Die Maetresse bis Martini
Schlaf.“
Willenlos ließ sich Katharina in die Küche ziehen.
„Kein Wort zu meiner Mutter!“
„Ich werde kein Wort sagen.“
Eine Ecke war mit einem Vorhang abgetrennt. Dort entledigte sich Katharina ihrer Kleider und stöhnte wohlig auf, als sie in die kleine Zinkwanne mit warmem Wasser stieg. Marie brachte einen weiteren Eimer und half Katharina beim Waschen. Dann wurden die schmerzenden Füße mit einer kühlenden Salbe eingerieben und die Blasen an den Händen versorgt. Bei der bescheidenen Mahlzeit gähnte Katharina unzählige Male, so dass Marie sie danach ins Bett schickte. Kunigunde, die sich in die Küche geschleppt hatte, war entsetzt, als sie ihre Tochter sah.
Doch Marie beruhigte sie: „Mütterchen, habt keine Sorge! In drei Tagen ist die Fron vorbei und unsere Rina hält das schon durch.“
„Aber wie müde sie ist!“
„Seid unbesorgt! Ich habe gute Salben und Gebete. Damit übersteht sie alles!“
Karl war zufrieden mit sich, als er mit seinen Gefährten zum Schloss hoch ritt. Nie im Leben hätte er damit gerechnet, dass sie sich ihm widersetzte, aber er musste sie haben – um jeden Preis. Es ging gar nicht an, dass eine Frau wie Katharina ihn abwiese, ihn, den Erben Hochheims, der drei Frauen wegen ihrer niedrigen Herkunft als Ehefrauen abgelehnt hatte und den Ruf hatte, zwei Hofdamen seiner Mutter vor den Augen ihrer Männer verführt zu haben. So wie er Katharina einschätzte, war sie morgen am Schloss. Zwar waren die Schuldscheine ein gemeiner Schachzug, doch im Krieg und in der Liebe war alles erlaubt. Karl war sich sicher, dass nur er in kürzester Zeit das Feuer der Begierde in Katharina entfachen konnte.
Kapitel 2
Der nächste Tag begann mit Bodennebel und einer tüchtige Portion Ärger zum Frühstück. Während Marie bereits mit den Töpfen klapperte, tunkte Katharina ein Stück Brot in den heißen Tee und fütterte damit ihre Mutter. Kunigunde ging es besser als gestern, aber sie hatte nach wie vor starke Schmerzen und konnte nicht allein essen. Vor drei Jahren war sie die Treppe hinuntergefallen und hatte sich dabei die Hüfte so verrenkt, dass sie seitdem nur noch humpelte. Dann hatten sich ihre Augen verschlechtert und so war sie fast blind. Aber wenn ein Lächeln über ihr Gesicht huschte, erahnte man, was für eine Schönheit Kunigunde früher gewesen war. Dankbar für Katharinas Hilfe ließ sie sich füttern und drückte dabei immer wieder die Hand ihrer Tochter. Manchmal litt Kunigunde darunter, so hilflos zu sein. Dabei hatte sie sich vorgenommen, ihre Tochter nach dem Tod des Schwiegersohnes zu entlasten und nach ein paar Jahren friedlich und für immer die Augen zu schließen. Jetzt war sie ein Klotz an Katharinas Bein.
Doch Katharina war es keine Pflicht, sich um sie zu kümmern, sondern sie gehörte einfach zum Leben dazu. Egal wann sie ihre Mutter gebeten hatte, stets war Kunigunde gekommen und hatte ohne Fragen und Anklagen geholfen. Es tat Katharina weh, sie so leiden zu sehen. Vielleicht half ein Aufenthalt mit warmen Bädern ihrer Mutter, damit sie wieder gehen konnte. Aber eine solche Reise kostete ein Vermögen, das sich nur sehr reiche Händler und Adelige leisten konnten.
Als die Turmuhr sechsmal schlug, stand Katharina auf, um sich fertig zu machen. Der zweite Tag Fronarbeit wartete. Sie küsste ihre Mutter zum Abschied auf die faltige Wange und legte sich ein warmes Schultertuch um, als sie die Küche verließ. Doch im Gang hielt Marie sie auf: „Rina, was ist mit heute Abend?“
„Was soll sein? Ich gehe nach der Lese hinauf zum Schloss. Wahrscheinlich wird es sehr spät.“
Marie schüttelte empört den Kopf. „Das könnt ihr nicht tun! Ihr werdet doch nicht verschwitzt und in alten Kleidern zum Fürsten gehen! Da schäme ich mich!“
„Du dich?“ Katharina lachte harsch auf. „Was soll ich tun? Wenn ich nicht gehe, werden die Schulden fällig gestellt. Das kann ich nicht begleichen. Ich habe keine Wahl, ich gehe heute Abend ins Schloss – egal, was ich trage.“
Jetzt wurde es Marie zu bunt und sie befahl: „Nach der Fron kommt ihr nach Hause und wascht euch. Dann zieht ihr euch ein gutes Kleid an und tretet vor den Fürsten. Ich werde ein Pferd organisieren, damit ihr rechtzeitig am Schloss seid.“
„In Ordnung.“, gab Katharina nach, nahm den Brotzeitkorb in die Hand und ließ die Haustür hinter sich zufallen. Wenn Marie diesen Ton anschlug, duldete sie keinen Widerspruch. In der herbstlichen Kühle
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