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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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gefesselt wäre.«
    Sie wurde ganz starr vor Zorn. »Ich möchte aber nicht, dass Sie an mich gefesselt sind. Ich möchte überhaupt nicht, dass mich irgendjemand heiraten muss. Nicht Marcus Benton, nicht Lewis und Sie auch nicht.«
    »Margaret, ich habe doch nur einen Scherz gemacht. Ich wollte nicht …«
    Sie riss die Tür auf und flüsterte barsch: »Und jetzt muss ich Sie bitten zu gehen, Sir, sofort.«
    Nathaniel zögerte, doch dann tat er ihr den Gefallen, einen Ausdruck schmerzlichen Bedauerns auf dem Gesicht.
    Sie schloss die Tür hinter ihm, warf sich aufs Bett und fing an zu weinen. Angst und Bestürzung verwirrten ihr Denken. Eine Vernunftehe mit einem guten Mann war doch bestimmt nicht die einzige Alternative zu einer erzwungenen Ehe mit einem widerwärtigen Mann.
    Hatte Nathaniel ihr nur aus Pflichtgefühl einen Antrag gemacht, wie sie es ihm vorgeworfen hatte? Oder wollte er sie wirklich heiraten? Er hatte nie gesagt, dass er sie liebte. Sie erinnerte sich an seinen Kuss. Ganz bestimmt begehrte er sie. Aber liebte er sie auch? War er, wie Lewis, nur deshalb bereit, ihre Fehler zu übersehen und ihr eine zweite Chance zu geben, weil jetzt die zusätzliche Attraktion eines Erbes für sie sprach?
    Sie hasste den Gedanken, den Bentons jetzt noch nachgeben zu müssen – wo sie in zwei Wochen Geburtstag hatte! Ihre Unabhängigkeit war doch schon greifbar nahe! Doch wenn sie jetzt abwartete, um ihr Geld – und sich selbst – zu retten, bedeutete das möglicherweise den Untergang ihrer Schwester.
    Aber Margaret wusste auch, dass die Upchurchs Geld brauchten. Wenn sie ihr Erbe aufgab, um Carolines Freiheit zu erkaufen, würde sie dann ihre Chance auf ein Leben mit Nathaniel Upchurch zum zweiten Mal verspielen?
    Er hatte es vermasselt. Er hätte ihr nie vorschlagen dürfen, sie zu heiraten, um ihren Ruf zu retten. Wie herablassend das geklungen haben musste! Er wollte Margaret heiraten, es war sein innigster Wunsch; er liebte sie mit jeder Faser seines Herzens. Er kämpfte gegen die Versuchung an, sich in dem Gefühl der Zurückweisung zu suhlen, das sich auf ihn legen wollte wie eine nasse Wolldecke, stinkend und erstickend. Oder machte er sich etwas vor? Hatte er gerade nicht die gleiche Erfahrung gemacht wie vor zwei Jahren? Hatte er sie nicht deutlich darum gebeten, ihn zu heiraten, nur um erneut abgewiesen zu werden?
    Er versuchte, sich in ihre Situation zu versetzen, aber die Gedanken einer Frau waren schon unter normalen Umständen schwer zu erraten. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was in einer Frau vorging, die sich in eine so verzwickte Situation hineinmanövriert hatte wie Margaret Macy.
    Nathaniel fuhr sich frustriert mit den Händen über das Gesicht. Wer verstand schon die Frauen? Eine andere Frau vielleicht, kam ihm plötzlich in den Sinn. Er würde seine Schwester fragen. Doch es war schon spät und Helen war schon zu Bett gegangen. Er verschob sein Vorhaben auf den nächsten Morgen.

    Nathaniel wachte früh auf. Vielleicht hatte das Mädchen, das heißes Wasser gebracht hatte, ihn geweckt, obwohl er jetzt niemand mehr sah. Wahrscheinlicher war, dass seine Ungeduld, die Katastrophe des gestrigen Abends wieder in Ordnung zu bringen, ihn aufgeweckt hatte. Er konnte nicht bis zum Frühstück warten, er musste jetzt gleich mit seiner Schwester reden und herausfinden, was er in Bezug auf Margaret unternehmen sollte.
    Helen antwortete auf sein Klopfen und bat ihn mit schläfrigem Lächeln herein. Sie setzte sich im Bett auf. »Na so was! Du bist nicht mehr so früh in mein Zimmer gekommen, seit wir Kinder waren. Was ist denn los?«
    »Es geht um Margaret … äh, um Nora … äh …«
    »Schon gut, ich weiß Bescheid. Ich weiß es schon lange.«
    »Das dachte ich mir. Du warst schon immer die Klügste von uns dreien.«
    Sie runzelte die Stirn. »Sag mir nicht, dass sie dich schon wieder wegen Lewis abgewiesen hat … Wenn sie das getan hat, werde ich sie eigenhändig verprügeln, das verspreche ich dir.«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Was dann? Erzähl es mir, alles.«
    Und so erzählte er es ihr. Alles. Nein, nicht alles. Er erwähnte nicht, dass er sie in seinem Zimmer geküsst hatte …
    Helen lauschte mit ernster Miene seinem Bericht über die Ereignisse und sein letztes Gespräch mit Margaret. Als er fertig war, fragte sie: »Hast du es ihr gesagt?«
    »Was gesagt?«
    »Dass du sie liebst?«
    Nathaniel spürte, wie sein Gesicht heiß wurde bei dem Gedanken, dass er solche Dinge mit Helen

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