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Die Maetresse bis Martini

Die Maetresse bis Martini

Titel: Die Maetresse bis Martini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Chriffie
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erreicht Katharina bald den Weinberg des Fürsten.
     
    Während Katharina erneut Trauben schnitt, schlief Karl seelenruhig aus. Den gestrigen Abend hatte er mit drei Freunden und einem Fass Wein verbracht. Das Essen war gut gewesen, der Sänger mit seinen Bänkellieder nur Mittelmaß, aber die zwei Mädchen, die sein Freund Sigismund bestellt hatte, waren recht hübsch und anschmiegsam gewesen. Großzügig hatte er die Dirnen seinen Freunden überlassen und amüsiert zugesehen, wie sie sich miteinander vergnügt hatten. Vor seinen Augen stand eine besondere Frau, die widerspenstige Witwe Katharina, die er heute vor ihm auf die Knie zwingen wollte.
    Als Karl zum ersten Mal die Augen aufschlug, war sein Schlafraum noch dunkel, aber auf dem Tisch neben seinem Bett stand bereits der Kakao. Er rümpfte die Nase. Kaffee war besser, aber der alte Haushofmeister Gampert sah ihn immer noch als Knaben an. Er musste bald ein ernstes Wort mit ihm reden. So eine Frau neben ihm im Bett wäre jetzt etwas Feines gewesen, dachte Karl und streckte sich. Ein wenig poussieren und dann Kaffee – was für ein Paradies! Spätestens in zwei Wochen träumte er nicht mehr davon, sondern hatte es sich geschaffen.
    Beim ersten Schluck verbrühte er sich die Zunge und fluchte so laut, dass die Zimmertür einen Spalt geöffnet wurde und sein Kammerdiener Reinhard den Wuschelkopf hereinsteckte. „Euer Gnaden sind wach?“
    „Ja“, brummte Karl, „richte Er etwas für die Jagd her.“
    „Wie Euer Gnaden wünschen.“
    Reinhard schlich sich fast herein und schloss leise die Tür. Da Karl meistens nach solchen durchzechten Nächten Kopfschmerzen hatte, war er unfreundlich und schnell eingeschnappt. Doch heute war sein Fürst irgendwie anders. Was war gestern in der Stadt passiert?, fragte sich Reinhard zum zweiten Mal an diesem Tag. Karl hatte gestern keine Frau angerührt und hatte weniger getrunken als sonst. Was hatte ihn zur Vernunft gebracht?
    Nach dem Anziehen suchte Karl seine Freunde auf, die im angrenzenden Zimmer schliefen. In zwei Wochen würde dort Katharina nächtigen. Aber so wie der Raum aussah, musste Reinhard ihn vorher gründlich reinigen. Im großen Bett lagen zwei Männer und die beiden Mädchen. Otto schnarchte auf dem Fußboden, weil er offenbar aus dem Bett gefallen war. Kleidung lag verstreut herum, der Raum stank nach Schweiß und Alkohol, Flaschen und Gläser verrieten, dass seine Freunde noch weitergefeiert hatten. Er rüttelte Otto wach, aber der sank gleich wieder zurück in den Schlaf. Franz brummelte etwas Unverständliches und legte seinen Arm wieder über eine weibliche Schulter.
    Karl war enttäuscht. Er wollte etwas erleben und nicht schlafen. Also begab er sich in die Ställe und ließ ein Pferd satteln. Zumindest Bewegung konnte er sich verschaffen und galoppierte dann den restlichen Vormittag über abgeerntete Felder und den angrenzenden Wald. Als er kurz nach Mittag wieder zurückkam, die Kirchenglocken läuteten, hatte er einen freien Kopf und einen Plan für Katharina.
    Das Mittagessen war eine feierliche und steife Angelegenheit, weil im zugigen Speisesaal alle Mitglieder des Hofes sich versammelten und Anweisungen für den Abend und den nächsten Tag erhielten. Seine Mutter Antonia, fest in ein orangefarbenes Kleid geschnürt, drohte wieder einmal ohnmächtig zu werden. Trotzdem hatte Karl Mitleid mit ihr. Sein Vater Friedrich war kein einfacher Ehemann.
    „Guten Tag, werte Mutter!“, begrüßte er sie galant mit einer Verbeugung und einem zärtlichen Handkuss. Wenn er sie um den Finger wickeln konnte, dann schmolz Katharina bereits unter seinem Blick.
    Doch heute hörte Antonia ihn nicht, sondern starrte auf den Porzellanteller vor ihr und fächelte sich hektisch Luft zu. War sie etwa zu eng geschnürt?
    Sein Bruder Friedhelm setzte sich mit einer getragenen Miene zu Tisch, die einem Pfarrer gut gestanden wäre, aber nur lächerlich war. Trotzdem nickte Karl ihm freundlich zu und setzte sich auf seinen Platz. Neben ihm saß seine Großtante Gertrud, kerzengerade und stocktaub, weshalb das Essen stets erholsam war. Wie immer kam sein Vater zu spät und sah aus, als ob er seiner derzeitigen Favoritin Anna noch einen kurzen Besuch abgestattet hätte.
    Mit einem Wink begannen die Diener zu servieren und Karl ärgerte sich wieder über Friedrich, denn das Essen war kalt geworden. Warum konnte der Alte ihnen nicht einmal ein warmes Mittagessen gönnen? Mit Todesverachtung löffelte er die kalte Suppe und

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