Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)
in der Scheune schlafen. Ich hole schnell frische Laken, damit du dich erst einmal hinlegen kannst.«
Nachdem die Bäuerin die Stiegen erklommen hatte, drückte Alena dankbar Diederichs Hand.
Die Suche nach einer neuen Küchenfrau hatte sich als mehr als schwierig herausgestellt. Wen Mergh auch fragte, niemand kannte ein taugliches Weib für diese Arbeit. Es war ihr unbegreiflich.
Nachdenklich trommelte sie mit den Fingern auf die Tischplatte und schaute zum Küchenfenster hinaus. Könnte denn nicht endlich irgendein fähiges Mädchen auf der Suche nach Arbeit die Straße entlangmarschieren und bei ihr anklopfen? Auch sonst kamen sie doch alle naselang herbei und fragten nach Beschäftigung.
Änni hatte sich nicht mehr blicken lassen, seit sie am Tag zuvor Hals über Kopf aus dem Haus gestürzt war. Liebend gern hätte Mergh sich vorerst selbst mit dieser dummen Magd in der Küche zufriedengegeben.
Eigentlich hätte sie nun das Mittagessen zubereiten müssen, doch sie hielt es in dem Haus nicht mehr aus. Sie konnten ebenso gut in einem Gasthaus essen. Und Thomas, der Knecht, sollte sehen, woher er etwas zu beißen bekam. Mergh erhob sich, richtete ihr Haar und begab sich auf den Weg ins Rathaus.
Unterwegs ärgerte sie sich wieder einmal über Gotthardt. Jedes Wort musste sie ihm aus der Nase ziehen. Obwohl er versprochen hatte, die Fassung zu wahren, ließ er sich in ihrer Gegenwart gehen und sprach kaum eine Silbe. Stattdessen starrte er ins Nichts. Dabei wollte sie unbedingt von den neuesten Begebenheiten im Rat erfahren. Nun, gewiss würde der neugewählte Rentmeister Abhilfe schaffen. Gegen so manche Münze würde Honthumb sicherlich schwatzen wie ein Waschweib.
Die buschigen Augenbrauen gerunzelt, hockte Honthumb an seinem Schreibpult. Stapelweise türmten sich Schriftstücke vor ihm, und es schien, als hätte er den Überblick über die Papiere längst verloren. »Alles Beschwerden von Bürgern«, brummte er, ohne aufzusehen.
Mergh ließ sich auf einem der Stühle vor dem Arbeitstisch nieder. »Ihr arbeitet zu viel für das Wohl der Stadt Köln, mein Guter. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass Euch eine Anerkennung zuteilwird.« Sie wickelte den Rosinenkuchen aus, den sie auf dem Weg beim Bäcker erstanden hatte. »Seht her, ich bringe eine kleine Stärkung für einen schwerarbeitenden Mann, wie Ihr es seid.« Auf Merghs Lippen lag ihr schönstes Lächeln.
Honthumbs Augen weiteten sich. Gierig fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen und griff zu. Während er aß, zog Mergh das Säckchen mit den Münzen unter ihrem Umhang hervor und schob es langsam über das Schreibpult. Der Rentmeister schenkte dem Bündel einen gespielt gleichgültigen Blick und biss ein weiteres Stück von dem Kuchen ab. Eine Rosine kullerte über seine Lippen und fiel unbeachtet in seinen Schoß.
»Warum gebt Ihr Euch damit ab? Sind dafür nicht die Syndikusse und die Inquisitionsdeputierten zuständig?«
Honthumb schluckte. »Es sind viele Beschwerden darunter, die sich gerade gegen diese Herren richten. Deshalb muss ich im Auftrag der neuen Inquisition die Anklagen erst einmal sichten und die besagten aussortieren. Schließlich habe ich bereits einige Erfahrung vorzuweisen.« Plötzlich beäugte er sein Gegenüber misstrauisch. »Warum fragt Ihr denn nicht Euren Sohn? Er weiß doch über alles Bescheid.«
Mergh bückte sich nach ihrem Bündel, holte einen Krug Moselwein hervor und schob ihn ebenfalls über den Tisch. »Mein Sohn ist in großer Trauer. Vielleicht wisst Ihr es noch nicht, aber seine Gemahlin und sein neugeborener Sohn sind erst vor wenigen Tagen gestorben.« Sie tupfte sich mit einem Tuch die Augen.
Honthumb griff nach dem Krug und goss sich etwas Wein in den hölzernen Becher, der vor ihm stand. »Nein, das wusste ich nicht. Mein Beileid.« Er nahm einen Schluck, spülte sich den Mund damit und ließ die köstliche Flüssigkeit die Kehle hinunterrinnen.
»Es ist geschehen, als ich mich auf einer Pilgerreise befand. Ist das zu glauben?«
Der Rentmeister schüttelte den Kopf und labte sich weiterhin am Kuchen.
»Gotthardt ist seit dem Vorfall sehr in sich gekehrt. Kaum ein Wort redet er mit mir.« Mergh griff erneut in das Bündel zu ihren Füßen und zog einen irdenen Topf mit Butter hervor.
Honthumbs Augen weiteten sich. Er band das Messer von seinem Gürtel und verteilte die goldfarbene Masse gierig auf dem Kuchen. Als er den nächsten Bissen nahm, entwichen verzückte Laute seinen Lippen.
Mergh
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