Die Magd von Fairbourne Hall
Dann nahm er erst ihre eine Hand, dann die andere und rieb sie beide zwischen seinen beiden größeren, wärmeren Händen. »Das müsste dich wärmen.«
Sie holte tief Luft. »Das tut es auch.«
Seine Hände hielten inne, doch er ließ sie nicht los. Sie machte keine Anstalten zurückzutreten oder ihm ihre Hände zu entziehen. Hoffentlich bedeutete das, dass sie genauso empfand wie er. Oder hatte sie das Gefühl, in seiner Schuld zu stehen? Fürchtete sie, ihren Zufluchtsort zu verlieren, wenn sie sich wehrte? Dieser Gedanke ernüchterte ihn ein bisschen und plötzlich fiel ihm auch wieder ein, warum er überhaupt gekommen war.
Er räusperte sich und ließ sie los. »Ich habe gerade eine völlig überraschende Neuigkeit gelesen.«
»Ja?« Sie war augenblicklich hellwach, die Augen geweitet, der ganze Körper verkrampft vor Anspannung. Er hatte immer noch Angst, es ihr zu sagen, doch er wusste, dass ihm nichts anderes übrig blieb. Er hatte Angst vor dem, was sie möglicherweise tun würde.
Margaret stählte sich für die Nachricht.
Er zog den Zeitungsausschnitt aus der Tasche und fing an: »Es ist die Ankündigung einer Verlobung.«
Margaret krümmte sich innerlich. Oh nein! Hatte Sterling einfach eine Verlobungsanzeige von ihr und Marcus aufgegeben, in der Hoffnung, sie auf diese Weise zu zwingen, ihn zu heiraten?
Nathaniel fuhr fort: »Die Verlobung von Marcus Benton und Miss Caroline Macy.«
Margaret war so entsetzt, dass sie im ersten Moment gar nicht begriff, was er gesagt hatte. Sie spürte nur, wie ihr Herz schmerzhaft gegen ihre Rippen schlug. »Caroline Macy? Bist du ganz sicher?«
»Ja.« Er reichte ihr den Zeitungsausschnitt und wartete, während sie ihn im Licht der Kerze las. Er sagte: »Das sind sicher keine guten Nachrichten.«
»Nein, selbstverständlich nicht. Wie auch?«
»Nun ja, schließlich hat sich der Mann, den du nicht heiraten wolltest, mit einer anderen Frau verlobt.«
»Diese andere Frau ist meine Schwester! Sie ist kaum siebzehn! Viel zu jung und viel zu unschuldig für einen Lüstling wie Marcus Benton.«
Er stieß die Luft aus. »Das habe ich befürchtet.«
Margaret hatte Kopfschmerzen und ihr war übel. Wollte Marcus Caroline wirklich heiraten oder hoffte Sterling nur, Margaret mit dieser Neuigkeit aus ihrem Versteck aufzuscheuchen?
Sie erinnerte sich daran, wie glücklich Caroline gewirkt hatte, als sie auf dem Ball mit Marcus Benton getanzt hatte. Ja, einem Mädchen, das noch zur Schule ging, konnte Marcus Benton in der Tat mit Leichtigkeit den Kopf verdrehen. Und wenn Caroline dann den Charakter des Mannes erkannte, den sie geheiratet hatte, wäre es zu spät.
Margaret durchmaß mit großen Schritten das kleine Zimmer.
Nathaniel sagte: »Lass mich dir helfen.«
Sie blieb nicht stehen. »Was könntest du tun?«
»Ich könnte dich heiraten.«
Sie fuhr herum und sah ihn ungläubig an. »Mich heiraten?«
Er zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. »Ich weiß, dass du eigentlich Lewis wolltest. Wenn das immer noch der Fall ist, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um ihn zu überzeugen. Es könnte einfacher sein, jetzt, da er von deinem Erbe weiß.«
Sie runzelte die Stirn. »Ich will Lewis nicht heiraten. Und überhaupt, wie soll es meiner Schwester helfen, wenn ich heirate?«
»Wenn Marcus deiner Schwester nur deshalb einen Antrag gemacht hat, damit du zurückkommst … und wenn er eigentlich immer noch hofft, dich zu heiraten, wegen deines Erbes …«
»In zwei Wochen habe ich Geburtstag. Wenn ich bis dahin nicht heirate, gebe ich Caroline eine großzügige Mitgift, dann kann sie einen Mann heiraten, der ihrer würdig ist. Und ich kann heiraten oder auch nicht, ganz wie ich will.«
Er schüttelte den Kopf. »Du lebst jetzt seit mehreren Monaten unter unserem Dach, Margaret. In einer so ungewöhnlichen Situation hat ein Gentleman eine gewisse Verantwortung – eine Verpflichtung.«
Ein Frösteln überlief sie. Sie hob das Kinn. »Ich versichere Ihnen, Sie haben keinerlei Verpflichtung, Mr Upchurch. Sie und Ihr Bruder wussten nicht, dass ich hier bin, auch wenn ich vermute, dass Ihre Schwester es schon länger weiß. Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen. Sie haben keinesfalls die Pflicht, meine Ehre zu retten, so wie die Dinge liegen.«
»Es wäre mir keine Last, Miss Macy, das kann ich Ihnen versprechen.« Er trat einen Schritt näher, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. »Im Gegenteil, es gibt keine Frau, an die ich lieber
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