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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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eine Entscheidung für das Leben und gegen den Tod: Jene Frauen zogen ihre Männer aus der geschlossenen Welt der Mafiafamilie heraus, die die Bindung an die ehrenwerte Gesellschaft stets höher bewertete als die Bindung an eine Frau. In einem so archaischen System wie der Mafia sind die Frauen »frischer Wind« und im Organismus der Mafia eine Art natürlicher Antikörper.
    21. Welche Frau zum Beispiel hat einen Ehrenmann umgekrempelt?
    Rita Simoncini hatte entscheidenden Anteil am Entschluss Francesco Marino Mannoias, mit der Justiz zusammenzuarbeiten.
    Mannoia wurde 1989 Kronzeuge und war der erste Corleoneser, der diesen Schritt tat. Als die Mafiosi herausfanden, dass er mit dem Untersuchungsrichter Falcone sprach, brachten sie seine Mutter, seine Schwester und eine Tante um. Seine Ehe mit Rosa Vernengo, der Tochter Pietro Vernengos, eines Ehrenmannes von Santa Maria del Gesù und aus derselben Familie wie Mannoia, war von der Familie arrangiert worden, aber verliebt war er in Rita.
    Sie war es, die sich eines Tages an den Leiter der Kriminalpolizei Gianni De Gennaro und seinen Vize Antonio Manganelli wandte. An der Hand hielt sie Cristina, ihre und Mannoias Tochter. »Ich habe lange mit Francesco geredet«, sagte sie. »Er möchte aussagen, aber nur vor De Gennaro und dem Untersuchungsrichter Falcone, weil er nur ihnen vertraut. Er möchte mit mir leben, und das geht nur, wenn er aus der Cosa Nostra aussteigt.« Für Francesco Marino Mannoia war Rita die Zukunft und das Leben. Die Cosa Nostra war die Vergangenheit und der Tod.
    22. Stimmt es, dass bei der Mafia die Ehe immer von der Familie arrangiert wird?
    Mafiosi heiraten fast immer jemanden aus ihrer eigenen Familie oder einen engen Verwandten anderer Mafiosi. Außenstehende werden nicht gern aufgenommen. Es gibt Eheschließungen zwischen den Inzerillo und den Spatola, den Gambino und den Di Maggio; zwischen den Badalamenti aus Cinisi, den Rimi aus Alcamo und den Familien Plaja und Buccellato aus Castellammare del Golfo. Auch innerhalb des Clans der Corleoneser wurde geheiratet: Salvatore Riina ehelichte Ninetta Bagarella, die Schwester von Calogero und Leoluca Bagarella, die zu unterschiedlichen Zeiten eng an seiner Seite standen. Riina hatteNinettas älterem Bruder Calogero Bagarella seine Schwester Arcangela zur Ehe versprochen. Nach Calogero Bagarellas Tod bei der Schießerei auf dem Viale Lazio in Palermo im Dezember 1969 suchte sich Arcangela Riina keinen anderen Mann.
    Brüder tun sich mit Schwestern zusammen. Dabei geht es nicht um Liebe, sondern um die Vermischung des Bluts, um einen lebenslangen Pakt, ein ewiges Bündnis. Dies erklärt auch die Reaktion einiger Mafiafrauen auf den Entschluss ihrer Männer, mit der Justiz zusammenzuarbeiten.
    Giusy Spadaro und Angela Marino, die mit den reuigen Brüdern Pasquale und Emanuele Di Filippo verheiratet waren, wandten sich an Journalisten, um ihnen mitzuteilen: »Wir sind nicht die Frauen, sondern die ehemaligen Frauen dieser Dreckskerle. Für uns sind sie gestorben. Unseren Kindern haben wir gesagt, dass sie keinen Vater mehr haben, dass sie ihn verleugnen und für immer aus ihrem Gedächtnis streichen müssen.« Doch nach ein paar Jahren kehrten die beiden zu ihren Männern zurück, die im Rahmen des Zeugenschutzprogramms irgendwo versteckt lebten. Die Mutter der beiden Brüder sagt heute noch: »Diese zwei Rindviecher habe nicht ich in die Welt gesetzt.«
    Die Frauen spielen eine schillernde, schwer zu fassende Rolle innerhalb der Mafia. Einige schmuggeln für ihre Männer Botschaften aus dem Gefängnis heraus, andere verstecken Waffen oder verbergen untergetauchte Mafiosi, andere fungieren als Drogenkuriere oder betreiben Geldwäsche. Es gibt aber auch welche, die nicht mehr in der Welt der Mafia leben wollen und ihre Männer zum Widerstand drängen.
    23. Gewinnen die Frauen auch in der Welt der Mafia immer mehr Macht?
    Auch innerhalb der Mafia wandelt sich das Verhältnis zwischen Mann und Frau, wenn auch langsamer – im Guten wie im Schlechten. Beim Maxi-Prozess Mitte der achtziger Jahre (vgl. Kap. 78) waren von den 460 Angeklagten nur vier Frauen. Einewurde wegen falscher Zeugenaussage vor Gericht gestellt, eine andere wegen Strafvereitelung, zwei wegen Drogenhandels. Heute beteiligen sich die Frauen immer stärker an den Aktivitäten der Mafiafamilie. Andere, vor allem junge und ganz junge Frauen, gleichfalls im mafiosen Milieu groß geworden, sind jedoch empfänglich für die Einflüsse der

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