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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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der sich dafür hält – geflogen hat? Wie ich höre, ist Sveinn mit der Sigri verheiratet, und die hasst Olaf so sehr wie ich, weil er sie verstoßen hat. Ihr wird das gefallen!«
    Bei diesen Worten hob Hárvar die Augenbrauen.
    »Welches Geschenk wäre wohl Sveinn genehmer als eines, das seine Gemahlin im Herzen erfreut? Denn das wird es, das sage ich Euch!«
    Hárvar wiegte den Kopf.
    »Eine Bedingung stellt Kyrrispörr«, fuhr Gurun fort und übersah Kyrrispörrs erstaunten Blick. »Der Vogel wird dem Jarl von Heiabýr vorgeführt, um Kyrrispörrs Treue dem König gegenüber zu beweisen.«
    »Und ich soll ihn herschenken?«, fragte Hárvar.
    »Er hat Euch nichts gekostet, dank der Verwegenheit von Kyrrispörr. Er wird Euch die Gunst des Königs einbringen. Und viel Silber für andere Vögel hier.«
    Es war Hárva anzusehen, wie sein Kaufmannsverstand gegen einen solchen Gedanken rebellierte. Aber offenbar befand er die übrigen Vögel für vielversprechend genug – insbesondere den Steinadler –, dass Guruns Vorschlag seinen Reiz hatte. Kyrrispörr verbrachte den Nachmittag damit, die Vögel vorzuführen; zu seinem eigenen Erstaunen waren sie durchweg sehr gut abgetragen. Keiner von ihnen brachte es jedoch zu Laggars Meisterschaft, drei Überschläge in Serie hinzulegen und mit einem Schrei auf der Faust seines Meisters zu landen. Æringa hatte ihm dabei zugesehen, und Gurun hatte den größtmöglichen Abstand zu ihr gewahrt. Die Spannung zwischen den beiden Frauen war geradezu greifbar.
     
    Am Abend stattete der Jarl der Stadt höchstselbst Kyrrispörr einen Besuch ab. Kyrrispörr war erstaunt, dass er so schnell da war. Ein junger Mann mit sachlicher Miene begleitete ihn.
    Der Jarl sagte kein Wort, während Kyrrispörr die Vögel flog und schwitzend vor Aufregung ein paar Übungen zeigte. Allein das herrliche Flugbild des Gers ließ sein Herz höher schlagen. Ob das auch beim Jarl der Fall war, war diesem allerdings nicht anzumerken. Am Ende der Vorführung nickte er nur ernst.
    »Wir möchten den Vogel dem König zum Geschenk machen, als Zeichen unserer Hochachtung«, sagte Hárvar. »Er ist der beste Vogel, der je in diesem Hause gehandelt worden ist.«
    »Und er soll Zeichen meiner Treue sein«, fügte Kyrrispörr hinzu. In knappen Sätzen erklärte er, dass seine Snekkja an der Mündung der Schlei lag und er sie gern in Heiabýr sehen würde. Der Jarl erwiderte nichts. Sein einziger Gruß zum Abschied bestand aus einem Kopfnicken.
    »Was meint Ihr?«, fragte Kyrrispörr Hárva.
    »Es wird sich finden. Für deine anderen Vögel biete ich dir Unterkunft für dich und die beiden Frauen, außerdem natürlich ein wenig Silber … Das handeln wir noch aus. Nun lasst uns aber essen.«
    Als sie sich schlafen legten, fühlte Kyrrispörr sich glücklich wie noch nie zuvor. Wenn auch Æringa auf dem Lager an der anderen Wand schlief, allein das Wissen, dass sie da war, war erhebend.
    Am nächsten Tag holte der Jarl persönlich den Gerfalken ab. Kyrrispörrs Nachfrage überhörte er. Hárvar machte eine zweifelnde Miene, als der Jarl davonging; es gab vielversprechendere Reaktionen.
    Die Neuigkeit, dass der Falkner, der einst den schneeweißen Ger errettet hatte, nun wieder mit solch einem prächtigen Vogel erschienen war, machte wie ein Lauffeuer die Runde durch die Stadt. Und dass der König der Dänen selbst diesen Vogel als Geschenk erhalten sollte, beflügelte die Gerüchte zusätzlich. Zumal Sveinn Tjúguskegg angeblich bald in Heiabýr anlanden sollte; und ein Geschenk dieser Güte würde Sveinn zweifellos der ganzen Stadt gegenüber gewogen machen, was wiederum allen Händlern zugute käme. Wenn Kyrrispörr auch keineswegs überschwänglich willkommen geheißen wurde – das wäre gegen die Art der Menschen gewesen -, war doch die Freude über seine Rückkehr in der Stadt nicht zu überhören. Auch Æringa, die ihn so nah begleitete, wie es eben noch für Unvermählte schicklich war, genoss es sichtlich. Als sie bei Ketil vorbeikamen, spürte Kyrrispörr eine kurzzeitige Abkühlung bei ihr. Immerhin war sie von Ketil gefangen gehalten und verkauft worden. Umso mehr bewunderte Kyrrispörr sie dafür, wie sie sich gleich wieder gefangen hatte. Den Rest des Tages hatte Kyrrispörr alle Hände voll damit zu tun, sich wieder bei Hárva einzuarbeiten. Er war gerade dabei, einen Wanderfalken neu aufzuschirren, als ein Knecht mit einigermaßen verzweifeltem Gesichtsausdruck herbeikam.
    »Draußen sind Leute«,

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