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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Habseligkeiten zu durchsuchen, um vielleicht weitere Hinweise auf die Identität des Duellgegners oder der Frau, die dahintersteckte, zu finden. Nach der Morgenandacht am nächsten Tag brachte ihm der Kammerdiener die Sachen, die er gefunden hatte. Nathaniel dankte dem jungen Mann und entließ ihn.
    Nun saß er an dem kleinen Tisch im Morgenzimmer und wühl­te sich durch den Stapel von alten Clubrechnungen und Operntickets.
    Nachdenklich betrachtete er eine von Lewisʼ eigenen Visitenkar­ten, die einen »Kuss« aufwies – den vollen Abdruck eines roten Lippenstift-Mundes.
    Was sollte er damit anfangen?
    Sollte er damit durchs ganze Land reisen und alle Frauen, denen er begegnete, bitten, einen Kussmund auf ein Papier zu drücken, bis er den passenden gefunden hatte?
    Sinnlos.
    Er entfaltete ein Stück Papier, ein Blatt aus einem kleinen Notizbuch, und las:
    Du grausame, eitle, verdammte Laus,
verabscheut von allen in meinem Haus,
wie kannst du es wagen, sie anzufassen,
süß und unschuldig, wie sie ist!
Geh, woanders dich auszulassen,
täusch ein andres Täubchen mit deiner List.
    Ihm wurde ganz übel. Am liebsten hätte er das Papier in Fetzen gerissen und den Verfasser dieser Zeilen gleich mit. Was für lausiges Gedicht! Welch eine erbärmliche Papierverschwendung!
    Er las den Text noch einmal durch. Die Worte sprachen von einer tief empfundenen Kränkung, doch er bezweifelte, dass dieser »Dichter« wirklich einer solchen Empfindung fähig war. Eine Wendung erregte seine besondere Aufmerksamkeit: »süß und unschuldig, wie sie ist …« War es möglich – war Lewis vielleicht einer von Prestons Töchtern begegnet und hatte sie verführt, während er auf Barbados lebte? Nathaniel schüttelte den Kopf. Das ergab keinen Sinn. Lewis hatte Barbados vor über zwei Jahren verlassen. Warum also ausgerechnet jetzt? Und doch war hier der Beweis, in seinen Händen, wenn es denn ein Beweis war. Er schloss die Augen. Er konnte nicht mehr klar denken, hatte all seine Objektivität verloren in seiner wilden Entschlossenheit, den Mann, der auf Lewis geschossen hatte, ausfindig zu machen. Er hasste es, sich so hilflos zu fühlen, unfähig, seinem armen Bruder auch nur diesen einen letzten Dienst zu erweisen.
    Er beschloss, Helen das Gedicht zu zeigen. Vielleicht konnte sie etwas damit anfangen.
    Irgendjemand kratzte an der Tür des Morgenzimmers. Er blickte auf. Die Tür öffnete sich ein paar Zentimeter und Margarets Gesicht erschien.
    »Verzeihung, Mr Upchurch?«
    Sein Puls beschleunigte sich. »Ja, Nora?«
    Sie schluckte. »Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«
    Er zögerte, zerrissen zwischen widersprüchlichen Gefühlen. Seine Entschlossenheit, Distanz zu wahren, kämpfte mit der irrationalen Sehnsucht, ihr nahe zu sein. »Gern. Komm herein.«
    Sie schloss die Tür hinter sich und kam zu ihm. »Bitte entschuldigen Sie, aber ich habe kürzlich ein Gespräch zwischen Ihnen und Ihrer Schwester mit angehört. Über Mr Saxby.«
    Er starrte sie an. Sie hatte völlig ihren Akzent vergessen.
    »Ich hatte das Gefühl, es Ihnen sagen zu müssen.« Sie verflocht die Finger ineinander. »Ich kann zwar nichts über seinen Charakter sagen, aber ich glaube, Sie irren sich, wenn Sie denken, dass Mr Saxby Ihren Bruder wegen Miss Lyons zum Duell gefordert hat.«
    »Ach ja? Und warum?«
    »Ich weiß zufällig, dass Mr Saxby die Beziehung zu Miss Lyons schon vor dem … Zwischenfall beendet hat.«
    »Und woher weißt du das?«
    Sie schluckte. »Ich habe gehört, wie sie es einer Freundin erzählt hat.«
    »Wann war das?«
    »Am Abend des Maskenballs. In der Damengarderobe.«
    Er dachte darüber nach. »Vielleicht hat er sich umentschieden.«
    Sie zögerte. »Ändern … ändern Männer ihre Meinung, wenn sie erst einmal beschlossen haben, dass eine Frau ihrer unwürdig ist?«
    Er sah sie an und überlegte. »Nicht so leicht.«
    Sie schlug den Blick nieder.
    »Vielleicht hat Saxby sich über Miss Lyons geärgert, liebt sie aber immer noch.« Leise fügte er hinzu: »Jeder Mann würde zornig werden, wenn er denken muss, dass die Frau, die er liebt, Lewis ihm vorzieht.«
    Sie blickte ihm in die Augen. »Das tut sie nicht.«
    Er erwiderte ihren Blick. »Nicht?« Sprach sie von Miss Lyons oder von sich selbst?
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn es früher einmal so war, dann ist es jetzt nicht mehr so.«
    Er blinzelte und zwang sich, die Augen von ihr abzuwenden. »Hast du denn eine bessere Theorie? Einen plausibleren Verdächtigen?«
    »Ich

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