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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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fürchte nein.«
    »Nun …«, er stand auf, »danke jedenfalls, dass du es mir gesagt hast.«
    Sie nickte. »Darf ich fragen, wie es Ihrem Bruder heute Morgen geht?«
    »Es gibt leider keine Besserung.«
    »Wir beten alle für ihn.« Sie griff nach der Türklinke, doch dann drehte sie sich noch einmal um. »Es tut mir so leid, dass das passiert ist. Um Ihrer aller willen.«
    Wie groß ihre blauen Augen waren, wie verlockend ihre zitternden Lippen! Er konnte sich kaum beherrschen, sie in seine Arme zu reißen. Welch ein Trost das sein würde! Und welch eine Qual!
    Doch er rührte sich nicht. »Danke.«
    Nachdem Margaret gegangen war, nahm Nathaniel das Gedicht, das er gerade unter Lewisʼ Sachen gefunden hatte, die Duellforderung und Prestons Drohung, nach Fairbourne Hall zu kommen, und ging damit hinauf ins Wohnzimmer, um Helen die drei Schriftstücke zu zeigen.
    Zuerst legte er ihr das »Du grausame, eitle, verdammte Laus«-Gedicht vor.
    Sie las es und stöhnte auf: »Du meine Güte!«
    Nathaniel wies mit dem Finger darauf. »Das deutet auf Preston. Immerhin nennt der Mann sich selbst den Dichter-Piraten. Allerdings hatte ich keine Ahnung, dass sein Rachefeldzug auch Lewis einschließt.«
    Helen hob die Hand. »Zeig mir das Gedicht, in dem er schreibt, dass er herkommen und sich den Rest des Geldes holen will.«
    Er gab es ihr und sie verglich die beiden Gedichte. »Die Handschriften sind völlig verschieden.«
    Nathaniel sah ihr über die Schulter. »Du hast recht. Warum sollte er seine Handschrift verstellen und gleichzeitig in der für ihn typischen Gedichtform schreiben?«
    »Ich weiß nicht.«
    Er gab ihr den dritten Brief, den er mit heraufgebracht hatte. »Hier ist der Brief, mit dem Lewis zum Duell gefordert wurde.«
    Helen verglich die kurze Forderung mit dem letzten Gedicht. »Diese beiden stammen eindeutig von derselben Person.«
    Nathaniel verzog das Gesicht. »Du glaubst also, dass Preston nur den ersten Brief schrieb, in dem er droht, hierherzukommen, und die beiden anderen stammen von jemand anders?«
    Helen nickte.
    »Zwei Dichter?«, fragte Nathaniel ungläubig. »Einer, der mich bedroht, und ein anderer, der Lewis bedroht?«
    Helen nickte. »Ich gebe zu, es klingt sehr unwahrscheinlich.« Sie runzelte die Stirn und las das letzte Gedicht noch einmal laut vor. »›Du grausame, eitle, verdammte Laus. Verabscheut von allen in meinem Haus. Wie kannst du es wagen, sie anzufassen. Süß und unschuldig, wie sie ist. Geh, woanders dich auszulassen. Täusch ein anderes Täubchen mit deiner List.‹« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe das Gefühl, als hätte ich das schon einmal gelesen …«
    Nathaniel stimmte ihr zu. »Es klingt wie Burns Gedicht ›An eine Laus‹.«
    Helens Augen leuchteten auf. »Genau!«
    Abel Preston hatte die Angewohnheit, zu allen möglichen Gelegenheiten Gedichte zu verfassen. Aber zwei Dichter? Nathaniel war verwirrter als je zuvor.

    Margaret ging zum Abendessen ins Dienstbotenzimmer. Im Vorübergehen spähte sie in die Destillierkammer. Irgendetwas blitzte tiefrot auf – Connors Haare. Wahrscheinlich sprach er wieder mit Hester. Ob sie wirklich nur miteinander redeten? Margaret hoffte, dass Mrs Budgeon sie nicht erwischte; Romanzen unter den Dienstboten waren höchst unerwünscht, das wusste sie.
    Doch als Margaret ins Dienstbotenzimmer kam, war Hester dort und half Jenny fröhlich beim Auftragen des Abendessens.
    »Oh!« Margaret blieb überrascht stehen. »Ich dachte, du bist in der Destillierkammer.«
    Hester setzte ein Tablett mit pikantem Gebäck ab und blickte auf. »Wie kommst du denn darauf?«
    Margaret wartete, bis Jenny wieder in der Küche war, dann sagte sie: »Ich habe Connor dort gesehen.«
    Hester strahlte auf. »Wirklich? Ich frage mich, was er dort sucht.« Sie blinzelte. »Außer mir natürlich.«
    Als sie die Zuneigung in Hesters strahlenden Augen sah, empfand Margaret seltsamerweise echten Neid auf das Destillierkammer-Mädchen.
    Ach, geliebt zu werden und diese Liebe zu erwidern! Sie dachte an ihr letztes Gespräch mit Nathaniel. Es hatte fast gewirkt, als bezöge sich das, was er sagte, auf sie – Margaret. »Jeder Mann würde zornig werden, wenn er denken muss, dass die Frau, die er liebt, Lewis ihm vorzieht.« Und wie er sie dabei angeschaut hatte …
    Aber nein, sie las einfach zu viel in seinen Blick und in das, was er zu einem Hausmädchen namens Nora gesagt hatte, hinein.

    Dr. Drummond kam wie versprochen am Nachmittag noch einmal vorbei und

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