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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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großen Schneidezähnen, der platten Schnauze und den blutunterlaufenen Augen sahen sie aus wie Missgeburten. Sie schienen die nervöse Angewohnheit zu haben, die Krallen ihrer Vorderpfoten ein- und auszufahren. Mehrere Ratten hatten verkrüppelte Glieder, also waren sie keine Aasfresser, sondern Raubtiere.
    »Was sind das für Tiere?«, fragte Lana Bowbaq flüsternd. »Sie sind riesig!«
    »Ich weiß es nicht«, sagte der Riese ängstlich. »Grigán?«
    »Von so großen Ratten habe ich noch nie gehört. Vielleicht stammen sie aus den Ländern des Ostens.«
    »Warum warnt einen denn niemand vor diesen Biestern?«, fragte Rey anklagend.
    »Vielleicht werden die Einheimischen gewarnt. Jeder Guori weiß vermutlich, wie gefährlich es ist, die Heilige Insel zu betreten«, sagte Corenn.
    Grigán zog sein Krummschwert und Léti ihr Rapier. Rey hielt immer noch seine Armbrust in der Hand.
    »Wir könnten versuchen, ihnen Angst zu machen«, schlug Rey vor.
    »Sehen sie so aus, als wären sie leicht einzuschüchtern?«
    Tatsächlich wurden die Ratten immer mutiger und näherten sich den Gefährten mit kleinen Hüpfern. Einige begannen, um das Licht der Lampe herumzutänzeln.
    »Sie sind flink«, sagte Léti und schluckte.
    »Und sie sehen zäh aus«, fügte Corenn düster hinzu.
    Fast hätte sie gesagt: Wenn sie angreifen, sind wir verloren.
    Selbst Bowbaq hielt es für geboten, sich mit seinem Streitkolben zu bewaffnen. Grigán gab Corenn einen Dolch, aber Lana weigerte sich, ein Messer in die Hand zu nehmen.
    »Ich befehle es Euch«, sagte der Krieger. »Wenn Euch eins dieser Viecher an die Gurgel springt, werdet Ihr froh über die Waffe sein.«
    Widerstrebend nahm die Maz das Messer entgegen und umklammerte den Griff unbeholfen mit beiden Händen. Die Ratten wurden immer dreister, und Lana schickte ein stilles Gebet an Eurydis. Jeder muss eines Tages sterben, dachte sie. Aber so möchte ich nicht enden. Aufgefressen von diesen Bestien.
    Eine Ratte begann, grelle Pfiffe auszustoßen, und bald taten es ihr sämtliche Artgenossen gleich. Das Geräusch ging allen durch Mark und Bein - ein Pfeifen aus fünfzig Kehlen.
    »Passt auf«, sagte Grigán. »Ich habe eine Idee.«
    Die Erben würden ihre Haut teuer verkaufen. Doch plötzlich zweifelte Léti an sich selbst. Sie hatte gelernt, gegen Menschen zu kämpfen, aber würde sie es auch mit wilden Tieren aufnehmen können?
    »Rey«, rief Grigán. »Töte eins der Tiere in der hintersten Reihe. Wenn wir Glück haben, zerfleischen sie sich gegenseitig.«
    Rey legte seine Armbrust an, ohne zu merken, dass Grigán ihn gerade zum ersten Mal geduzt hatte. Aber es war ohnehin nicht der richtige Moment, um Brüderschaft zu trinken. »Ich hoffe, sie haben keinen ausgeprägten Familiensinn«, murmelte er und schoss.
    Eins der Tiere schrie vor Schmerz auf, und die Pfiffe verstummten abrupt. Die verwundete Ratte wälzte sich am Boden und fuhr mit den Krallen durch die Luft. Die anderen wandten nur den Kopf und beobachteten sie aus der Ferne. Schließlich stürzten sich zwei der Biester auf das Tier, da sie es für leichte Beute hielten. Aber die Ratte kämpfte wie ein Dämon und schlug ihre Artgenossen in die Flucht.
    Die verletzte Ratte rappelte sich wieder auf und brüllte ihre Wut heraus. Der Bolzen von Reys Armbrust steckte noch immer in ihrem Bauch, und sie hatte nichts von ihrer Angriffslust eingebüßt.
    Die Ratten nahmen das als Zeichen, dass ihre Opfer schwach waren, und zogen den Kreis enger.
    Yan brauchte Luft. Sofort. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment zerspringen. Er musste zurück an die Oberfläche, sonst würde er Wasser in die Lunge bekommen und ertrinken.
    Aber Usul hatte zu ihm gesprochen. Der Gott Usul, Usul der Wissende. Daher zögerte Yan mit dem Auftauchen, und dieser kurze Moment konnte ihm zum Verhängnis werden. Vielleicht lag darin die Gefahr der Neugier: Sie führte die Menschen in den Untergang.
    Plötzlich verschwand seine Atemnot. Yan schwebte in dem pechschwarzen Wasser und spürte nicht länger den Drang, an die Oberfläche zurückzukehren. Seine Füße berührten den Sand. War er ertrunken? War er schon tot? Hatte er den Verstand verloren? Vielleicht hatte er Usuls Worte in einem Unterwasserrausch gehört. Oder hatte er sich das alles nur eingebildet?
    ›Menschen sind so vorhersehbar‹, sagte der Gott bedauernd. ›So langweilig. Bislang hat mich niemand mit ein bisschen Originalität aufgesucht.‹
    Yan öffnete den Mund, um zu

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