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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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erschöpft.
    Ich dachte immer noch an die Jets. Es war schon Stunden her, seit wir sie gehört hatten. Die Piloten saßen wohl schon wieder in ihren Unterkünften und tranken Kaffee, während die Mechaniker sich um die Maschinen kümmerten. Schön, auf diese Weise Krieg zu führen. Sie steigen in die gemütlichen, warmen Cockpits und fliegen ihr Ziel an. Alles hier unten ist für sie nur große, weite Dunkelheit. Da hören sie eine müde englische Stimme, die sich beklagt, sie säße in der Scheiße. Vielleicht hatte sie das ein wenig überrascht. Ich hoffte sehr, daß wir ihnen Sorgen bereiteten und sie etwas unternahmen. Ich fragte mich, ob sie den Vorfall sofort per Funk weitergeleitet oder gewartet hatten, bis sie wieder zurück am Stützpunkt waren. Vermutlich traf letzteres zu. Es war Stunden her, und kein weiterer Jet war aufgekreuzt. Ich wußte nicht, wie das amerikanische Such- und Rettungsprogramm organisiert war. Ich hoffte nur, daß sie begriffen hatten, wie wichtig es war.
    Ich gab mir die Schuld daran, daß wir einander verloren hatten. Ich fühlte mich wie ein Idiot und fragte mich, ob die anderen ähnlich dachten. Ich hätte mich in den Hintern treten können, weil ich mich nicht vergewissert hatte, ob Vince die Situation ganz klar war, als wir stehenblieben. Für mich war alles meine Schuld. Auf dem Marsch nach Norden machte ich mir immer wieder Vorwürfe. Bei diesem Absetzmanöver durfte nichts mehr schiefgehen. Ich durfte keine weiteren Fehler machen.
    Es war nun Zeit, ein Versteck zu suchen. Wir waren bislang über losen Schotter und Felsen gegangen und hatten nun festen Sand unter uns. Unsere Stiefel hinterließen kaum Abdrücke. Das war einerseits gut, weil wir keine Spuren verursachten, der Boden war aber andererseits so hart, daß wir uns nicht die kleinste Senke graben konnten. Es wurde bald hell, und wir waren immer noch auf den Beinen. Es wurde schon langsam kritisch, doch da machte Legs etwa einen Kilometer westlich ein paar Sanddünen aus. Wir befanden uns in einem Gebiet, in dem der ständige Wind Bodenrippen und fünf bis zehn Meter hohe Hügel angeweht hatte. Wir suchten uns den höchsten aus, weil wir so bessere Rundumsicht hatten.
    Damit taten wir etwas, was man eigentlich nie tun sollte. Wir wählten einen isolierten Punkt als Deckung. Aber es gab nur diese kleine Erhöhung in einem ansonsten völlig flachen Gebiet. Oben befand sich ein kleiner Steinhaufen. Vielleicht lag hier jemand begraben.
    Um den Steinhaufen war eine niedrige, etwa 30 Zentimeter hohe Mauer gezogen. Wir bauten sie etwas höher und legten uns dahinter. Es war immer noch eiskalt, weil der Wind durch die Lücken in der Mauer pfiff, aber immerhin brauchten wir nun nicht mehr weiterzumarschieren. In den letzten zwölf Stunden hatten wir in völliger Dunkelheit und unter extremen Witterungsbedingungen 85 Kilometer zurückgelegt, so viel wie zwei Marathonläufe. Meine Beine schmerzten. Das Stilliegen war wunderbar, doch dann kamen die Krämpfe. Bei jeder Bewegung wurde ein anderer Körperteil der Kälte ausgesetzt. Es war sehr schlimm.
    Im Süden sahen wir Strommasten von Ost nach West verlaufen. Wir benutzten sie, um unsere Position auf der Karte zu bestimmen. Wenn wir ihnen folgten, würden wir schließlich auf die Grenze stoßen. Aber wer konnte wissen, ob sich nicht auch andere daran orientierten?
    Wir blieben etwa eine halbe Stunde lang so liegen, doch es wurde immer unangenehmer. Im Osten, etwa zwei Kilometer entfernt, stand ein wellblechgedecktes Gebäude, vermutlich eine Pumpstation. Es sah sehr einladend aus, stellte aber einen noch isolierteren Punkt dar. Im Norden war nichts zu sehen. Es gab keine Alternative. Wir blieben, wo wir waren.
    Wir mußten so flach wie möglich liegenbleiben. Also rollten wir uns zusammen und versuchten, uns gegenseitig zu wärmen. Dunkle Wolken fegten über den Himmel. Der Wind heulte durch die Ritzen der kleinen Mauer. Er schnitt uns in Mark und Bein. Ich wußte, was Kälte war, denn ich war schon in der Arktis gewesen, aber so etwas wie hier hatte ich noch nicht erlebt. Es war, als läge man in einem Eisschrank und spürte, wie man langsam jegliche Körperwärme verlor. Außerdem mußten wir hier den Rest des Tages bleiben und uns bei allen Bewegungen möglichst unter Mauerhöhe halten. Wenn wir einen Krampf bekamen, was nach einem längeren Marsch normal ist, mußten wir einander helfen.
    Legs holte das Funkinfo aus seiner Kartentasche und vernichtete alle wichtigen Codes und

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