Die Magie Des Herrschers
und ging in die Hocke.
»Ich lasse mir den Thron nicht nehmen, Vater. Er gehört mir.« Scheinbar zärtlich legte er die Hand auf die Stirn des Herrschers. »Lass die beiden frei.« Wieder jagte ein Gefühl durch Lodrik, als rönne glühende Säure in seinen Adern, und erstickte den geringsten Ansatz von geistigem Widerstand im Keim. Er versuchte, sein Schwert zu ziehen, doch Krämpfe zwangen ihn dazu, die Waffe fallen zu lassen. »Bitte, Vater.« Aus den kurzen Attacken wurde eine sich steigernde Qual, die ihn der letzten Konzentration beraubte. Sein Verstand verlor die intuitive Beherrschung seiner magischen Fertigkeiten.
Die Blasen lösten sich auf, Sinured und der Konsultant waren befreit.
»Zvatochna«, presste Lodrik mühevoll flehend durch die Zähne.
Doch die schöne junge Frau hatte nur ein helles, höhnisches Lachen für ihren Vater übrig. »Glaubst du wirklich, ich würde dir auch nur einen Finger reichen, nach allem, was du Mutter antatest und was du uns antun wolltest? Warum sollte ich einem Menschen meinen Beistand gewähren, dessen wirre Vorstellungen uns alles nehmen würden, auf das wir sehnsüchtig warten?« Sie trat an die Seite ihres Bruders und küsste ihn sanft auf die Schläfe. »Govan und ich sind uns einig. Ulldart benötigt einen neuen Kabcar.«
Ohne sichtliche Anstrengung hielt der junge Mann die magische Fessel um seinen Vater aufrecht. »Wir haben alles arrangiert«, sagte er unberührt. »Wir wollten das Zusammentreffen mit Sinured und sehen, was sich daraus ergibt.«
»Es hat sich alles so entwickelt, wie wir es voraussahen«, lächelte die Tadca, stellte sich hinter den hockenden Bruder und legte die schlanken Finger auf dessen Schultern.
»Sei nicht so bescheiden«, verbesserte Govan sie genüsslich. »Sag ihm ruhig, dass der Plan von dir stammt. Wie auch der Angriffsbefehl auf Rogogard.«
Lodrik keuchte auf, unfähig, sich gegen die Zauberkunst seines Sohnes zu wehren.
Er hatte sich zu sehr gegen Mortva und den zurückgekehrten Barkiden verausgabt, nun fühlte er nur noch einen schwachen Rest von Magie in sich. Zumal ihn das Gefühl überkam, dass ein nicht geringer Teil einfach so verschwunden war. Und die magische Entkräftung nahm zu. Es muss an Govans Berührung liegen , vermutete er. Solche Schmerzen habe ich niemals zuvor empfunden . Außer an jenem Tag , als mich in Granburg der Blitz Tzulans traf.
Die Leibwachen standen steif wie Porzellanpuppen.
»Nun denn, Vater. Ich nehme mir deine Magie. Du wirst sie nicht mehr benötigen, wenn du tot bist«, eröffnete ihm Govan. »Ich bin gespannt, was eintritt, wenn man dir deine Fertigkeiten entzieht.« Sein Gesicht näherte sich Lodriks und drückte ihm angewidert einen schmatzenden Kuss auf die Wange. »Und nun mach Platz für den neuen Kabcar, dem Ulldart viel zu klein ist.«
Eine unvorstellbare Gewalt riss an Lodriks Innersten.
Die Welt um ihn herum verschwamm, die Gesichter verwischten zu rosafarbenen Flecken. Krämpfe schüttelten ihn, er verlor jegliche Kontrolle über seinen Körper, während etwas anderes, Unbeschreibliches, das seit etlichen Jahren ein Teil von ihm war, schonungslos von ihm gelöst wurde. Er fühlte sich, als weidete ihn sein Sohn bei lebendigem Leib aus, als nähme er ihm jedes einzelne Organ.
Und die Magie.
Seine Sicht verdunkelte sich.
Die Augen des Kabcar brachen.
Govan sog ächzend wie ein Erstickender die Luft ein, schwankte gegen seine Schwester und taumelte dann nach vorn, bevor er einknickte und zu Boden sank. Die magischen Kräfte, die er sich angeeignet hatte, waren kurz davor, ihn zu überwältigen.
Der Tadc spürte förmlich, wie »seine« und die »fremde« Magie miteinander rangen. Sie trugen einen Machtkampf aus, wer von ihnen beiden die dominierende Kraft sein sollte. Keuchend presste er die Hände auf den Leib, der in Flammen zu stehen schien.
»Govan!«, rief Zvatochna besorgt und wollte zu ihm eilen, aber Nesrecas Finger schlossen sich um ihre Schulter.
»Bleibt, Hohe Herrin«, empfahl er bestimmend. »Wartet ab, wie es endet.«
»Wie was endet, Mortva?«, fragte sie aufgebracht. Erschrocken bemerkte sie, dass sein sonst so ansprechendes Gesicht grober wirkte. Unter der Haut zeichnete sich etwas anderes, Gefährlicheres ab, und seine eher durchschnittliche Statur war angewachsen.
Der seltsam veränderte Mentor wies mit einem Nicken zu Govan.
Der junge Mann schien mit zerstörerischen Energien geradezu überladen zu sein. Die Luft um ihn herum flimmerte, und sein
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