Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
Vom Netzwerk:
kramte in seinem Beutel, holte einen weiteren Kanten Brot hervor und brach ihn in zwei Stücke. Eines reichte er Alena. »Wohin willst du dich nun wenden?«
    Alena ließ den Kanten Brot unbeachtet und zuckte mit den Schultern. »Wenn ich das wüsste.«
    »Du könntest zu Melaten als Leprosenmagd arbeiten.«
    Alena blieb die Spucke weg. »Bei den Siechen?« Ein Schauder der Abscheu fuhr über ihren Rücken.
    Diederich nickte und steckte das verschmähte Stück Brot zurück in den Beutel. »Richtig. Du würdest sehr gut verdienen. Mehr als in einem herkömmlichen Haushalt.«
    »Aber die Sieche … Ich könnte mich anstecken. Was wird dann mit Gabriel?« Der Gedanke, jeden Tag mit den verstümmelten Menschen zusammen zu sein, war für Alena unerträglich.
    »So schnell überträgt sich der Aussatz nicht. Sieh mich an. Achte darauf, dass du oft genug ein Bad in reinem Wasser nimmst. Und wegen des Kleinen … Ich kenne eine Frau, die auch ein Kind mit weißem Haar hat. Sie würde sich bestimmt als Amme zur Verfügung stellen. Gegen gute Bezahlung, versteht sich. Wenn du willst, bringe ich dich zu ihr. Bei ihr kannst du dich erst einmal erholen, und dann sehen wir weiter.«
    Es blieb Alena keine andere Wahl. Sie erhob sich und folgte dem Schellenmann durch die Kölner Gassen. Sein Weg führte sie in die Straße Vor Sankt Matheis. Als sie an dem Schutthaufen vorbeikamen, der einmal das Haus der Krämerin gewesen war, krampfte sich Alenas Herz zusammen. Was, wenn dieses Weib ihr einen Schadenszauber auferlegt und sie deshalb ein Kind mit roten Augen geboren hatte? Sie schaute auf Gabriel, der friedlich in ihrem Arm schlummerte. Wärme durchflutete ihr Herz und sprach die Wahrheit: Nein, Gabriel war ein Kind Gottes. Alena schämte sich für ihre Gedanken und bat den Herrn um Vergebung.
    »Da vorn ist der Hof. Kurz vor dem Eigelsteintor.« Diederich deutete mit dem Finger die Straße entlang.
    »Sag bloß, die Frau ist Kappesbäuerin!«
    »Hatte ich das nicht erwähnt?«
    »Nein, nicht mit einem Wort.« Eine Ahnung überfiel Alena und bereitete ihr Unwohlsein. »Hat sie Haare wie Spinnweben?«
    »Ja, das stimmt. Aber woher weißt du das?«
    »Sie zieht jeden Morgen an unserem Haus vorbei.« Alena blieb stehen und sah den Schellenmann eindringlich an. »Ich kann ihr nicht mein Kind anvertrauen.«
    »Ich weiß, ihr Mundwerk gleicht dem eines Hafenarbeiters. Aber glaube mir, Mettel hat ein Herz aus Gold.«
    Es fiel Alena schwer, das zu glauben. »Wie soll sie auf meinen Sohn aufpassen, wenn sie Tag für Tag auf dem Markt steht?«
    »Alles wird gut, Mädchen. Warte einfach ab und vertrau mir.«

13. K APITEL
    D er Hof bestand aus einer halbverfallenen Scheune und einem winzigen Wohnhaus. Gleich dahinter lag ein Acker, auf dem zu dieser Jahreszeit der Grünroggen in der Ähre stand. Hühner staksten umher und pickten friedlich nach verlorenen Körnern, bis ein Hahn auf sie zuflog und sie mit seinem Balzverhalten vor sich hertrieb. In einem Pferch drängten sich gut ein Dutzend Ziegen und meckerten, als würden sie sich um das letzte Grün zanken.
    Alenas Blick fiel auf einen Mann mit feuerrotem Haar, der soeben aus der Scheune trat. Gekleidet in einen aschfarbenen Kittel, schob er eine leere Karre vor sich her. Dabei folgten ihm drei Knaben unterschiedlicher Größe. Sie alle hatten das gleiche Haar wie er.
    Diederich stieß Alena mit dem Ellbogen an. »Das ist Knütterhens. Mettels Mann. Die Jungen sind seine Söhne.« Er hob den Arm, um den Bauern zu grüßen.
    Der Mann stellte die Karre ab und trat gemeinsam mit den Jungen zu ihnen. Die drei schauten Alena neugierig an. Der Älteste von ihnen war fast schon ein junger Mann, und der Jüngste zählte wohl nicht mehr als sieben Lenze.
    »Was will die Frau hier?« Der Bauer bedachte Alena mit einem griesgrämigen Blick.
    »Das ist Alena. Sie braucht dringend Hilfe. Ist Mettel da?«
    »Wir haben schon genug Fresser auf dem Hof«, knurrte der Bauer.
    »Lass mich mit Mettel reden, und leg ein anderes Gesicht auf, Hens. Es ist wirklich ein Kreuz mit dir.«
    »Sie ist im Haus. Aber eins sag ich dir: Bleiben kann sie nicht!«
    Am liebsten wäre Alena auf der Stelle davongerannt. Den Bauern konnte sie jetzt schon nicht leiden, so feindselig, wie er ihr gegenüber auftrat. Sie durfte gar nicht daran denken, wie er mit Gabriel umspringen würde.
    »Komm, lass uns zu ihr gehen.« Diederich legte Alena die behandschuhten Finger auf die Schulter. »Mettel ist längst nicht so griesgrämig wie

Weitere Kostenlose Bücher