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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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bringe Falken, die des Königs würdig sind.« Kyrrispörr hob das Transportreck hoch, das er sich inzwischen wieder umgehängt hatte. Der Anblick der schneeweißen Gerfalken und des stolzen Steinadlers beeindruckte die Männer sichtlich. Das Boot kam dichter heran.
    »Ein Kriegsschiff können wir nicht passieren lassen«, rief der Kommandant.
    »Wo können meine Leute festmachen, bis ich es mit dem König besprochen habe?«
    »Folgt uns!«
    Sie ließen das Schiff am Ufer des kleinen Kriegshafens auflaufen. Nachdem sich die Flusswachen vergewissert hatten, dass es sich tatsächlich um keinen verkappten Überfall handelte, wurde die Stimmung deutlich gelöster.
    »Ein hervorragendes Schiff habt Ihr da«, sagte der Kommandant anerkennend.
    »Ich müsste meine Falken nach Heiabýr bringen. Sagt, könntet Ihr mich wohl zu einem der Händler bringen, der mich mitnimmt?«, bat Kyrrispörr.
    »Es ist mir eine Ehre.«
    »Hvelpr, du bist Herr über das Schiff und seine Mannen, bis ich wiederkomme.«
    Hvelpr runzelte die Stirn. »Ich möchte dich begleiten.« Er klopfte auf seinen Köcher. »Falls du Schutz brauchst.«
    »Eben darum brauche ich dich beim Sperber. Ihm darf nichts geschehen. Keine Sorge, ich hole euch nach, sobald es geht!«
    Als er sich vom Kommandanten zu einem der Kauffahrer bringen ließ, eilte Gurun herbei. »Ich komme mit!«, bestimmte sie. Kyrrispörr rutschte ein Seufzer heraus, der den Kommandanten zu einem mitleidigen Blick veranlasste.
    Sie hatten Glück: Ein Skuder nahm sie bereitwillig auf und verlangte nichts dafür. »Länger kann es wegen euch ja nicht dauern«, rief der Kapitän. Sie machten es sich auf den ledernen Abdeckplanen bequem, unter denen etwas Kantiges lagerte.
    Die Fahrt dauerte auch so schon lange genug. Die Zollstellen ließen sich Zeit mit der Abfertigung. Das gute Wetter hatte zur Folge, dass eine große Zahl an Schiffen nach Heiabýr und aus Heiabýr herausfahren wollte. Überall drehten sich die Köpfe, wo der Skuder vorbeifuhr – aber nicht wegen Gurun, die das allem Anschein nach glaubte und sich besonders gut in Positur rückte, sondern wegen der Falken. Das sah Kyrrispörr im Gegensatz zu ihr ganz genau, hütete sich aber tunlichst davor, eine Bemerkung darüber fallen zu lassen. Man konnte ihr eine gewisse Schönheit nicht absprechen. Wie sie ihr junges Gesicht in die Sonne reckte, die Augen schloss und das Licht ihr Haar erstrahlen ließ, war sie gewiss auch einen Blick wert. Kyrrispörr fühlte sich von ihrer Schönheit jedoch nicht mehr angesprochen. Er musste ständig an Æringa denken, die er so lange nicht gesehen hatte, jene Frau, die ihm in der kurzen Zeit, die sie zusammen verbringen durften, vollständig den Kopf verdreht hatte. Sie sich in Ketils Sklavenkäfigen vorzustellen, war ein unerträglicher Gedanke.
    In Heiabýr erinnerte man sich sofort an Kyrrispörr. Noch ehe er den Steg betreten hatte, hieß es schon, der Falkenmagier sei wiedergekehrt. Kyrrispörrs Falken zogen sogleich alle Aufmerksamkeit auf sich. Ehe der Zolleintreiber den Mund aufmachen konnte, drückte Kyrrispörr ihm ein Stück Silber in die Hand. Ohne sich um die Blicke der Leute zu scheren, begab er sich rasch zu Ketils Haus. Vor der Planke über den Bach blieb er stehen; erst jetzt war ihm bewusst geworden, dass Gurun ihm gefolgt war.
    »Pass darauf auf, ich muss Ketil sprechen«, sagte er und stieg aus dem Transportreck. Ehe Gurun etwas erwidern konnte, war Kyrrispörr mit Laggar auf der Faust hinter Ketils Zaun verschwunden.
    Gehetzt stürmte er an dem Knecht vorbei, entbot Ketil einen hastigen Gruß und eilte, ohne dem überrumpelten Händler weiter Beachtung zu schenken, in den Sklaventrakt. Atemlos lief er von Verschlag zu Verschlag.
     
    »Du interessierst dich für eine Sklavin?«, bemerkte Ketil neugierig, als Kyrrispörr für einen Augenblick vor einer Zelle verharrte und angestrengt die Insassen im Dämmerlicht zu erkennen versuchte.
    »Nein, nein … Ich meine, wofür denn sonst, aber … Eine Frau, kaum älter als ich, blond, groß, schlank, blaue Augen, hast du die?«, fragte Kyrrispörr außer Atem und spähte durch das Gatter des letzten Gefängnisses.
    »Nicht gerade eine eindeutige Beschreibung«, brummte Ketil.
    »Kam von einem Händler aus Norwegen, kann noch nicht lange her sein, von Tryggvasons Hof!«
    »Von König Tryggvason? Dann stimmt es wirklich …«
    »Ja, ja, die meine ich!«
    »Die kostet aber. Kannst du sie dir leisten? Hat deine Arbeit bei Hárva so

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