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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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vier, fünf Jahren herrschte zwischen Palermo und New York ein reger Geschäftsverkehr, bis im Februar 2008 das FBI und die italienische Polizei hundert dieser Mafiosi verhafteten.
    Man kann jedoch sicher sein, dass sie bald zurückkommen werden. Diesseits oder jenseits des Atlantiks. Sie kommen immer zurück.
     
    La Repubblica
, 8. Februar 2008
    96. Hat die Cosa Nostra international überhaupt noch eine Bedeutung?
    Im Jahr 1986 fand in Palermo der Maxi-Prozess gegen die Cupola, die Führungsspitze der Cosa Nostra, statt. Im selben Jahr stellte der Staatsanwalt und spätere New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani die Bosse der New Yorker Cosa Nostra vor Gericht.Es war ein Doppelschlag, eine gemeinsame Strategie, die den kriminellen Organisationen Siziliens und der Vereinigten Staaten erstmals eine schwere Niederlage zufügte. Ab 1992 dann überstürzten sich die Ereignisse. Nach den tödlichen Anschlägen auf Falcone und Borsellino wurde die sizilianische Mafia durch Polizei und Justiz in beispielloser Weise unter Druck gesetzt. Die Cosa Nostra schwimmt heute nicht mehr so im Geld, dass sie erneut lukrativ investieren könnte. Die sizilianische Mafia verliert zunehmend ihre Kontakte in Fernost und leidet unter der gnadenlosen Konkurrenz durch andere Mafiaorganisationen.
    Nach wie vor jedoch kann sie zwar auf ihre historisch gewachsenen Verbindungen nach New Jersey zählen und verfügt weiterhin über Kontakte nach Kanada und Venezuela; auf globaler Ebene aber haben inzwischen andere Mafiaorganisationen die Führung übernommen. In Italien erkannten die ’Ndrangheta und die Camorra am schnellsten, wie man in einer globalisierten Welt am besten kriminelle Geschäfte macht, und haben sich frühzeitig mit ausländischen Mafiaorganisationen verbündet. Die Cosa Nostra hat schon seit vielen Jahren das Monopol für den Drogenhandel verloren.
    97. Welche Mafia ist heute die mächtigste in Italien?
    Die ’Ndrangheta. Sie hat sich in den staatlichen Institutionen eingenistet. Sie sitzt in den Geheimlogen. Sie hat die Politik infiltriert, rechts wie links. In manchen Fällen gibt es heute in Kalabrien zwischen der rein kriminellen und der politischen Macht gar keine Mittelsmänner mehr. Sie wird in Personalunion ausgeübt.
    Die ’Ndrangheta ist ein archaischer Stammesclan und eine moderne Organisation zugleich. Sie stützt sich auf Familienverbände, die
’ndrine
oder Familien der regionalen Bosse (
capibastone),
und ist in den Dörfern Kalabriens fest verwurzelt, gleichzeitig aber international vernetzt. Sie beherrscht ihr Territorium und kontrolliert zugleich die südamerikanischen und afrikanischenRouten des Drogenhandels. Sie ist undurchdringlich. Nur sehr wenige Mitglieder der ’Ndrangheta, eher die kleinen Fische, sind zur Zusammenarbeit mit der Justiz bereit. Die
’ndrina
ist ein Familienzusammenschluss im wahrsten Sinn des Wortes: Kaum jemand übt Verrat und beschuldigt einen Bruder, Sohn oder Vater. Diese Struktur hat die ’Ndrangheta in den Jahren der polizeilichen Verfolgung entscheidend gestärkt. Nach den Attentaten der Cosa Nostra von 1992 war es die kalabrische Mafia, die das kriminelle System Italiens gerettet hat.
    Fast fünfzig Jahre lang konnte sich die ’Ndrangheta ungestört entfalten. Der italienische Staat hat die Augen verschlossen und weggeschaut – auch als sie anfing, scharf zu schießen. Zum Beispiel 1989, als in Reggio Calabria Lodovico Ligato getötet wurde, der ehemalige Direktor der staatlichen Eisenbahnen; man betrachtete diesen Mord als eine interne Abrechnung. Oder 1991, als Antonino Scopelliti, Oberstaatsanwalt am Kassationsgericht, exekutiert wurde. Man hielt den Mord für einen Anschlag der sizilianischen Mafia. Scopelliti war im Maxi-Prozess gegen die Cosa Nostra der Vertreter der Anklage beim Obersten Gerichtshof gewesen.
    Erst im Oktober 2005 wurde die ’Ndrangheta zum Problem, als in Locri Francesco Fortugno ermordet wurde, der Vizepräsident des kalabrischen Regionalrats. Mit dem Blutbad von Duisburg, bei dem in der Nacht zum 15. August 2007 vor dem Restaurant Da Bruno sechs Kalabresen exekutiert wurden, beging die ’Ndrangheta einen weiteren Fehler. Erst von diesem Augenblick an wurde sich der Staat der Gefährlichkeit der kalabrischen Mafia bewusst und begann eine langfristige Strategie zu entwickeln. Der Innenminister schickte seine besten Leute nach Reggio Calabria, ebenso das Carabinieri-Corps und die Finanzpolizei. Die Justizbehörde wurde neu organisiert. An die

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