Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
ich dir auch nur ein belangloses Detail aus deinem Leben. Du wirst mit deiner Freundin Léti den Bund schließen.‹
Yan war wie vor den Kopf geschlagen. Verwirrende Gefühle stürmten auf ihn ein. Ein belangloses Detail? Was würde Usul ihm dann als Nächstes enthüllen? Würde er tatsächlich mit Léti den Bund schließen? Veränderte sich die Zukunft, sobald man sie kannte?
Nun begriff er, worin Usuls Fluch bestand. Am liebsten wäre er sofort wieder nach oben geschwommen, zu seinen Freunden und einer Zukunft, die im Dunkeln lag, doch die anderen verließen sich auf ihn. Usul war ihre einzige Chance, etwas herauszufinden und zu überleben - um den Preis ewiger Seelenqualen.
›Wo befindet sich Maz Achems Tagebuch?‹, wiederholte Yan und versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen.
›In den Geheimarchiven des Großen Tempels der Eurydis, meiner Schwester, in der Heiligen Stadt Ith. Ich könnte dir den genauen Ort nennen, aber du wirst das Tagebuch finden, wenn du dich dorthin begibst.‹
Welche Ironie des Schicksals! Lana war Hunderte Meilen gereist, um das Tagebuch zu finden, und dabei hatte es sich die ganze Zeit unter ihren Füßen befunden.
Yan wollte fragen, ob das Tagebuch den Erben bei ihrer Suche weiterhelfen würde, besann sich aber eines Besseren. Der Preis, den er für die Antworten zahlte, war einfach zu hoch, und so beschloss er, nur noch zwei Fragen zu stellen. ›Wohin führt die Pforte auf der Insel Ji?‹
›Das ist eine wichtige Frage‹, sagte der Gott zu Yans Verzweiflung. ›Da die Antwort die gesamte Menschheit betrifft, werde ich dir einen Teil deiner Zukunft enthüllen, der ebenfalls viele Menschen angeht. Aber glaube nicht, dass du damit aus dem Spiel bist: Deine Zukunft ist untrennbar mit diesem Geschehen verbunden. Dein Handeln kann es entscheidend verändern. Nur selten bin ich einem Menschen mit einem derart einflussreichen Schicksal begegnet.‹
›Und was ist das nun für eine Enthüllung?‹, fragte Yan ungeduldig, da ihn die Nähe des Hais allmählich nervös machte.
Er konnte nicht fassen, dass ein Gott eine so abstoßende Gestalt annahm, aber Usul schien jede Form der Zerstreuung recht zu sein. ›Was ihr die bekannte Welt nennt, wird bald von einem blutigen Krieg überzogen werden. Keines eurer Völker wird davon verschont bleiben. Das Matriarchat von Kaul und die gesamten Oberen Königreiche werden eine bittere Niederlage erleiden. Der Krieg bricht aus, noch bevor ein Jahr zu Ende geht.‹
›Ein Jahr! Aber … Ein Krieg gegen wen? Und warum?‹
›Ist das deine nächste Frage?‹
›Nein.‹
Das Gespräch nahm immer beängstigendere Züge an. Yan hatte große Lust, Usul dem Unheilverkünder zu widersprechen. Doch dann fiel ihm ein, wo er war, wer er war und wen er vor sich hatte.
›Und hier nun deine Antwort‹, sagte Usul. ›Hinter der Pforte befindet sich das Jal’dara oder Jal’karu, ganz wie du willst.«
›Was heißt das? Das ist zu wenig!‹
›Die Antwort ist ausreichend. Indem du dich für die Pforten interessierst, berührst du die Geheimnisse der Götter. Ein solcher Frevel missfällt uns. Ich versprach dir zu antworten, und das habe ich getan. Übertreib es nicht.‹
Das ließ Yan sich nicht zweimal sagen. Vielleicht war die Antwort tatsächlich ausreichend. Lana hatte das Jal’karu als das Land bezeichnet, in dem die Dämonen aufwuchsen. Hoffnungslosigkeit überfiel ihn.
›Ich habe noch eine letzte Frage. Doch bevor ich sie stelle, möchte ich wissen, was anschließend mit mir geschieht. ‹
›Ich habe beschlossen, dich gehen zu lassen. Du warst zwar frech, aber dein Schicksal ist so eng mit dem der bekannten Welt verwoben, dass du meine Neugier geweckt hast. Ich werde dir sogar ein Geschenk machen. Nimmst du es an?‹
›Was ist es?‹
›Das wirst du erfahren, wenn es so weit ist. Nimmst du es an?‹
›Verratet Ihr mir noch mehr über meine Zukunft?‹
›Nein.‹
›Dann nehme ich es an‹, sagte Yan, ohne zu wissen, ob er die Entscheidung nicht im nächsten Augenblick bereuen würde.
Der Hai schwamm langsam auf ihn zu, wie schon mehrere Male zuvor. Doch diesmal schwamm er nicht um Yan herum. Yan musste all seine Willenskraft aufbieten, um nicht zu fliehen. Doch der Raubfisch rammte ihn nicht, sondern streifte nur Yans linken Arm mit der gesamten Länge seines Körpers.
›So. Das war es.‹
›Was habt Ihr getan?‹, fragte Yan. ›Ich spüre nichts.‹
›Ich sagte doch, dass du es erfahren wirst, wenn es so weit
Weitere Kostenlose Bücher