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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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sehen Matteo Messina Denaro aus Trapani als Totò Riinas Nachfolger. Er ist seit siebzehn Jahren flüchtig und hat als Spross einer alten Familie der Cosa Nostra einen beachtlichen mafiosen Stammbaum vorzuweisen. Er war einer der Protagonisten der Anschläge von 1992 und 1993, pflegt enge Verbindungen zur palermitanischen Cosa Nostra und unterhält Beziehungen zu Reedern, Kunsthändlern und Freimaurern auf der ganzen Welt: ein Mafioso, der alles hat, was nötig ist, um die sizilianische Mafia aus dem Sumpf zu ziehen, in den sie sich hineinmanövriert hat. Die Ermittlungsbehörden jagen ihn seit Jahren, alle paar Monate heißt es, man »sei drauf und dran, ihn zu fassen«. Sollten sie ihn tatsächlich kriegen, schließt sich ein Kapitel der Cosa Nostra. Sollte er hingegen ein neuer Provenzano werden, eine geheimnisumwitterte Erscheinung, die es schafft, jahrzehntelang im Untergrund zu leben, dann hat die sizilianische Mafia eine weitere unsägliche Abmachung getroffen.
     
    Matteo Messina Denaro, der am 26. April 1962 in Castelvetrano in der Provinz Trapani geboren wurde, steht in Italien ganz oben auf der polizeilichen Fahndungsliste. 2007 nahm er unter den Top Ten der meistgesuchten Männer des amerikanischen Wirtschaftsmagazins
Forbes
den fünften Rang ein – Platz eins hielt Osama bin Laden.
    Er soll jemandem anvertraut haben: »Mit den Leuten, die ich getötet habe, könnte man einen ganzen Friedhof füllen.« Angeblich liebt er Videospiele und Rolex-Uhren über alles. Totò Riina soll ihm sein Geheimarchiv übergeben haben.
    Er wird als »Fundamentalist« betrachtet, als einer der Unbeugsamsten innerhalb der Cosa Nostra. Vor ein paar Jahren fand die Polizei in einem Versteck Briefe, die Matteo Messina Denaro an seinen alten Freund Tonino Vaccarino geschickt hatte, den ehemaligen Bürgermeister von Castelvetrano,der wegen Mafiakontakten verhaftet (und freigesprochen), wegen Drogenhandels vor Gericht gestellt (und zu sechs Jahren Haft verurteilt) wurde und den der Geheimdienst auf Denaro ansetzte, um auf seine Spur zu kommen. Der Boss, der seine warmherzigen Briefe mit »Alessio« unterschrieb, machte sich darin Gedanken über den Glauben und die Familie, über Jorge Amado, Daniel Pennac, Bettino Craxi und Toni Negri. Seinem Freund Tonino schrieb er:
    »Ich bin ein Feind der italienischen Justiz, die in ihren Grundfesten morsch und korrupt ist. Wäre ich zweihundert Jahre früher geboren, hätte ich mit meinen heutigen Erfahrungen eine Revolution gegen diesen italienischen Staat angezettelt, und ich hätte gewonnen; Wohlstand, Fortschritt und Globalisierung lassen die Welt heute anders aussehen, und meine Methoden wirken archaisch, also bleibe ich ein Träumer und Idealist, und wir wissen beide, welches Ende den Idealisten blüht.«
     
    Aus der palermitanischen Monatsschrift
S.
, April 2008
    57. Wodurch wurde die aktuelle Krise der Cosa Nostra ausgelöst?
    Salvatore Riina aus Corleone wird wohl als derjenige in die Geschichte eingehen, der die Cosa Nostra in schweres Fahrwasser gebracht hat. Mit Terroranschlägen und Bomben provozierte er eine Reaktion des Staates, der damit zum ersten Mal gegen die Mafia aktiv wurde.
    Den ersten schweren Schlag, der den Mythos ihrer Unbesiegbarkeit ins Wanken brachte, erhielt die sizilianische Mafia allerdings durch Tommaso Buscetta. Entscheidend dafür war, dass Buscetta gegenüber Giovanni Falcone auspackte. Der Mafioso nannte dem Untersuchungsrichter nicht nur die Namen der Mitglieder der Organisation, sondern lieferte ihm auch den Schlüssel zum Verständnis der Cosa Nostra. Ohne jene Zusammenarbeit wüssten wir heute nichts oder nur sehr wenig über die sizilianische Mafia.
    58. War Buscetta der erste Mafiaaussteiger?
    Es hatte in Sizilien schon vorher Mafiaaussteiger (
pentiti
) gegeben, auch wenn sie nicht so genannt wurden. Sie galten als »Verrückte«, als »Geisteskranke«, hatten aber viel erzählt oder versucht, viel zu erzählen. Die meisten von ihnen nahmen ein böses Ende.
    1979 lernte ich den ersten echten Mafiaaussteiger der modernen Cosa Nostra kennen, der sich der Justiz als Kronzeuge zur Verfügung stellte: Leonardo Vitale. In Palermo nannte man ihn »Leuccio« oder den »Valachi aus der Vorstadt«: nach Joe Valachi, der mit seinen Enthüllungen 1963 die amerikanische Cosa Nostra von der Atlantik- bis zur Pazifikküste hatte erzittern lassen.
    Ich traf ihn in Gratteri, einem Dorf im Madonien-Gebirge, in das man ihn noch am Tag seiner Entlassung aus einer

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