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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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herüberzufliegen begannen, befahl Kyrrispörr:
    »Weiter heran, bis ihr sicher schießen könnt, und dann, Halfdanr, stoppe den Sperber und gehe längsseits!«
    So taten sie es. Kyrrispörr breitete die Arme aus und beschwor Njörds Gnade und Oins Macht herbei, rief Þórr, der in Kriegsdingen unvergleichlich war, während seine Männer die Bogen singen ließen und Eirik Jarls Vorstoß gegen Olafs linke Flanke mit einem Pfeilhagel deckten. Als ein Pfeil klappernd auf Höhe von Kyrrispörrs Kopf vom Kiel abglitt, rückte er mit einem Stoß seinen Helm zurecht und ließ Laggar aufsteigen zum Mast, wo der Falke aufbaumte und von oben herab das Geschehen verfolgte. Kyrrispörr verstärkte seinen Gesang und ließ ihn seinen Leib erschüttern, bis seine Augenlider zu flattern begannen und er den beginnenden Kampf aus den Augen des Falken sah. Rasch schickte er seine Kraft dorthin, wo sie gebraucht wurde; schenkte Eiriks Mannen Zuversicht, die gerade begannen, das äußerste Schiff des Verbandes von der Seite zu erstürmen, und die dabei auf verbissene Gegenwehr der Besatzung stießen; gab König Sveinns Mannen Kraft, die sich mühten, den Orm langa zu entern, dazu auch schon Enterhaken hinübergeworfen hatten, sich aber nun vor der viel höheren Bordwand König Tryggvasons Schiff wie vor einer Mauer sahen und zudem vom Bug der ein wenig zurückliegenden Schiffe mit Steinen, Spießen und Pfeilen überschüttet wurden. Es stand nicht gut um König Sveinn. Jetzt flogen Enterhaken gar von Olafs Drachen hinüber zu dem Dänenkönig, packten sein Schiff und zerrten es weiter in die Schlachtreihe hinein, sodass der Jäger mit einem Mal zum Gejagten wurde, und seine Männer fielen wie die Fliegen. Als der König auf eines seiner anderen Schiffe flüchtete und das Davonrudern befahl, da suchten auch seine übrigen Männer das Heil in der Flucht. Kyrrispörr sah, dass König Olafr Tryggvason seinen ersten Sieg davongetragen hatte. König Skotkonung griff die Formation von der entgegengesetzten Seite an, gegen die Eirikr Jarl fuhr. Doch auch seine Leute hatten Schwierigkeiten; zu dicht war der Pfeilhagel, zu gut die Äxte und Schwerter, ihm wollte es nicht gelingen, auf das äußerste Schiff in der Reihe vorzudringen, obwohl er es immer wieder versuchte. Kyrrispörr spürte, wie seine Kraft dort verpuffte, als wolle er ein Fass ohne Boden befüllen. Einzig Eirikr Jarl trieb seine Mannen kraftvoll voran. Das Schlachtglück drohte sich zu Olafs Gunsten zu wenden. Kyrrispörr traf eine Entscheidung.
    »Halfdanr! Ich übernehme! Männer, an die Ruder, wir fahren in die Schlacht!«
    Er lief zum Heck den Schiffes und brachte es auf Kurs, während seine Mannen sich in die Riemen legten. Sogleich zog er sein Schwert und rief laut, mit einer festen Stimme, die aus dem Bauch heraus kam und ihn kaum Mühe kostete:
    »Tod für Olaf! Rache für unsere Väter und Brüder!«
    »Rache!«, erwiderten die Männer.
    Kyrrispörr hob das Schwert gen Himmel und wiederholte, fordernd und lauter als zuvor:
    »Rache!«
    Die Antwort seiner Männer war ohrenbetäubend. Als er neuerlich den Schlachtruf ausstieß, spürte, wie ihm das Blut heiß durch die Adern schoss, erkannte er die gleiche Begeisterung in seinen Mannen und fühlte sich dadurch wiederum weiter angespornt. Ihr Schiff sprang über die Wellen auf Olafs Boote zu. Kyrrispörr stemmte die Füße in den Boden, steckte das Schwert fort und hob die Faust zu Laggar; der ließ sich aus der Höhe des Mastes fallen und kam in elegantem Schwung herbei.
    »Bringe Angst und Schrecken über unsere Feinde!«, rief Kyrrispörr ihm zu und warf ihn gegen das äußerste der feindlichen Schiffe. Wie sie es so oft geübt hatten, startete Laggar durch, sperrte den Schnabel, als er mit wenigen Flügelschlägen Schwung gewann, vollführte unmittelbar vor dem Kiel des feindlichen Schiffes einen Überschlag und zog so dicht über die Köpfe der Krieger hinweg, dass man meinte, er müsse sie gestreift haben; dabei stieß er einen wilden Schrei aus. Als er aufsteilte und auf den Mast zurückkehrte, krachte Kyrrispörrs Snekkja bereits zwischen die beiden äußersten Boote. Unter den Feinden brach Verwirrung aus: Erst der Falke, der wie ein Bote des leibhaftigen Þórr zwischen sie gefahren war, nun Angreifer von beiden Seiten, von außen durch Eirik Jarl, und nun auch durch Kyrrispörr von innen. Enterhaken verbissen sich in die Bugwände der Schiffe und schafften einen sicheren Übertritt für Kyrrispörrs

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