Die Magie Des Herrschers
wollen.«
»Wie könnt ihr beide es wagen? Ihr wollt einfache Untertanen in den Tod schicken? Wenn Vater das wüsste«, empörte sich Zvatochna und funkelte sie wütend an. Eine einsame Träne rann über ihr Gesicht und tropfte vom bebenden Kinn. Dann aber fiel ihre Maskerade der Trauer, und ein boshaftes Gelächter schallte den Männern entgegen. »Ich habe Euch wirklich unsicher gemacht, nicht wahr?«
»Schwesterherz, du bist unerreicht«, lobte ihr Bruder, nahm ihre Hand und küsste sie sanft. »Es wird mir eine Freude sein, ein solch begnadete Mimin und Strategin an meiner Seite zu wissen.«
Zvatochna fuhr ihm zärtlich über die Haare. »Mit meinen Angriffsplänen wird die Offensive gegen Kensustria ein Kinderspiel sein. Oder findest du sie ebenfalls zu hart, zu rücksichtslos?«, heuchelte sie Skrupel.
»Aber ganz im Gegenteil«, beschwichtigte der Tadc sie vergnügt. »Nach einer gewissen Trauerphase werden sich einige Dinge tun, die manch einer durchaus als zu hart empfinden könnte. Aber ich schere mich nicht im Geringsten um meine zukünftigen Kritiker. Schließlich weiß ich, wie man sie zum Verstummen bringt.« Der Sturm ließ nach, Regen setzte ein und drückte die Staubwolken nach unten. »Seht ihr, selbst die Elemente sind auf meiner Seite.«
»Vielleicht sind es die Tränen Ulldraels?«, scherzte Nesreca. »Er wird den Tod des Kabcar und den Anbruch der neuen Ära beweinen.«
»Ich wüsste nicht, was es zu heulen gäbe«, meinte Govan geringschätzig. »Noch nicht. Ich werde die Lehren des Gerechten schon bald einer neuen Bedeutungslosigkeit zuführen, dann kann er meinetwegen jammern. Aber noch ist die Zeit dafür nicht gekommen.« Der Tadc drehte sich zu Sinured um. »Und nun zu dir. Du wirst die Truppen weiterhin führen, wie du es zu meines Vaters Zeiten getan hast. Du wirst in aller Eile Rogogards Widerstand für mich brechen und dann in den Süden ziehen, um gegen Kensustria zu kämpfen.« Das »Tier« deutete eine devote Verbeugung an. »Ich verspreche dir, dass nach dem Fall Kensustrias die Eroberungen noch lange nicht abgeschlossen sein werden. Unsere Welt hat so viel mehr zu bieten als nur Ulldart«, eröffnete er. »Wenn ich mit dir zufrieden bin, Sinured, könntest du mein Heer und meine Flotte anführen. Es mag sein, dass ich dir sogar einen eigenen Kontinent schenke. Tzulandrien würde dir sicherlich gefallen, nehme ich an. Sollte ich dagegen einen Grund finden, etwas an deinem Verhalten oder deinen Erfolgen auszusetzen zu haben, überlasse ich es deiner Phantasie, was ich mit dir anstelle. Die Männer werden mir auch unabhängig von dir gehorchen, darauf kannst du dich verlassen.«
Ein letztes, beinahe zaghaftes Donnergrollen ertönte in der Ferne. Der Regen fiel nun dichter aus den Wolken.
»Lasst uns nach Ulsar zurückkehren«, verlangte die Tadca wehleidig. »Der Regen durchnässt mir die Kleider.«
»Sinured, besorge uns eine Kutsche«, verlangte Govan. »Wir laufen ihr auf der Hauptstraße entgegen.« Er reichte seiner Schwester den Arm, den sie mit einem viel versprechenden Augenaufschlag nahm. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
Der Kriegsfürst eilte mit weit ausholenden Schritten voraus. Nesreca hingegen schlenderte an den Rand des Steinbruchs und sah die Klippe hinab, wo Tonnen von Gestein das imposante Grab seines einstigen Schützlings bildeten.
Ein Jammer, wenn ich an die Jahre denke, die ich in dich investiert habe. Nur ein bisschen mehr Verdorbenheit, und ich hätte dich zum mächtigsten Mann unserer Welt gemacht, dachte er. Du hast einen besseren Nachfolger. Dein Sohn ist um Längen schlechter als du. Ich muss ihn nicht einmal zu etwas anstiften. Er tut die abscheulichsten Dinge ganz von sich aus. Der Konsultant lächelte versonnen. Dir gebührt dennoch Dank. Ohne dich würde es die Dunkle Zeit niemals geben. Man hätte dich rechtzeitig töten sollen, wie es Ulldrael der Gerechte prophezeien ließ.
Ein wenig abseits entdeckte er das Hinrichtungsschwert, das der Kabcar noch aus seiner Zeit in Granburg besaß. Der Mann mit den silbernen Haaren nahm es auf und betrachtete die Gravuren.
»Kommt Ihr, Mortva?«, rief Govan aus einiger Entfernung.
»Sogleich, Hoher Herr«, antwortete er über die Schulter. Keine Sorge, wir machen einen Helden aus dir, Lodrik. Du bekommst eine noch schönere Statue, als du sie damals von deinem Vater anfertigen ließest. Und danach wird man dich schon bald vergessen, wie man ihn vergessen hat. Er hob das Schwert. Geh zu deinem
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