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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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nach dem Gipfeltreffen im Hotel delle Palme im Jahr 1957. Damals hatte Salvatore Greco das Kommando, der wegen seines zierlichen Körperbaus
Chicchiteddu
, »Vögelchen«, genannt wurde. Ab Ende der sechziger Jahre – nach den Razzien infolge des ersten Mafiakrieges und der Verbannung Hunderter Mafiosi in Regionen Norditaliens – stand der Cosa Nostra ein Triumvirat vor mit Gaetano Badalamenti aus der Familie von Cinisi, Stefano Bontate aus der Familie von Santa Maria del Gesù in Palermo und Luciano Liggio aus der Familie der Corleoneser.
    1975 war Gaetano Badalamenti der Chef der Kommission. 1979 wurde Michele Greco zum Oberhaupt gewählt: Aber er war es nur auf dem Papier, in Wirklichkeit hatten bereits die Corleoneser das Sagen. 1992 war Totò Riina der Boss der Bosse.
    53. Wer ist heute der oberste Boss der Cosa Nostra?
    Soweit man weiß, ist siebzehn Jahre nach seiner Verhaftung am 15. Januar 1993 in Palermo immer noch Totò Riina der oberste Boss der Cosa Nostra. Seit jenem 15. Januar ist die Kommission nie mehr zusammengekommen, um ein neues Oberhaupt zu wählen. Der andere Pate aus Corleone, Bernardo Provenzano, erbte zwar die Führung der Organisation, war aber nie offiziell das Oberhaupt der Cosa Nostra.
    54. Warum hat die Cosa Nostra in all diesen Jahren kein neues Oberhaupt bestimmt?
    Für die Cosa Nostra ging es damals weniger um eine neue Führung als vielmehr darum, sich wieder zu fangen und ihre längste und schwerste Krise zu überwinden. Nach der Ermordung Falcones und Borsellinos steckte die sizilianische Mafia in einer Sackgasse. Diese Krise ähnelte der von 1963. Nach der Reaktion des Staates auf den Notstand, den der Krieg zwischen den Familien der Stadt Palermo ausgelöst hatte, erwogen die Bosse ernsthaft, die Organisation aufzulösen. Einige von ihnen wanderten nach Nordafrika oder nach Südamerika aus.
    Heute haben die Bosse kein Geld. Die Cosa Nostra ist wirtschaftlich in Not, erlebt aber auch eine Nachwuchskrise: Es gibt kaum noch neue Mitglieder. In den letzten Jahren war die Organisation gezwungen, Leute aufzunehmen, die die Ehrenmänner stets als wenig zuverlässig angesehen hatten: Dealer, Diebe und Räuber.
    Der Cosa Nostra fehlt derzeit eine Identität. Ihr fehlt ein Konzept. Die Bosse suchen verzweifelt nach neuen politischen Bezugspersonen und nach einem Weg, um wieder so mächtig zu werden wie früher. Doch viele von ihnen sitzen derzeit im Gefängnis, verurteilt zu fünf-, zehn- oder fünfzehnfacher lebenslanger Haft. Die wenigen, die draußen sind, in Freiheit oder untergetaucht, werden von der Polizei gejagt oder auf Schritt und Tritt überwacht, und sie warten ab.
    Die Cosa Nostra ist heute gespalten: auf der einen Seite dieBosse hinter Gittern, auf der anderen die Bosse, die draußen sind. Die Zukunft der Cosa Nostra wird wesentlich davon abhängen, welches Gleichgewicht diese beiden »Parteien« mit ihren offensichtlich unterschiedlichen Interessen erreichen. Wer drin ist, möchte alles tun, um herauszukommen, auch um den Preis, wieder Bomben zu legen. Wer draußen ist, bevorzugt die Strategie der Lautlosigkeit, um die verlorene Vorherrschaft zurückzugewinnen. Es gibt noch einen dritten Arm der Mafia: diejenigen, die sich anschicken, den Platz der einsitzenden oder der wenigen noch flüchtigen Bosse zu übernehmen: Namen und Gesichter, die in den Akten und Dateien der Ermittler bisher noch nicht aufscheinen.
    Die Ära der Corleoneser ist zu Ende. Sie wurden hinweggefegt, so wie fünfundzwanzig Jahre zuvor die großen Bosse von Palermo weggefegt worden waren, die Bontate und Gambino, die Inzerillo und Di Maggio. Für die Cosa Nostra vollzieht sich zur Zeit ein epochaler Umbruch. Es ist nicht einfach zu entschlüsseln, was in der Welt der Mafia gerade geschieht. Die Cosa Nostra hat einen Großteil ihrer internationalen Glaubwürdigkeit verloren, aber für die Feststellung, dass es mit ihr vorbei sei, ist es auf jeden Fall noch zu früh. Sie sucht verzweifelt nach einer politischen Lösung für ihre Probleme und experimentiert: mit Erpressungen, mit Abspaltungsversuchen, mit Drohungen. Sie befindet sich in einer Phase des Übergangs, in einer Phase massiver Veränderungen.
    Ihre militärische Struktur ist in Auflösung begriffen, aber das mafiose System Palermos ist noch am Leben. Es gibt ein mafioses Bürgertum, das stets die Verbindung zwischen den militärischen Ebenen der Organisation und den Helfershelfern in der Politik, den Sicherheitsorganen und der Wirtschaft

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