Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA
wäre.
VII Das Rätsel aller ungelösten Rätsel
100. Wer tötete Giovanni Falcone und Paolo Borsellino?
Totò Riina war der sizilianische Auftraggeber. Der italienische Auftraggeber ist bisher noch unbekannt.
Es gibt Verdachtsmomente, Spuren, die in den Staatsapparat führen. Der italienische Auftraggeber ist derselbe, der zusammen mit der Cosa Nostra die Anschläge vom Sommer 1992 in und bei Palermo und die Bombenanschläge 1993 auf dem italienischen Festland plante. Die Mafia von Corleone hatte bereits Ende 1991 beschlossen, Giovanni Falcone auf traditionelle Weise zu ermorden: mit Schusswaffen in einem Hinterhalt in Rom. Doch dann wollte der italienische Auftraggeber einen Sprengstoffanschlag, einen demonstrativen Terrorakt: ein Massaker mit TNT. Deshalb starb Falcone in Capaci und nicht schon ein paar Wochen vorher auf einer Straße in Rom bei einem für die Mafia typischen Anschlag.
Die Mafia wollte Falcone und Borsellino liquidieren. Doch was im Mai und im Juli 1992 geschah, ging über den »einfachen« Mordplan der Mafia weit hinaus. Darüber wurde viel spekuliert. Bei den Anschlägen in Capaci und in der Via D’Amelio sowie drei Jahre zuvor auf den Klippen von Addaura (bei dem gescheiterten Anschlag auf den Untersuchungsrichter Falcone) sollen Leute beteiligt gewesen sein, die nicht zur Cosa Nostra gehörten,jedoch in Abstimmung mit den Bossen die Operationen vor Ort durchführten.
Die Geschichte der Anschläge in Sizilien muss also völlig neu geschrieben werden.
Ihre eigentliche Untersuchung begann mit fast zwanzigjähriger Verspätung. Die Ermittlungen unmittelbar nach den Anschlägen wurden schlampig geführt, es wurden Spuren verwischt und falsche Fährten gelegt mit dem Ziel, Totò Riina und seine Corleoneser als die alleinigen Urheber der Massaker erscheinen zu lassen. Doch die Zusammenhänge hätte man schon damals erkennen können, wenn man die Spuren verfolgt hätte, die über die Cosa Nostra hinauswiesen. Aber das tat niemand.
In einer Reportage der Tageszeitung
La Repubblica
jedoch wurden bereits am 13. Juni 1992 Details veröffentlicht, die auf einen Zusammenhang zwischen dem missglückten Anschlag von Addaura und dem tödlichen Attentat in Capaci hindeuteten: sechs Phantombilder, die die Kripo von Palermo aufgrund von Zeugenaussagen erstellt hatte. Zeugen hatten die Kleidung der sechs an den Anschlägen beteiligten Männer, ihre Größe und ihren Körperbau sehr genau beschrieben. Auch wird berichtet, dass eines der Fahndungsbilder des Anschlags von Capaci »starke Ähnlichkeit« mit einem Phantombild aufweist, das nach dem Anschlag von Addaura drei Jahre zuvor angefertigt worden war. Offenbar war dieselbe Person an den Schauplätzen beider Attentate gesichtet worden.
Doch irgendjemand hatte es im Juni 1992 eilig, diese Meldung zu dementieren, um jeden Zusammenhang zwischen Addaura und Capaci auszuschließen. Dieses Dementi war vermutlich eine bewusste Irreführung.
Ihre Gesichter sind bekannt […]. Beginnen wir mit dem ersten Phantombild. Der Mann ist etwa fünfzig Jahre alt, rosiger Teint, graumeliertes Haar, kräftiger Körperbau. Größe: nicht mehr als einen Meter siebzig […]. Mehrere Zeugen erinnern sich auch an die auffällige Sportjacke des Mannes: gelb mit einem waagrechten grünen Streifen.
Das zweite Phantombild zeigt das Gesicht eines »etwa Siebenundzwanzigjährigen«, gleichfalls einssiebzig groß. Blasse Haut, dunkles Haar, schmaler Körperbau. Er trug eine dunkle Hose und ein helles Hemd.
Das dritte Phantombild: Diesmal ist das Alter des Mannes weniger präzis angegeben: »zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahre«, einsachtzig groß, ausgeprägt muskulöser Körperbau; kastanienbraunes Haar, dichter Schnurrbart.
Das vierte Phantombild zeigt einen Mann »in Bewegung«. Er sitzt am Steuer eines blauen Fiat Croma mit einem rechteckigen Wappen »von roter und gelber Farbe mit der Trinacria [dem Symbol Siziliens] in der Mitte«, wie es an den Autos der Region Sizilien angebracht ist. Dieser Mann ist dreißig bis fünfunddreißig Jahre alt, einen Meter fünfundsechzig groß (die Polizei verrät nicht, woher sie diese Angabe hat – der Mann saß ja am Steuer des Fiat), hat dunkles Haar, einen dichten Schnurrbart, einen ungepflegten Bart. Er trug eine Sonnenbrille und ein »hellblaues bis graues« Hemd.
Dasselbe Alter – dreißig bis fünfunddreißig – hat auch der Mann des fünften Phantombilds. Er ist knapp einsachtzig, mit kräftigem Körperbau,
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