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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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in ihrem Zimmer unter dem Dach und Margaret fand es sehr gemütlich, in Morgenrock und Umschlagtuch hier zu sitzen. Sie rechnete nicht damit, um diese Uhrzeit noch jemandem zu begegnen außer Mrs Welch, die sicher nichts gegen ihren Bekleidungszustand einzuwenden hatte, zumal sie einfach weiterschlief, ohne sich von ihrer Gegenwart stören zu lassen.
    Die große Uhr schlug Mitternacht, doch Margaret wurde nicht müde; ihr Herz war zu schwer. Um Lewisʼ, um Helens, um Nathaniels und auch um ihrer selbst willen dankte sie Gott, dass Lewis noch am Leben war. Doch irgendetwas stimmte hier nicht, abgesehen von der Tatsache, dass Lewis Upchurch angeschossen worden war. Es war jetzt drei Tage her und er war immer noch nicht aufgewacht.
    Margaret dachte an die Nächte, in denen ihr lieber Vater weggerufen worden war – oder auch aus eigenem Antrieb gegangen war, um am Bett eines kranken oder sterbenden Pfarrkinds zu wachen. Irgendwie fühlte sie sich ihrem Vater jetzt näher, wo sie in Lewis Upchurchs Krankenzimmer saß und wachte.
    Das Quietschen einer Tür ließ sie zusammenschrecken.
    Eine Männerstimme flüsterte: »Welch eine Treue, hier wie ein Hund neben ihm am Bett zu sitzen!«
    »Mr Upchurch …!« Sie schnappte nach Luft und sprang auf. Nathaniel lehnte in der Tür, voll bekleidet, die Arme vor der Brust verschränkt. Er schien alles andere als glücklich, sie hier zu sehen.
    Sie ging auf Zehenspitzen zu ihm und sagte, mit ihrem Akzent und im Flüsterton, um Mrs Welch nicht aufzuwecken: »Ich bin nur gekommʼ, um nach ihm zu guckʼn.«
    »Und wo ist die Pflegerin? Oder hast du diese Rolle ebenfalls übernommen?«
    »Natürlich nich.« Sie deutete zum Sofa hinüber, wo die Frau auf der Seite lag, eine Kniedecke über sich gebreitet. »Ich konnte nicht schlafen, ein Problem, das Mrs Welch ganz eindeutig nicht hat.«
    Sie lächelte zögernd, doch er reagierte nicht darauf.
    »Ich hoffe sehr, Nora, dass du keine … romantischen Vorstellungen in Bezug auf meinen Bruder hegst.«
    Margaret zog überrascht die Brauen hoch. »Was meinen Sie damit, Sir?« Als Nora war sie sich nicht bewusst, mit jemandem geflirtet zu haben. Allerdings hatte Nathaniel sie zusammen auf dem Dienstbotenball gesehen …
    »Du wärst nicht die Erste und auch nicht die Letzte …«, er zuckte zusammen, »so Gott will, nicht die Letzte.«
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Sir. Ich denke nicht auf diese Weise an ihn.«
    Sein Blick im Licht der Lampe schien sie zu durchbohren. »Nicht?«
    Warum hatte sie nur das Gefühl, als frage er sie, Margaret, und nicht das Hausmädchen Nora? Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Außerdem«, sie stockte kurz, »ist Ihr Bruder … ich glaube, eine andere Frau hat bereits das Herz Ihres Bruders erobert.«
    »Sprechen wir wieder von Miss Lyons?«
    »Nein, Sir. Nicht von einer Londoner Lady.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Sie zögerte. Vielleicht hatte Lewisʼ Herz ja gar nichts mit den nächtlichen Rendezvous zu tun. Sie spürte, wie sie bei diesem Gedanken rot wurde. »Ich … ich habe nur …«
    »Du brauchst ihn nicht zu schützen, Nora. Ich kenne die Neigungen meines Bruders. Aber ich will herausfinden, wer das getan hat.« Er deutete auf die ruhige Gestalt auf dem Bett. »Alles, was du mir über Lewisʼ Affären erzählen kannst, könnte wichtig sein.«
    Sie nickte. »Ich wollte nur sagen, dass ich ihn mehrmals erst morgens nach Hause kommen sah.«
    »Vielleicht ein besonders früher Ausritt am Morgen?«
    »Nein, Sir. Ich meine wirklich früh. Fünf oder sechs Uhr morgens. Als wäre er die ganze Nacht fort gewesen.«
    »Und was machst du so früh schon auf … außer meinen Bruder auszuspionieren?«
    »Ausspionieren?« Sie verzog das Gesicht. »Sie vergessen, wie unser Tagesablauf aussieht, Sir. Während Sie noch schlafen, stehe ich um halb sechs Uhr auf, öffne die Fensterläden und poliere die Kaminroste.«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Wie du es hassen musst, vor der Mittagszeit aufzustehen.«
    Sie hob ihr Kinn. »Ich habe nie so lange geschlafen, Sir, auch nicht, bevor ich … hierherkam. Was denken Sie von mir!«
    Sein Blick glitt über ihre Augen, ihr Gesicht, ihre Haube. »Ich weiß nicht, was ich von dir halten soll.«
    Sah er sie anerkennend oder missbilligend an? Es war schwer zu sagen in dem trüben Licht.
    Er riss sich zusammen. »Das beweist überhaupt nichts. Woher wusstest du, dass er die ganze Nacht fort gewesen war?«
    »Er trug die gleichen Kleider wie am Vortag, nur waren sie

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