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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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verlor beinahe das Gleichgewicht. Während zur Linken die Brustwehr aufragte, trennte ihn zur Rechten nur ein kleiner Saum vom Hafenbecken. Seine Vögel zwitscherten vor Aufregung.
    »Sie sind bereits abgetragen. Ich gebe Euch einen für Æringa.«
    Kyrrispörr wies auf einen der Falken.
    Gottfrid blieb stehen und hob die Augenbrauen. »Abgetragen? Also abgerichtet?«
    »Ja!«
    »Gib mir den weißen. Dann kannst du sie haben.«
    Gottfrid deutete auf den großen Ger. Sogar Kyrrispörr war klar, dass es für den Ger mindestens zehn Sklavinnen gab und das Haus des Händlers obendrein. Vor allem spürte er, dass er diesen Ger nicht hergeben durfte – noch nicht.
    »Nicht den«, widersprach er und behauptete, um jedes Verhandeln von vorneherein auszuschließen: »Der ist für den König. Ihr seht wohl, dass es ein majestätischer Vogel ist. Aber der hier«, fügte er hastig hinzu, als Gottfrids Augen zu Laggar wanderten, und wies auf einen der kleinen Gerterzel, »der ist wohl mehr als genug, meint Ihr nicht! Solch ein Geschäft könnt Ihr ein Mal in zehn Jahren machen.«
    Gottfrid grübelte kurz und schien verwirrt. Er wunderte sich wohl, weshalb Kyrrispörr keinen Versuch machte, ihm einen weniger wertvollen Vogel zu bieten, und war sich unschlüssig, ob es an der Dummheit seines Gegenübers lag oder an etwas anderem. Schließlich tat er, was unter Händlern selten vorkam: Er verzichtete auf jegliches Feilschen und zeigte mit der Hand auf Æringa.
    »Sie gehört dir. Mein Þræll wird den Vogel nehmen.« Sie besiegelten das Geschäft mit einem Handschlag. Eilig nestelte Kyrrispörr den kleinen Ger los, übergab dem Knecht den Terzel, der keine Ahnung hatte, wie er das Tier anpacken sollte – und wäre Æringa auf der Stelle um den Hals gefallen, hätte ihn das Tragereck nicht daran gehindert. Er musste sich zusammenreißen, sie nicht in aller Öffentlichkeit zu küssen.
    »Endlich!«, brach es aus ihm heraus, und Æringas sanftes Lächeln ließ sein Herz vor Glück tanzen.
    »Kyrrispörr.« Zwei Mal musste Gurun ihn ansprechen, bis er mit verklärtem Blick zu ihr sah.
    »Die Vögel. Willst du immer mit ihnen so herumlaufen? Bring sie zu Hárva!«
    Kyrrispörr grinste sie selig an.
    »Zu Hárva! Na los! Und den weißen Falken schenkst du wirklich dem König – seine Gunst wird dir nutzen!«
    Sie packte Kyrrispörr am Ärmel und zerrte ihn los.
    »Ist das nicht die Tochter von Jarnskegge?«, flüsterte Æringa. Kyrrispörr konnte vor Glück immer noch keinen klaren Gedanken fassen. Er sah Æringa verliebt an, stolperte, als Gurun ihn erbarmungslos weiter über den Holzbohlenweg zerrte, fing sich und blinzelte dabei nicht einmal. Erst, als Æringa ihre Frage wiederholte, nickte er.
    »Was hast du denn mit der zu schaffen! Die hat doch den König Olaf in seiner Hochzeitsnacht fast erdolcht!«
    Wieder zwang eine Unebenheit Kyrrispörr zum Auftauchen aus seiner Traumwelt. Viel brachte Æringa nicht aus ihm heraus.
    »Ich warte hier«, sagte Æringa, als sie bei Hárva angekommen waren. »Wenn ich mitkomme, verkaufst du noch versehentlich deinen Kopf.«
    Hárvar begrüßte Kyrrispörr mit einem kleinen Festmahl. Die Kunde über die Ankunft des Falkenmagiers hatte ihn längst erreicht.
    »Wir haben dich schon erwartet!«, rief er. » Und wie ich sehe, warst du mehr als erfolgreich!« Er begutachtete die Vögel.
    »Das hier ist Laggar, den ich selber abgetragen habe, mein Weggefährte. Damals, als mein Vater noch in den Diensten Tryggvasons gestanden hat«, stellte Kyrrispörr seinen Vogel vor.
    Hárvar nickte und hatte doch nur Augen für den Ger.
    »Fast ein ebenso prächtiger Kerl wie der Schneefalke damals«, raunte er, besah den riesigen Schnabel mit der bläulichen Lederhaut und die sorgsam aufgebräuten Augenlider, die makellosen Schwungfedern und die Krallen, die auch größerem Wild zum Verhängnis werden konnten. »Wunderbar.«
    »Kyrrispörr hat ihn als Gabe für König Sveinn gedacht«, hörte Kyrrispörr Guruns Stimme hinter sich. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie ihm gefolgt war. Ehe er etwas sagen konnte, fuhr sie fort: »Dieser Vogel ist nur eines Königs wirklich würdig. Er würde Euch zu höchstem Ansehen verhelfen und zweifellos den Blick auf die übrigen Vögel lenken. Außerdem ist er dressiert.«
    »Abgetragen«, murmelte Kyrrispörr.
    Gurun beachtete seinen Einwurf gar nicht weiter.
    »Wer schenkt dem König der Dänen den schönsten Vogel, den gerade noch der König der Norweger – oder der,

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