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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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viel abgeworfen?«
    »Ketil, ich brauche diese Frau nicht zur Sklavin, sie … sie … Ich liebe sie!«
    Ketil hob die Augenbrauen.
    »Und doch ist sie mir als Sklavin verkauft worden. Ich weiß nicht, ob du die dir leisten kannst.«
    »Lass sie mich sehen! Bitte!«
    »Sie ist draußen.«
    Kyrrispörr stürmte so schnell in den kleinen Vorhof, dass Laggar auf seiner Faust erschrocken tänzelte. Da war ein Knecht und da war … Kyrrispörr stockte der Atem. Da war eine große, blonde Frau und wurde bereit gemacht. Im ersten Augenblick machte Kyrrispörrs Herz einen begeisterten Sprung – und als sie ihn ansah, fiel seine Begeisterung in sich zusammen. Das war nicht Æringa.
    »Na?«, hörte er Ketil hinter sich fragen.
    »Ist sie nicht«, entgegnete Kyrrispörr. »Ist sie nicht.«
    »Na, wennschon«, lachte Ketil. »Ich mache dir einen guten Preis. Mehr geben als der Dänenfürst wirst du aber schon müssen. Ist doch eh eine wie die andere …«
    »Nein«, erwiderte Kyrrispörr flach. »Ich suche Æringa. Die Unersetzliche.«
    Ketil lachte. Aber die Frau vor ihm sah ihn plötzlich an.
    »Æringa war hier. Sie wurde vor einer Woche verkauft«, sagte sie und sah wieder weg.
    »Verkauft!«
    Kyrrispörr biss sich auf die Lippen. »Ketil, an wen? An die Franken? An die Dänen? Sag schon!«
    Ketil wiegte den Kopf. »Ach, die. An keinen von beiden. Sie ging an Gottfrid, den Sklavenhändler unten im Südteil. Ich weiß trotzdem nicht, warum du gerade die haben willst.«
    »Danke!« Kyrrispörr war fort, ehe Ketil recht begriffen hatte, was los war.
    Draußen stand Gurun mit verschränkten Armen neben dem Tragereck.
    »Nicht gefunden?«, fragte sie bissig.
    »Doch, fast! Und ich habe gesagt, dass sie lebt!«, erwiderte Kyrrispörr mit Triumph in der Stimme. Er schnallte sich das Falkengestell um, dass die Vögel einen Satz machten, und trabte im Eilschritt los. Gottfrids Haus war nicht leicht zu finden, zumal nicht einmal jeder zweite, den Kyrrispörr fragte, sich in Heiabýr auskannte. Aber schließlich fand er das Haus; im Gegensatz zu Ketils Langhaus war es ein kleines, das Strohdach reichte fast bis zum Boden und die Wände waren lehmverputzt. Doch Kyrrispörr war dies gleich. Immerhin platzte er hier nicht herein wie bei Ketil – dafür vergaß er ganz, das Falkengestell abzunehmen. Die Frau, die aus dem Haus herbeikam, dachte wohl, er habe sich verlaufen.
    »Habt Ihr Æringa?« Kyrrispörr verbesserte sich: »Eine junge Norwegerin, von Ketil Weißhaupt vor einer Woche gekauft?«
    »Die … Ach die, die verkauft Gottfrid gerade am Hafen.«
    »Was?«
    Kyrrispörr hielt sich nicht damit auf, die sichtlich genervte Gurun über sein neues Ziel aufzuklären, sondern eilte in Richtung Hafen, so schnell die Falken es zuließen. Währenddessen sandte er Stoßgebet um Stoßgebet an Oinn. Noch nie war ihm der Weg zum Hafen so weit vorgekommen. Das Tragereck erwies sich in den Gassen der Stadt als besonders hinderlich. Als er an den Stegen ankam, war er durchgeschwitzt. Hastig ließ er den Blick über die angelegten Boote schweifen. Keine Spur von einem Sklavenhändler. Und dann entdeckte er einen Skuder hinten am Hafenwall, und vier Personen, die sich auf dem Weg dorthin befanden: Kyrrispörr hätte am liebsten aufgejauchzt. Eine davon war tatsächlich seine Æringa! Nach all der Zeit erkannte er sie mühelos. Noch trennte die Gruppe ein ganzes Stück vom angelegten Skuder. Noch hatte Kyrrispörr eine Chance.
    »He, Gottfrid, wartet!«, rief er, während seine Füße ein hastiges Stakkato über die Bohlen der Hafenwehr schlugen und das Tragereck gefährlich hin und her schwankte. Der Mann namens Gottfrid drehte sich um und war erstaunt über den merkwürdigen Ankömmling, Kyrrispörr hingegen hatte allein Augen für die Frau, die zwischen den Männern einherschritt und starr geradeaus gesehen hatte, bis jetzt, wo sie Kyrrispörrs Stimme vernahm. Irritiert blickte sie über die Schulter – und war fassungslos vor Freude. Der Knecht vertrat ihr sofort den Weg, als sie Anstalten machte, auf ihn zuzugehen.
    »Was wollt Ihr?«, fragte Gottfrid.
    »Ich muss diese Frau haben«, erwiderte Kyrrispörr, ohne seine Augen von Æringa abwenden zu können.
    Gottfrid schüttelte den Kopf.
    »Ich werde sie dem Händler dort verkaufen.« Damit setzte er den Weg fort. Kyrrispörr versuchte, zu ihm aufzuschließen, drängte sich an dem Knecht und an Æringa vorbei – er musste sich zwingen, sie nicht die ganze Zeit anzusehen – und

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