Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
Vom Netzwerk:
anzurichten.«
    Joan nickte.
    »In zehn Minuten bist du weg oder Murdoch wirft dich raus.«

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
3

    Ich möchte keine Köchin sein; ich hasse Kochen. Ich möchte auch
kein Kindermädchen sein und keine Zofe und noch viel weniger
eine Gesellschafterin … ich möchte einfach nur Hausmädchen sein.
    Charlotte Brontë in einem Brief
an ihre Schwester Emily
    Zehn Minuten später drehte Margaret, die vor dem Spiegel ihrer Frisierkommode stand, sich um und sah Joan an.
    »Gut so?«
    Sie trug ein altes, graues Kleid, das Joan auf dem Dachboden aufgestöbert hatte, die Schürze von ihrem Milchmädchenkostüm und die dunkle Perücke.
    Das Mädchen, das auf dem Bett saß, betrachtete sie. »Sie sind völlig verändert, Miss. Aber Sie brauchen trotzdem noch ein Häubchen.«
    Das einzige Häubchen, das Joan gefunden hatte, war völlig vergilbt gewesen. Margaret hob das Spitzenhäubchen hoch, das sie auf dem Maskenball getragen hatte.
    Joan schüttelte den Kopf. »Zu elegant.« Sie nahm etwas aus ihrem Koffer. »Sie können mein Ersatzhäubchen haben. Aber wenn Sie es behalten, kostet Sie das einen Ihrer Schillinge.«
    »Einverstanden.« Margaret stülpte die schlaffe Morgenhaube über ihre Perücke und warf Joan einen fragenden Blick zu. »Kann mich jetzt noch irgendjemand erkennen?«
    Joan legte den Kopf schief. »Wenn er genau hinsieht, ja.«
    Margaret sah noch einmal in den Spiegel. Dann nahm sie einen Kohlestift und malte sich die Augenbrauen dunkel, wie sie es für den Maskenball geplant hatte, bevor sie sich entschlossen hatte, die Perücke doch nicht zu tragen. Danach öffnete sie das Mahagonikästchen und entnahm ihm die kleine runde Brille ihres Vaters, setzte sie auf und sah Joan wieder an.
    »Und jetzt?«
    »Viel besser, Miss. Solange Sie nichts sagen, würde Ihr Bruder auf der Straße an Ihnen vorübergehen, ohne Sie zu erkennen.«
    Margaret dachte an den Dialekt, den sie als Kind gehört hatte, als sie jeden Tag viele Stunden in der Obhut ihres Kindermädchens und später unter Aufsicht der Haushälterin verbracht hatte, während ihre Mutter Gesellschaften oder Wohltätigkeitsveranstaltungen besuchte. Nanny Booker stammte aus irgendeiner Grafschaft im Norden und Mrs Haines kam aus Bristol, meinte sie sich zu erinnern. Damals hatte sie sich oft einen Spaß daraus gemacht, ihren Akzent nachzuahmen; heute fragte sie sich allerdings, ob die beiden das damals wirklich so niedlich gefunden hatten.
    »Un wennʼch nu meine Stimme ändern tät? Würdste mich denn noch kennʼn?«
    Joan kniff die Augen zusammen. »So rede ich aber nicht!«
    Margaret kehrte rasch zu ihrer normalen Sprechweise zurück. »Ich weiß. Ich will mich auch ganz bestimmt nicht über irgendjemand lustig machen. Es geht mir nur darum, mich so gut wie möglich zu verstellen.«
    Joan nickte verständnisvoll; dann beäugte sie zweifelnd die kleine Reisetasche. »Ist das alles, was Sie mitnehmen wollen?«
    »Ich kann ja schließlich keinen Koffer packen, oder? Ich möchte auf keinen Fall Verdacht erregen, wenn wir das Haus durch den Dienstboteneingang verlassen.« Margaret wühlte in der Tasche herum. »Ich habe noch ein Kleid zum Wechseln und das Milchmädchenkostüm, das wiegt fast nichts. Dann Nachthemd und Morgenmantel, Hausschuhe, Kamm, Zahnpulver und den Kohlestift.« Das Neue Testament ihres Vaters erwähnte sie nicht, ebenso wenig wie die Kamee, die er ihr geschenkt und die sie in ein Taschentuch gewickelt hatte. Sie legte sich einen Schal um die Schultern und schlang sich ein paar Haubenbänder um das Handgelenk. »Was brauche ich sonst noch?«
    »Nehmen Sie noch ein paar Bögen gutes Papier für mein Zeugnis mit«, sagte Joan.
    Als Margaret das Papier in ihrer Tasche verstaut hatte, holte Joan tief Luft. »Gut. Es wird Zeit. Gehen wir.« Sie schlug sich auf die Schenkel und stand auf.
    Sie befahl Margaret, im Zimmer zu warten, nahm ihren Koffer, ging hinaus auf den Flur, schlich sich an den Treppenabsatz und lauschte. Dann winkte sie Margaret heraus. Margaret schlich aus dem Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Auf Zehenspitzen folgte sie Joan die Treppe hinunter und wagte dabei kaum zu atmen. Sie legten zwei Treppen ohne Zwischenfall zurück. Oben an der letzten Treppe bedeutete Joan Margaret abermals zu warten, während sie unten nachsah, ob die Luft rein war.
    Margaret wartete, bis der Kopf des Mädchens unten an der Treppe wieder auftauchte und sie ihr abermals winkte zu kommen. Zusammen gingen sie den

Weitere Kostenlose Bücher