten, auf dem wir die einzigen Menschen waren.
    Wir drängten nach Norden, die Köpfe gesenkt, die Gesichter blau vor Kälte. Hin und wieder hörte man Fahrzeuge in der Ferne, wo die Schotterstraße verlief. Die Bodenbeschaffenheit änderte sich. Der steinharte Sand ging in Fels mit losem Geröll über. Überall stießen wir auf Gräben, die Bulldozer für Panzer gezogen hatten, zur Deckung und Tarnung. Sie standen voll Wasser oder Eis, und frisch sahen sie nicht gerade aus.
    Wir befanden uns nun etwa 60 Meter tiefer, aber es ging allen sehr schlecht. Ich dachte unter meinem eisstarren Kopftuch, daß wir alle sterben würden, wenn das Wetter sich nicht bald besserte.
    Wir waren etwa drei Kilometer über die Straße gegangen, als ich entschied, umzukehren. Der eisige Wind würde uns umbringen. Wir stolperten nur noch, zitterten heftig und wurden immer benommener. Wenn wir nicht sofort etwas unternahmen, waren das unsere letzten bewußten Handlungen. Das nächste Stadium hieß dann Koma. Wir mußten zurück über die Schotterstraße und weitere zwei Kilometer bis zu einem ausgetrockneten Flußbett, das ungefähr parallel zur Straße verlief. Das war der einzige windgeschützte Platz in dieser Nacht. Wenn wir nicht dorthin zurückgingen und uns erholten, konnten wir einpacken.
    Wir drehten also um. Alle Taktik wurde wortwörtlich in den Wind geschlagen. Die Geheimhaltung war jetzt unwichtig. Wir mußten das nackte Leben retten. Wir taumelten in den Graben und hockten uns dicht nebeneinander. Mark ging es am miesesten, aber wir alle brauchten Hilfe. Bob und ich legten uns auf ihn, um ihn mitzuwärmen. Dinger und Legs setzten Wasser auf. Feuermachen gilt wohl als der größte Fehler, den man nachts begehen kann, aber was sollte es? Wenn man stirbt, hilft das auch keinem. Es war besser, die Chance zu nutzen und weiterzuleben, um weiterzukämpfen. Wenn man uns nicht entdeckte, würden wir uns hoffentlich allmählich erholen. Wenn man uns schnappte, würden wir’s entweder überleben oder halt nicht. Aber ohne ein wärmendes Feuer starben wir mit Sicherheit.
    Die beiden bereiteten zwei Runden heiße Getränke und reichten sie herum. Mark bekam etwas Warmes zu essen. Er sprach inzwischen sehr undeutlich und war offensichtlich auf dem absteigenden Ast. Ich war jetzt überzeugt, daß wir alle sterben würden.
    Wir blieben zwei Stunden und versuchten uns, so eng aneinandergedrängt wie möglich, aufzuwärmen. Eigentlich wollte ich nicht weiter, denn wir waren immer noch eiskalt und durchnäßt. Aber wir wußten, daß wir uns auf den Weg machen mußten, sonst kämen wir nie vom Fleck. Immerhin hieß unser Ziel, einer Gefangennahme zu entgehen.
    Drei Aspekte machten uns Sorgen: das Wetter, unser körperlicher Zustand und der Feind. Aufgrund des Terrains war es höchst unwahrscheinlich, daß wir dem eisigen Sturm entgehen konnten, der uns solche Probleme bereitete. Unsere physische Verfassung hätte schlimmer sein können, aber nicht viel. Ideal wäre es gewesen, hier vor dem Wind geschützt abzuwarten, bis er sich legte oder das Wetter insgesamt wärmer wurde. Aber wie lange würde das dauern? Das fehlende Wasser würde früher oder später ebenfalls zum Problem.
    Es herrschte viel stärkere Feindaktivität in der Gegend, als man uns gesagt hatte. Irgend etwas war los. Wenn man uns entdeckte, würde alles sehr schnell geschehen, denn es lagen viele Truppen in der Gegend. Wußten sie inzwischen, daß wir hier waren, nachdem sie unser letztes Lager entdeckt hatten?
    Wir mußten weiter, aber in welcher Richtung? Wenn wir nach Norden statt nach Westen gingen, hatte das den Vorteil, unterhalb der Schneegrenze bleiben zu können. Dagegen sprach, daß wir länger dem Wind ausgesetzt waren und näher am Fluß und damit an Wohnsiedlungen blieben. Die Geheimhaltung würde sehr

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