Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
lügen, aber das wäre dumm gewesen. Wenn sie in den Krater stieg, würde sie ertrinken.
    »Ich kann schwimmen«, sagte Léti. »Ich gehe.«
    »Zu spät«, sagte Yan und setzte sich auf den Rand.
    »Warte«, sagte Grigán.
    Er zog das solide Seil, das er Raji abgekauft hatte, aus Bowbaqs Bündel. Yan verstand sofort, was er vorhatte, und knotete sich ein Ende um die Brust. Grigán befestigte das andere Ende an einem Felsen.
    Yan lächelte seinen Gefährten zu. Nur Corenn und Rey erwiderten sein Lächeln, um ihm Mut zu machen. Die Gesichter der anderen waren besorgt.
    Yan schob sich über die Kante, stemmte die Füße gegen die Felswand und packte das Seil mit den Händen.
    Auf der Insel Ji hatte er eine halsbrecherische Kletterpartie unternommen, um Léti das Leben zu retten. Aber tat er es jetzt nicht aus demselben Grund?
    Sein linker Fuß berührte den unterirdischen See, und er ließ sich behutsam ins Wasser gleiten. Kurz befiel ihn Angst vor einem Seeungeheuer, das ihn in die Tiefe ziehen würde, um ihn zu verschlingen.
    »Das Wasser ist kalt!«, rief er nach oben, zum Licht und zu seinen Freunden, die unerreichbar schienen. »Bis gleich!«
    Dann tauchte er unter.
    Léti, Corenn, Grigán, Bowbaq, Rey und Lana zählten die Augenblicke bis zur Rückkehr ihres Freundes. All ihre Aufmerksamkeit war auf das dunkle Loch gerichtet, in dem Yan verschwunden war.
    Die Gefährten sahen nicht, wie mehrere Paar leuchtend roter Augen sie umzingelten. Es wurden immer mehr, und sie kamen immer näher. Sie gierten nach frischem Blut.
     
     
    Yan öffnete die Augen, obwohl das sinnlos war. In der Höhle war es stockfinster. Er konnte nicht einmal die eigene Hand vor Augen sehen. Er schwamm tiefer und tiefer, drückte sich von den Felswänden ab und befürchtete ständig, sich den Kopf an einem Vorsprung zu stoßen.
    Das Seil störte ihn beim Schwimmen, aber es half gegen die Angst. Yan hoffte, irgendwo in der Höhle eine Luftkammer zu finden, in der Usul auf ihn wartete. Anderenfalls wusste er nicht, was er tun sollte. Ihm ging bereits die Luft aus, aber er zwang sich, immer tiefer zu tauchen.
    Er schätzte, dass er sich nun zehn Schritte unter der Wasseroberfläche befand, vielleicht etwas mehr. Bislang hatte er keinen Seitengang gefunden, der möglicherweise in eine unterirdische Höhle führte. Vielleicht war er aber auch an einer Öffnung vorbeigeschwommen, ohne es zu bemerken. Ihm kam der entsetzliche Gedanke, dass er mehrmals würde tauchen müssen, um alle Wände abzutasten. Doch erst einmal wollte er bis zum Grund schwimmen.
    Die Wände wurden glatter, und der Krater verengte sich. Ab und zu strich irgendetwas sanft an Yans Händen und Füßen entlang. Er hoffte, dass das die Strömung war und keine bösartigen Unterwasserlebewesen. Obwohl er kaum noch Hoffnung hatte, Usul zu finden, tauchte er tiefer und tiefer.
    Er hatte das Gefühl, die bekannte Welt längst verlassen zu haben. In welcher Tiefe befand er sich jetzt? Nur dank des Seils wusste er, wo oben und unten war. Ihm wurde schwindlig vor Atemnot. Er biss die Zähne zusammen und machte einen weiteren kräftigen Schwimmzug.
    Sein Gesicht stieß gegen etwas Hartes, und er paddelte wie wild mit Armen und Beinen, doch es war nur Sand. Yan tastete seine Umgebung ab, um sich zu vergewissern, dass er tatsächlich auf dem Grund angelangt war.
    Er musste atmen, und zwar sofort. Yan öffnete die Augen und starrte in die Finsternis, sah aber nicht mehr als mit geschlossenen Lidern. Hastig stieß er sich vom Boden ab, um wieder nach oben zu schwimmen.
    Eine tiefe, herablassende Stimme drang plötzlich in seine Gedanken ein und erfüllte ihn mit einem bislang ungekannten Grauen.
    ›Es wäre dumm, bis hierher herabzutauchen und dann gleich wieder die Flucht zu ergreifen‹, sprach Usul. ›Wir haben einander viel zu sagen.‹
     
     
    Lana stieß einen Entsetzensschrei aus, als sie die glühenden Augen sah, die ihr aus der Finsternis entgegenstarrten. Die Erben vergaßen Yan und den Krater, denn nun schwebten sie selbst in unmittelbarer Gefahr. Fünfzig Augenpaare umzingelten sie.
    »Rührt euch nicht«, flüsterte Grigán und bückte sich langsam zu der Laterne hinunter.
    Behutsam entfernte er das Tuch, und Licht fiel auf die dreisteren der Biester, bevor sie in die Dunkelheit zurückwichen. Doch die Erben hatten genug gesehen. Selbst Grigán bekam eine Gänsehaut.
    Die Augen gehörten zu mehr als zwei Fuß großen Ratten, die aufrecht auf den Hinterpfoten standen. Mit ihren

Weitere Kostenlose Bücher