Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
Vom Netzwerk:
wird.«
    »Aber ich muss mich bald hier wegrühren«, sagte Joan. »Kommen Sie jetzt mit?«
    Es hatte keinen Sinn zu bleiben. Sterling war ihr zuvorgekommen. Selbst wenn es ihr gelingen würde, sich ins Haus zu schleichen und mit Emily zu reden – ihr Vater würde es erfahren und dafür sorgen, dass sie nach Hause zurückkehrte. Es war zwecklos.
    Margaret seufzte. »Sieht so aus.«
    Joan seufzte genauso tief. »Na, dann kommen Sie.«
    Sorgfältig auf Deckung achtend, überquerten sie den Platz und kehrten auf die Straße zurück. Joan trieb zur Eile und schon bald war Margaret vollauf damit beschäftigt, Blumenkarren, Gewehrläufen, Kutschen und den Hinterlassenschaften von Pferden auszuweichen. Und damit, Joans blaues Kleid nicht aus den Augen zu verlieren, während das Mädchen ihr vorauseilte. Nach kurzer Zeit taten ihr die Füße weh und sie bekam Seitenstechen.
    Joan hielt nur einmal kurz inne, um zu zischen: »Beeilen Sie sich! Wir haben noch einen weiten Weg vor uns und es wird allmählich spät!«
    Margaret warf einen sehnsüchtigen Blick auf die vorüberfahrenden Mietdroschken, wusste aber, dass sie das bisschen Geld, das sie besaß, nicht dafür ausgeben durfte. Sie unterdrückte ein Stöhnen und ging weiter. Die Reisetasche schlug schmerzhaft gegen ihre Beine. Joan ging eilig vor ihr her, jetzt in östlicher Richtung; das Gewicht ihres schweren Koffers schien sie kaum zu spüren. Dreißig oder vierzig Minuten später bogen sie nach Süden ab, in die Grace Church Street.
    Die Straße wurde schmaler und dunkler. Die Pflastersteine wichen unebenem Boden, die Gossen waren mit Unrat verstopft und in der Luft lag ein Gestank, der Margaret zwang, durch den Mund zu atmen.
    Schließlich bog Joan in eine Gasse ein, die laut Straßenschild den Namen Fish Street Hill trug. Sie passierten mehrere heruntergekommene Mietshäuser, dann stieß Joan eine schmale Tür auf. Margaret seufzte vor Erleichterung auf. Beim nächsten Atemzug roch sie Salzluft und den widerlichen Gestank von verdorbenem Fisch. Sie mussten hier ziemlich nah am Fluss sein, dachte sie. Und an den Docks.
    Zu müde, um sich von dem Gestank stören zu lassen, folgte sie Joan ins Haus und stieg hinter ihr zwei wackelige Stiegen hinauf. Schließlich blieb sie stumm und völlig benommen neben ihr stehen, als Joan leise an die Tür Nummer dreiundzwanzig klopfte.
    Während sie warteten, drehte Joan sich zu ihr um und flüsterte: »Ihr Mr Benton hat mir schon genug Ärger gemacht, das Beste wird sein, wir sagen meiner Schwester gar nicht, wer Sie sind. Peg konnte noch nie ein Geheimnis für sich behalten.«
    Margaret nickte.
    Ein paar Augenblicke später hörte man aus dem Innern der Wohnung schlurfende Schritte, dann das raue Flüstern einer Frauenstimme: »Wer ist da?«
    »Peg, ich binʼs, Joan.«
    Das Schloss klickte und eine schlampig wirkende Frau, die Joan sehr ähnlich sah, auch wenn sie etwas älter und sehr viel beleibter war, öffnete die Tür. Sie mochte einmal sehr hübsch gewesen sein, doch jetzt war ihre Haut stumpf und ihr Gesicht viel zu verlebt für ihr Alter. »Du lieber Himmel, Joan! Was ist denn passiert?«
    Joan antwortete ruhig: »Ich habʼ meine Stellung verloren.«
    Das Gesicht ihrer Schwester legte sich in Sorgenfalten. »Oh nein! Was hast du getan?«
    »Nichts. Hör mal, es ist schon spät. Wir reden morgen früh da­rüber, in Ordnung?«
    Die Frau deutete mit dem Kinn auf Margaret. »Und wer ist das?«
    Joan warf Margaret einen Blick zu. »Sie ist mit mir mitgekommen. Sie braucht für ein oder zwei Nächte einen Platz zum Schlafen. Komm schon, Peg, lass uns rein. Wir helfen dir auch mit den Kindern und machen mal richtig sauber – oder was immer du willst.«
    Die Frau runzelte die Stirn. »Na gut. Aber seid leise. Die Kinder schlafen schon.«
    Sie traten in den dunklen Flur, der nach Kohl und schmutzigen Windeln roch. Margaret konnte kaum etwas erkennen, da ihre widerwillige Gastgeberin ihnen keine Kerze gönnte.
    »Kerzen sind teuer«, erklärte Peg, als könne sie ihre Gedanken lesen. »Aber durchs Fenster kommt ein bisschen Licht rein. Und im Herd ist noch Glut.«
    Joan verschwand in dem einzigen separaten Zimmer der Wohnung. Einen Augenblick später kehrte sie zurück und warf etwas auf den Boden . Margaret sah mit Schrecken, dass sie auf einer alten Decke auf dem blanken Boden schlafen sollte.
    Sie blieb stehen und wartete, dass Joan ihr beim Auskleiden half. Doch diese folgte ihrer Schwester ins Schlafzimmer.
    Margaret

Weitere Kostenlose Bücher