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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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anzweifeln.«
    Joans misstrauischer Gesichtsausdruck schwand. »Gut. Abgemacht. Aber ich bleibe nur so lange bei meiner Schwester, bis ich eine andere Stelle finde. Und wenn ich gehe, müssen Sie auch gehen.«
    »Einverstanden.«
    Joan betrachtete sie von Kopf bis Fuß. »Aber so, wie Sie jetzt gekleidet sind, können Sie nirgendwo mit mir hingehen.«
    Margaret blickte an dem mit Rüschen besetzten Tageskleid aus weißem Batist hinunter, das sie noch immer trug, und ging im Kopf die übrigen Kleider durch, die in ihrem Schrank hingen.
    Doch Joan hatte eine Idee. »Auf dem Dachboden sind noch ein paar Kleider von der armen Mrs Poole.« Sie sprach von den Sachen eines ehemaligen Hausmädchens, das vor ein paar Monaten, über Eimer und Scheuerbürste gebeugt, gestorben war. »Ich hole Ihnen ein Kleid und ein Häubchen von ihr.«
    »Warum kann ich denn nicht meine eigenen Kleider tragen?«
    »Wenn Sie nicht möchten, dass Theo uns folgt und wir sofort sämtliche Taschendiebe Londons auf den Fersen haben, brauchen Sie andere Kleidung.«
    Da hatte sie recht. Wenn der Lakai sah, dass sie zum Ausgehen gekleidet die Treppe herunterkam, hätte sie ihn am Hals, noch bevor sie draußen auf der Straße war.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte Joan. »Versuchen Sie in der Zwischenzeit, irgendwie Ihr Haar zu verstecken.«
    Ihr Haar. Margaret starrte auf ihr besorgtes Gesicht im Spiegel. Ja, ihr blondes Haar war so auffällig wie ein Leuchtturm in der Nacht. Da fiel ihr die dunkle Perücke ein, die sie zu dem Maskenball hatte tragen wollen. Sie lief zu ihrer Frisierkommode, hob die Perücke auf und betrachtete sie. Sie kramte in einer Schublade, bis sie eine Schere fand, und schnitt die langen Locken ab, bis nur noch zwei kleine Wellen mit dunklem Pony übrig blieben. So musste es gehen.
    Joan würde gleich zurückkommen. In dem immer drängenderen Bedürfnis, das Haus zu verlassen, begann Margaret, sich bereits ohne ihre Hilfe auszukleiden. Sie schlüpfte mit den Armen aus ihrem Kleid, drehte die Rückseite nach vorn, löste die Bänder und ließ es zu Boden fallen. Jetzt trug sie nur noch Unterhemd und Mieder. Der Himmel möge mir helfen, wenn Marcus jetzt hereinkommt! Sie streifte einen Unterrock über den Kopf, setzte sich auf die Bettkante, zog zwei Paar Strümpfe und ihre Halbstiefel an. Dann ging sie zu ihrem Schrank, nahm das blaue Kleid mit der weißen Schürze heraus, das sie als Milchmädchen getragen hatte, und legte es aufs Bett. Das wäre eine Alternative, falls Joan auf dem Dachboden nichts Besseres fand. Wer sie so sah, würde sie ebenfalls für ein Hausmädchen halten, eine Freundin, die bei Joan zu Besuch war.
    Sie nahm ihr schlichtestes Beutelchen und eine Reisetasche und begann, ein paar Sachen hineinzulegen, die sie dringend brauchte. Ihre Gedanken überschlugen sich; inzwischen war sie in heller Panik und völlig kopflos. Denk nach , befahl sie sich, los, denke ! Doch es war schwer, sich einen Plan zurechtzulegen, wenn sie keine Ahnung hatte, wo sie hingehen und wie lange sie fort sein würde.
    Joan war immer noch nicht wieder da. Irgendetwas musste sie aufgehalten haben.
    Nervös warf Margaret ihren Hausmantel über und schlüpfte hi­naus auf den Flur, die Ohren gespitzt für jedes Geräusch, das sie aufschnappen würde – von Freund oder Feind.
    Zu welcher dieser beiden Kategorien gehörte Joan?
    Auf Zehenspitzen schlich sie zur Treppe und blieb erst einmal stehen. Dann hörte sie Stimmen und drückte sich gegen die Wand.
    Sterling fragte: »Bist du nicht gerade entlassen worden?«
    »Ja, Sir«, antwortete Joan.
    »Was machst du dann noch hier?«
    »Ich hab nur gepackt, Sir.« Joans Stimme, die unnatürlich hoch klang, zitterte.
    »Hoffentlich nur Sachen, die dir gehören! Zeig mir, was du in dem Koffer hast.«
    »Nur Kleidung und dergleichen, Sir.«
    Margaret hörte ein scharrendes Geräusch und ein Schloss, das auf- und wieder zuschnappte. »Wenn sich herausstellt, dass etwas dabei ist, das nicht dir gehört, engagiere ich einen Häscher und setze ihn auf dich an.«
    »Ja, Sir.«
    »Mr Benton?«, rief Murdoch vom Treppenabsatz. »Es tut mir leid, Sie zu stören, Sir. Aber der Mann von der Bow Street ist da.«
    Welcher Mann von der Bow Street? , fragte sich Margaret.
    »Danke, Murdoch. Ich komme gleich.«
    Margaret riskierte einen Blick um die Ecke und sah, wie Sterling das zitternde Mädchen mit eisblauen Augen musterte. »Ich verlasse mich darauf, dass du das Haus verlässt, ohne weiteren Schaden

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