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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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herstellt.
    Das mafiose Bürgertum (eine treffende Bezeichnung, die der sizilianische Mafia- und Verbrechensforscher Umberto Santino zum ersten Mal verwendete) ist eine eigene soziale Schicht. Die Mafia war in Palermo nie ein Fremdkörper, sondern stets gut verankert. Spuren dieses mafiosen Bürgertums finden sich auchin der Untersuchung Leopoldo Franchettis und Sidney Sonninos vom Ende des 19. Jahrhunderts. Bereits sie sprachen von »Übeltätern der Mittelklasse«, die auf der einen Seite Verbindung zu Mördern und auf der anderen zur politischen Macht unterhielten. Dem Schein nach lebte das mafiose Bürgertum nach Recht und Gesetz, in Wahrheit sicherte es stets und in jeder Hinsicht die militärische Struktur der Cosa Nostra ab.
    Aus diesem Grund kann man auch noch nicht von einer geschlagenen Cosa Nostra sprechen. In der Vergangenheit hatte sie es stets verstanden, sich wiederaufzurichten, auch unter den widrigsten Umständen.
     
    Glauben Sie mir, meine Herren, glauben Sie mir: Die Mafia ist nicht nur ein kriminelles Phänomen, sie reicht über das kriminelle Phänomen hinaus. Die Mafiosi verfügen über Absprachen mit allen Schichten der Gesellschaft. Ein Mafioso weiß sich auf allen Ebenen Zugang zu verschaffen.
     
    Tommaso Buscetta, Anhörung vor dem parlamentarischen
    Antimafia-Ausschuss, 17. November 1992
    55. Könnten die Kinder der namhaftesten Mafiosi die Cosa Nostra retten?
    Die Kinder mancher Mafiabosse sind heute angesehene Freiberufler, Rechtsanwälte oder Notare. Andere haben im Ausland studiert und unterrichten jetzt Geschichte oder Rechtswissenschaften an den besten amerikanischen Universitäten. Wieder andere, die jüngsten, besuchen die besten Schulen Palermos.
    Dann gibt es noch die »Vorbelasteten«, die einen zu gewichtigen Namen haben, um sich Hoffnung auf ein normales Leben machen zu können: die Söhne Totò Riinas beispielsweise. Der eine, Giovanni, ist dreißig und schon zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der andere, Salvo, ist – kaum volljährig – wegen Zugehörigkeit zu einer mafiaartigen Vereinigung ins Gefängnis gewandert. Er wird wieder herauskommen. Doch wo soll er mit diesem Namen hin, und was wird er je aus seinem Leben machen können? Wenn er kein Mafioso wird, werden ihn seinemafiosen Landsleute verachten; wird er Mafioso, landet er schnell wieder im Gefängnis. Er wird sein ganzes Leben lang unter Beobachtung stehen, auf Schritt und Tritt.
    Auch die Kinder Bernardo Provenzanos werden lebenslang gebrandmarkt bleiben, obwohl es ihnen anders erging als den Söhnen Totò Riinas. Gebrandmarkt sind auch die Spadaro aus der Kalsa, die Ganci aus dem Noce-Viertel und die Madonia aus Resuttana – die gesamte Mafia, die noch als solche in Erscheinung tritt: Die gewalttätige Mafia, die wir kennengelernt haben. Es werden sich wohl nur die retten können, die die Möglichkeit hatten, sich zu entscheiden; wer studiert und beizeiten verstanden hat, dass er nicht ein Leben führen kann wie sein Vater.
    Vor ein paar Jahren habe ich den Neffen eines großen Bosses aus der Gegend von Agrigent kennengelernt, der in großen Teilen Westsiziliens das Kommando führte. Er wusste, dass ich mich als Journalist mit der Mafia befasste, er hatte viele meiner Berichte gelesen, er »verfolgte« mich mit einem gewissen Interesse. Wir aßen zusammen in einer Trattoria auf dem Land bei Buonfornello am Fuße des Madonien-Gebirges. Auch ein Verwandter Salvatore Riinas war dabei: Damals versuchte ich gerade, seine Tochter Maria Concetta zu interviewen. Während wir so redeten, erinnerte mich der Neffe des Bosses an einen Artikel, den ich vor langer Zeit über die Ermordung Rosario Livatinos geschrieben hatte. Der Richter, der keinen Begleitschutz hatte, wurde von bewaffneten Killern an einer Böschung eingeholt und in einer Schlucht ermordet. Der Neffe des Bosses erinnerte sich an den Hergang des Verbrechens: »Livatino rannte und rannte …«. Ich bekam eine Gänsehaut. Doch dann fügte er hinzu: »Die Zeiten haben sich geändert, und für Leute wie mich gibt es keinen Platz mehr, man weiß nicht mehr, wohin. Die Welt ist eine andere geworden, mit uns hat es keinen Sinn mehr. Leute mit meinem Namen müssen sich verändern, wenn sie überleben wollen.«
    Man wird sehen, ob sie sich wirklich für ein anderes Lebenentscheiden oder ob sie nur die Kleider wechseln und versuchen, sich eine neue Fassade zu geben.
    56. Wer wird das neue Oberhaupt dieser sizilianischen Mafia in der Krise?
    Viele Experten

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