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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
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olivbraunem Teint, schwarzem, glattem, nach hinten gekämmtem Haar, ovalem, länglichem Gesicht und markantem Kinn, kurzem gepflegtem Schnurrbart […]. Er trug Hose und T-Shirt.
    Das letzte Phantombild zeigt einen fünfunddreißig- bis vierzigjährigen Mann, zwischen einen Meter siebzig und einen Meter fünfundsiebzig groß, mit kräftigem Körperbau, schwarzem Haar, hoher Stirn, dunklen Augen, gleichfalls mit einem schwarzen, gepflegten Schnurrbart […]. Er trug einen grünen Overall.
    Dementiert wurde ein beharrlich seit dem Vormittag umlaufendes Gerücht: dass das Phantomfoto des zweiten Mannes starke Ähnlichkeit mit einem der beiden Phantomfotos aufweist, die drei Jahre zuvor nach dem gescheiterten Anschlag auf Falcones Haus über den Klippen von Addaura erstellt wurden. Tatsächlich ähneln die beiden Gesichter einander sehr, die Angaben zu Alter und Körpergröße sind identisch, nur der Körperbau ist unterschiedlich.
     
    La Repubblica
, 13. Juni 1992
     
    Doch die jüngsten Ermittlungen von Sergio Lari, dem Leitenden Oberstaatsanwalt von Caltanissetta (die Justizbehörde ist für die Untersuchung der Anschläge von Palermo zuständig), gehen auch den Irreleitungen bei den Nachforschungen im Zusammenhang mit Addaura nach, als versucht wurde, Giovanni Falcone mit achtundfünfzig Dynamitpatronen in die Luft zu sprengen.
    Nach zwanzig Jahren muss der gesamte Ablauf jenes gescheiterten Attentats neu rekonstruiert werden, da Zeugenaussagen eine andere Wahrheit enthüllen und die Hypothese eines staatlichen Auftraggebers erhärten.
    Demnach muss der Zeitpunkt des Anschlags um vierundzwanzig Stunden vorverlegt werden: Die Tasche mit dem Sprengstoff wurde nämlich nicht am 21. Juni 1989, sondern bereits am Vormittag des 20. Juni deponiert. Laut den Ermittlern waren an jenem Tag vor Falcones Haus offenbar zwei Gruppen am Werk: eine an Land, bestehend aus Mitgliedern der Mafiafamilie des palermitanischen Viertels Acquasanta und aus Agenten des Geheimdienstes; die andere auf dem Meer, auf einem gelben oder orangefarbenen Schlauchboot mit zwei Tauchern an Bord. Sie waren nicht die »Unterstützung« der ersten Gruppe, sondern sollten verhindern, dass der Sprengstoff explodierte. Über die Identität der beiden Taucher gibt es zwar keine Gewissheit, es besteht aber der begründete Verdacht, es könnte sich um Antonino Agostino und Emanuele Piazza gehandelt haben.
    Antonino Agostino war offiziell Polizeibeamter im Kommissariat San Lorenzo, Palermo, in Wirklichkeit jagte er untergetauchte Mafiosi. Er wurde am 5. August 1989 zusammen mit seiner Frau Ida Castellucci ermordet, nicht einmal zwei Monate nach Addaura. Seine Mörder wurden nie dingfest gemacht. Sogar Totò Riina ordnete eine interne »Untersuchung« an, weil er wissen wollte, wer den Polizisten getötet hatte. »Auch er bekam nichts heraus«, berichtete der Mafiaaussteiger Giovan Battista Ferrante. »Er wurde getötet, weil er die Mafiaverbindungen einiger Beamter im Polizeipräsidium Palermo aufdecken wollte.Auch seine Frau wusste davon, deshalb musste auch sie sterben«, behauptete hingegen der Kronzeuge Oreste Pagano. Bei den Ermittlungen zur Ermordung Antonino Agostinos verfolgte die palermitanische Polizei monatelang die unwahrscheinliche Spur eines »Verbrechens aus Leidenschaft«. Vor ein paar Monaten vernahm die Staatsanwaltschaft Palermo einen Polizeibeamten als Zeugen, der aussagte, Untersuchungsrichter Falcone habe ihn eines Abends im Kommissariat aufgesucht und ihm anvertraut: »Dieser Mord [an dem Polizisten Antonino Agostino] war gegen mich und gegen Sie gerichtet.«
    Der zweite Taucher, Emanuele Piazza, war ein ehemaliger Polizist, der gleichfalls mit dem Geheimdienst (dem Inlandsgeheimdienst SISDE) zusammenarbeitete, um untergetauchte Mafiosi aufzuspüren. Piazza wurde am 15. März 1990 getötet. Ein Maulwurf hatte die Mafiosi darüber informiert, dass der ehemalige Polizist für den Geheimdienst tätig war. Die Bosse lockten ihn in eine Falle und erdrosselten ihn. Auch in diesem Fall konzentrierte die palermitanische Polizei ihre Untersuchungen zunächst auf eine falsche Spur, nämlich »eine Flucht des Opfers nach Tunesien in Begleitung einer Frau«. Die Ermittlungen zu beiden Morden liefen also in eine völlig falsche Richtung. Der gescheiterte Anschlag von Addaura offenbart heute erschreckende Zusammenhänge: Es scheint, dass ein Teil des Staates Falcone liquidieren, ein anderer ihn am Leben lassen wollte.
    Ein Krimi innerhalb des Krimis

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