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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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untersuchte Lewis, konnte jedoch keine Veränderung in seinem Befinden feststellen. Als er wieder gegangen war, setzte Nathaniel sich mit der Zeitung an den Schreibtisch in der Bibliothek; Helen saß bei Lewis am Krankenlager.
    Ein paar Minuten später warf er die Times auf den Schreibtisch und vergrub den Kopf in den Händen. Was noch alles?
    Helen blickte aufgeschreckt zu ihm hinüber. »Was ist los?«
    »Neuigkeiten aus Barbados. Ein Sklavenaufstand.«
    »Nein!« Sie schlug eine Hand vor den Mund. Ihre Augen waren weit aufgerissen.
    Er nickte. »Plantagen wurden verwüstet, Zuckerrohrfelder niedergebrannt, es kam zu Plünderungen. Als die Soldaten den Aufruhr endlich niederschlagen konnten, war ein Viertel der Zuckerrohrernte in Flammen aufgegangen.«
    »Unser Anwesen?«
    »Wird nicht erwähnt. Gott sei Dank haben wir die Ernte früh eingebracht.«
    »Was steht noch drin?«
    Er nahm die Times wieder zur Hand. »Schätzungsweise vierhundert Sklaven, Männer und Frauen, bewaffnet mit Mistgabeln und ein paar Musketen, kämpften gegen die bis an die Zähne bewaffnete Miliz und Soldaten. Hunderte von Aufständischen wurden getötet.« Er schüttelte den Kopf, als die Bilder der Upchurch-Sklaven vor seinem inneren Auge erschienen. Tuma, Jonah, Cuffey … bitte, nein .
    Er zwang sich weiterzulesen. »Hunderte anderer wurden gefangen genommen und werden hingerichtet oder verkauft werden.«
    Nathaniel hatte seinen Vater gewarnt, dass das passieren könnte, wenn die Pflanzer den Gesetzentwurf zur Registrierung der Sklaven ablehnten. Doch nicht einmal er hatte mit so entsetzlichen Folgen gerechnet.
    Helen fragte: »Sind auch Pflanzer ums Leben gekommen?«
    Er warf ihr einen Blick zu, überrascht, dass sie sich um das Leben der weißen Sklavenhalter sorgte. Doch er konnte ihr deswegen keinen Vorwurf machen. Sie hatte noch nie einen Sklaven zu Gesicht bekommen, geschweige denn kannte sie Dutzende, so wie er. Er schüttelte den Kopf. »Offenbar nur zwei Soldaten, ein weißer und ein schwarzer aus dem Westindien-Regiment.«
    »Was für ein Glück! Ich meine … dass Papa und seine Nachbarn wohlauf sind.«
    Er verbiss sich eine bittere Erwiderung. Es war nicht Helens Fehler. »Ich werde Vater schreiben, aber ich denke, dass wir ohnehin bald von ihm hören.«
    Helen nickte. »Bis dahin werde ich für ihn beten.«
    Nathaniel dachte: Und ich werde für die Sklaven beten .

    Margaret betrat den Destillierraum, beide Arme voll gelber Chrysanthemen und purpurner Verbenen. Es war schon spät im Jahr und dies waren die einzigen Blumen, die sie noch gefunden hatte, um das Krankenzimmer ein wenig freundlicher zu machen.
    Sie blieb unvermittelt stehen, als sie Connor sah. Er stand am Arbeitstisch. Das war eigentlich Hesters Domäne. »Oh. Hallo Connor. Wo ist Hester?«
    »Um diese Zeit wahrscheinlich im Dienstbotenzimmer.«
    Er war in Hemdsärmeln und trug eine schwarze Latzschürze, um seine Kleidung zu schützen.
    Margaret nickte, dann zögerte sie und überlegte, was er wohl hier machte. Vor ihm auf dem Arbeitstisch standen Mörtel und Stößel, daneben ein Gefäß mit irgendetwas darin, ein wenig Pulver war auf dem Tisch verstreut. »Bereitest du etwas für Mr Upchurch zu?«
    Er sah sie an. »Wie meinst du das?«
    Sie zuckte leichthin die Achseln. »Irgendein Elixier oder ein Stärkungsmittel, dachte ich.«
    Er starrte sie an, dann sah er auf den Arbeitstisch hinunter. »Ich bin kein Apotheker, Nora.«
    Sie lächelte ihn an. »Hester sagt, du machst deine Seife und dein Haartonikum selbst. Sei nicht so bescheiden.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich mahle nur ein wenig Zahnpulver.«
    »Mach ruhig weiter.« Margaret ging zur Anrichte und fing an, die Blumen zurechtzuschneiden und in eine grüne Glasvase zu stecken.
    Das Schweigen zwischen ihnen, während sie beide arbeiteten, hatte etwas Beklemmendes. Da sie spürte, dass es Connor nicht ganz wohl dabei war, mit einem anderen Mädchen als Hester hier drin zu sein, beeilte Margaret sich. Als sie fertig war, räumte sie rasch auf, dann trug sie das Arrangement in die Bibliothek hinauf.
    An diesem Abend erschien Connor nicht zum Essen. Mr Arnold schimpfte zuerst, dann beschloss er, ohne ihn anzufangen, Mr Hudsons Zustimmung vorausgesetzt.
    »Wie Sie möchten«, sagte der Verwalter in seiner freundlichen Art.
    Margaret wunderte sich, dass Connor eine Mahlzeit verpasste. Es war unwahrscheinlich, dass Monsieur Fournier ihm etwas aufhob, aber Hester würde es wahrscheinlich heimlich tun. Margaret

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