Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
›Ich akzeptiere sie. Fangen wir an.‹<
Grigán lief auf die Ratten in der ersten Reihe zu und tötete drei mit einem einzigen Schwerthieb, bevor sie sich auf ihn stürzen konnten. Daraufhin gingen ihre Artgenossen zum Angriff über.
Bowbaq beschützte Corenn und Lana mit Rundumschlägen seines Streitkolbens. Einige Ratten fielen in den Krater, und Corenn dachte mit Grauen daran, was mit Yan geschehen würde, falls die Bestien schwimmen konnten. Aber sie war selbst in zu großer Bedrängnis, um sich um ihn kümmern zu können.
Zwei Ratten sprangen Bowbaq an, bissen sich in seinem Arm fest und rissen ihm mit ihren Krallen die Haut auf. Unter Geheul pflückte er sie sich vom Körper und brach ihnen mit der bloßen Hand das Genick. Fortan ließen die Ratten ihn in Frieden, nicht aber die anderen Erben.
Grigán stand mitten in der Horde von Ratten und metzelte sie mit dem Schwert nieder. Doch im Blutrausch bissen und kratzten die Bestien selbst dann noch, wenn ihre Leiber längst entzweigeschnitten waren. Ihre Zähne drangen durch Grigáns Lederkluft, ihre Krallen bohrten sich in seinen Körper. In kürzester Zeit hatte Grigán fünfzehn Tiere getötet und sich dreißig tiefe Wunden am ganzen Körper zugezogen. Kämpfend bahnte er sich den Weg zurück zu Bowbaq.
Léti und Rey kämpften Seite an Seite und gaben sich gegenseitig Deckung. Fester Stand, dachte sie und versetzte einer Ratte einen Tritt. Das Tier flog in hohem Bogen durch die Luft. Wacher Geist, dachte sie und durchbohrte zwei Ratten, die zu nahe beieinander standen, mit einem einzigen Stoß. Sichere Hand, dachte sie und spießte ein Tier, das ihr an die Kehle springen wollte, mitten in der Luft auf.
Grigáns Grundsätze halfen ihr, sich nicht von der Angst lähmen zu lassen und nicht die Beherrschung zu verlieren. Nur einmal wallte Zorn in ihr auf. Ihre Schlagkraft verzehnfachte sich, doch sie wurde auch leichtsinnig. Rasch riss sie sich zusammen und kämpfte wieder ruhig, flink und mit einer Geschicklichkeit, die sie selbst überraschte.
Doch den Gefährten gelang es nicht, die Oberhand zu gewinnen. Als sie Grigán zurückweichen sah, folgte Léti ihm, und Rey schloss sich ihnen an. Die Ratten zögerten, bevor sie sich wieder zusammenrotteten und ihre Beute umzingelten.
»Warum zerfleischen sie sich nicht endlich gegenseitig?«, fragte Rey keuchend.
Wie seine Gefährten blutete er aus zahlreichen Wunden an Armen, Beinen und im Gesicht. Der Kadaver einer Ratte hing immer noch an seinem Unterschenkel. Er schüttelte sie fluchend ab und trat sie fort, in Richtung ihrer Artgenossen.
Die Bestien rochen das Blut und stürzten sich auf die Leiche. Schmatzend saugten sie toten und verwundeten Ratten gleichermaßen das Blut aus.
»Da sind noch mehr«, sagte Léti mit gebrochener Stimme.
Auch Grigán hatte die Tiere entdeckt. Bisher hatten die Gefährten gegen fünfzig Ratten gekämpft, doch nun stürmten mindestens zweihundert den Hang hinauf, angelockt vom Geruch des Bluts.
»Sie werden sich nicht mit den Kadavern begnügen«, sagte Bowbaq mit bemerkenswertem Gleichmut.
Grigán nahm die Laternen vom Boden auf und entzündete die zweite am Docht der ersten. »Versucht, Feuer zu machen«, sagte er und hob eine der toten Ratten auf. »In einem großen Kreis um euch herum.«
»Grigán, was tut Ihr?«, fragte Corenn beunruhigt.
»Ich verschaffe uns Zeit!«
Mit großen Schritten rannte er den Hang hinab, die Laterne in der einen, den Kadaver und das Krummschwert in der anderen Hand. Die Ratten rochen das Blut, als er an ihnen vorbeikam, und wandten ihm die Köpfe zu, so wie sie es bei dem Tier getan hatten, auf das Rey mit der Armbrust geschossen hatte. Zwei Ratten hefteten sich an seine Fersen, dann zehn, dann dreißig, und schließlich packte das Jagdfieber fast alle Tiere.
»Kommt zurück, Grigán! Ich flehe Euch an!«, rief Corenn mit Tränen in den Augen.
Doch der Krieger hörte sie schon nicht mehr.
›Wie lautet deine erste Frage, junger Mensch?‹
Mit klopfendem Herzen dachte Yan nach. Er wollte auf keinen Fall, dass Usul ihm etwas allzu Wichtiges über seine Zukunft verriet. Er beschloss, mit einer leichten Frage zu beginnen, um einschätzen zu können, wie gefährlich Usuls Antworten waren. Er würde dem Gott die Frage stellen, die sie auf die Heilige Insel geführt hatte.
›Wo befindet sich das Tagebuch des Maz Achem aus Ith, Maz Lanas Urgroßvater?‹
›Das ist einfach. Die Antwort wird dir nicht viel nützen, daher verrate
Weitere Kostenlose Bücher