Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA
von »Selbstjustiz« die Rede und von dem Guten, das zuletzt über das Böse triumphiert.
Ich werde ihm ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann.
Don Vito Corleone in
Der Pate
Die spektakulärsten Verknüpfungen zwischen Mafia und Kino gab es freilich in Hollywood, in den goldenen Jahren des Kinos. Nancy Sinatra, die Tochter des weltberühmten Sängers und Schauspielers, machte nie einen Hehl daraus, dass sie »diese Leute« als Kind aus nächster Nähe kennenlernte. Die amerikanische Antidrogenbehörde und das FBI hatten Frank Sinatra wiederholt wegen seiner heiklen Kontakte insbesondere zu Lucky Luciano im Visier. Er pflegte seit Ende der dreißiger Jahre eine enge Beziehung zu dem reichsten Drogenboss Amerikas, wohl vor allem wegen der gemeinsamen Herkunft: Wie Sinatras Großeltern stammte auch Lucky Luciano aus dem sizilianischen Dorf Lercara Friddi. Legendär waren die rauschenden Feste der sizilianisch-amerikanischen Mafia in Las Vegas, an denen auch Sinatra teilnahm. Oder in Kuba, wo die Mafia mit Rum und Mojitos Orgien feierte und ihre Gipfeltreffen abhielt, zum Beispiel im Dezember 1946 im Hotel Nacional von Havanna.
Die Cosa Nostra hatte ein Hauptquartier im Kuba Fulgencio Batistas und betrachtete die Insel als ihren Hinterhof. Im Hotel Nacional ging die Crème de la crème der Mafia ein und aus: Albert Anastasia, Frank Costello, Joe Adonis, Vito Genovese, Tom Lucchese, Tony Accardi, Santo Trafficante und Meyer Lansky.
Laut FBI war Frank Sinatra »Eigentum der Mafia«; immer wieder hätten ihm »Freunde unter die Arme gegriffen«, heißt es in den Akten. Wenn seine Karriere ins Stocken geriet, wurde sie von einer unsichtbaren Hand wieder in Schwung gebracht. Francis Ford Coppolas Film
Der Pate
enthält mehrfach Anspielungen auf Sinatra und seine Freundschaft zu Mafiosi, die ihm Gefälligkeiten erwiesen. Am bekanntesten ist die Szene mit dem abgeschnittenen Pferdekopf im Bett des Produzenten. Dieser verweigert Johnny Fontane – die Figur ist Frank Sinatra nachempfunden – die Hauptrolle in einem Kriegsfilm, mit der er sich in Hollywood durchsetzen will. Am Ende bekommt Johnny Fontane seine Rolle.
VI Mafien
95. Wie entstand die amerikanische Cosa Nostra?
Zunächst war sie nur ein Ableger der sizilianischen Cosa Nostra, der dann aber selbständig wurde und sich schließlich zu einer unabhängigen kriminellen Organisation entwickelte.
Die Anfänge der Mafia in den Vereinigten Staaten reichen in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts zurück, als die ersten
uomini di rispetto
(»Respektspersonen«) dort ankamen: die Palermitaner Vito Cascio Ferro und Ignazio Lupo; Giuseppe Morello aus Corleone; Giuseppe Fontana aus Villabate, einer der beiden Mörder Emanuele Notarbartolos. Sie alle stammten aus der Provinz Palermo, und sie alle handelten – offiziell – mit Zitrusfrüchten.
Um 1920 schwappte die zweite mafiose Einwanderungswelle nach Amerika. Mir ihr kamen Giuseppe Bonventre, Giuseppe Bonanno, Stefano und Antonio Magaddino, Joe Profaci und Carlo Gambino, der wenige Jahre später zum Boss der Bosse (
capo dei capi
) der fünf »großen Familien« New Yorks wurde. Sie alle stammten aus dem Küstenstreifen zwischen Palermo und Trapani, die meisten aus Castellammare del Golfo.
Die Mafiosi aus Castellammare waren die eigentliche Keimzelle der amerikanischen Cosa Nostra. Jenseits des Atlantiks begegneten sie anderen Sizilianern, die wie Vito Genovese und Lucky Luciano in den Vereinigten Staaten geboren waren oder seit ihrer frühen Kindheit dort lebten.
Sie alle ließen sich in Little Italy nieder, wo sie mehr als dreißig Jahre lang als Mafiosi unbehelligt lebten. Erst spät erkannten die amerikanische Antidrogenbehörde und das FBI, wie gefährlich sie tatsächlich waren. Bis 1957 blieben sie unsichtbar und konnten ungestört mit Drogen handeln. Am 11. November erstürmte das FBI ein Haus in Appalachin im Bundesstaat New York, wo sich die Bosse zu einem Gipfeltreffen versammelt hatten. Einen Monat zuvor hatten sich die amerikanischen und sizilianischen Bosse im Hotel delle Palme in Palermo getroffen. Sie suchten nach einer Übereinkunft zur »Regulierung« des internationalen Drogenhandels. Bei der Razzia des FBI in Appalachin wurden vierundsechzig Mafiabosse verhaftet. In der amerikanischen Cosa Nostra rückte jetzt Carmine Galante an die Spitze, wegen seiner Vorliebe für dicke Havanna-Zigarren »Lillo the cigar« genannt. Auch er stammte aus Castellammare del Golfo.
Mit der
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