Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA
1972 entstand
Der Pate
von Francis Ford Coppola, der erste einer dreiteiligen Reihe mit Marlon Brando, Al Pacino, James Caan, Robert Duvall und Diane Keaton nach dem gleichnamigen Roman von Mario Puzo. Stärker als alle anderen Filme hat
Der Pate
das Bild der Mafia im Kino geprägt. In vieler Hinsicht ambivalent – besonders in der romantisch verklärenden Darstellung der Familie des Paten, die den »Bösen« gegenübergestellt wird, denen, die keine »moralischen Werte« mehr kennen –, zeigt der Film vor allem die Sprache der Ehrenmänner, ihre Gestik und ihr Verhalten absolut realistisch. Auf die Frage nach seinen Lieblingsfilmen antwortete der amerikanische Präsident Obama: »Einer der besten Filmen, die ich jegesehen habe, ist sicherlich
Der Pate
.« In Palermo spielte
Der Pate
, Teil eins, in der Kinosaison 1972/73 rund 212 Millionen Lire ein.
1973 wurde in Italien auch ein fulminanter
Lucky Luciano
mit Gian Maria Volontè in der Titelrolle gezeigt. Regie führte erneut Francesco Rosi, der mit diesem Film ein großes Porträt des berüchtigten Mafiabosses zeichnete.
Ein paar Jahre später kamen Mafiafilme minderer Qualität in die italienischen Kinos, die nur ein billiger Abklatsch der großen Meisterwerke dieses Genres waren: zahllose Titel, fast alle schlecht gemachte Kopien. Das änderte sich erst wieder in den achtziger und neunziger Jahren mit
Goodfellas
(Dt.:
Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia
) von Martin Scorsese und
Die Ehre der Prizzis
mit Jack Nicholson in der Hauptrolle. Von den italienischen Mafiafilmen aus jüngerer Zeit sind
Un eroe borghese
(
Der Fall Sindona
) erwähnenswert, der die Geschichte des ermordeten Mailänder Anwalts und Insolvenzverwalters Giorgio Ambrosoli erzählt,
I cento passi
über Giuseppe Impastato, aber auch
Gomorrha
von Matteo Garrone und
Il divo
von Paolo Sorrentino.
In exzentrischer Weise von der sizilianischen Mafia erzählt
Johnny Stecchino,
eine Verwechslungskomödie von und mit Roberto Benigni. Der Film entstand 1991, ein Jahr vor den Anschlägen von Capaci und in der Via D’Amelio. Die Mafiosi in diesem Film sprechen von den »Dramen Siziliens«: dem Verkehr, der Dürre, dem Ätna. Man glaubt, sizilianische Honoratioren reden zu hören oder Journalisten, die besonders »gebildet« von den Geschehnissen in Palermo berichten.
Mit der Cosa Nostra beschäftigt sich auch ein ausgesprochen unterhaltsames Musical,
Tano da morire,
in der Regie von Roberta Torre, das den Mythos Mafia im Rhythmus des Rap entweiht. Der Film wurde 1997 in Palermo gedreht. Die Mafia lässt sich hier zwar veralbern, kassierte aber Schutzgeld für die Aufnahmen im palermitanischen Viertel Vucciria: nach Angaben des
pentito
Marcello Fava dreißig Millionen Lire.
94. Die Mafia: auf der Leinwand – und auch am Set?
1989 wurde der Komiker Franco Franchi vom Ermittlungsrichter Falcone wegen Zugehörigkeit zur Mafia angeklagt. Franchi, im palermitanischen Viertel Vucciria geboren, war bei den privaten Festen der Bosse zu Gast. Der Mafiaaussteiger Antonino Calderone hatte ausgesagt, der äußerst populäre »Ciccio« sei ein Mitglied der Familie von Santa Maria del Gesù und eng mit Stefano Bontate verbunden. Ein Jahr später jedoch stellte der reumütige Mafioso Francesco Marino Mannoia, selbst ein Mitglied dieser Familie, klar: »Er ist kein Ehrenmann, auch wenn er Anfang 1976 nah dran war.« Franco Franchi, gegen den wegen Mitgliedschaft in einer mafiosen Vereinigung Ermittlungen liefen, wurde von allen Vorwürfen entlastet.
Ein paar Jahre zuvor, 1981, war der Schauspieler zusammen mit Barbara Bouchet und Giorgio Castellani in dem Film
Crema, cioccolata e paprika
aufgetreten. Hinter dem Pseudonym Giorgio Castellani verbirgt sich Giuseppe Greco, der Sohn Michele Grecos, des »Papstes« der Mafia von Ciaculli. Er arbeitete bereits als Regisseur, als er Ende der achtziger Jahre festgenommen und wegen Mitgliedschaft in einer mafiaartigen Vereinigung zu vier Jahren Haft verurteilt wurde. Vom Obersten Gerichtshof Italiens wurde Castellani-Greco freigesprochen und begann sofort mit den Dreharbeiten zu einem neuen Film,
I Grimaldi,
in dem er die Geschichte seiner Familie erzählt. Der Plot ist schlicht: Ein altersweiser Mann (die Ähnlichkeit mit dem Vater des Regisseurs ist unübersehbar), der mit dem alten Ehrenkodex aufgewachsen ist, wird von einer Drogenhändlerbande angegriffen, kann sie aber besiegen. In dem ganzen Film kommt kein einziges Mal das Wort
Mafia
vor. Es ist lediglich
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