Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
fragte Grigán, als Corenn geendet hatte.
»Nein«, sagte Léti, die über das ganze Gesicht strahlte, weil ihr Kampflehrer wieder gesund war. »Eigentlich hat er nicht einmal gesagt, ob er überhaupt zurückkommt.«
»Hat er uns verboten, ihn aufzusuchen?«
»Nein«, antwortete Rey und sprang auf. »Geht’s jetzt endlich weiter?«
Grigán musterte seine Freunde. Die Untätigkeit machte allen zu schaffen. Seit ihrem Besuch in Sapones Palast in Romin hatten sie nicht mehr als zwei Nächte hintereinander am selben Ort geschlafen. Nun, da sie am Rande des Jal’dara neben der ethekischen Pforte festsaßen, hatten sie das Gefühl, auf der Stelle zu treten.
»Gehen wir«, sagte er, obwohl er immer noch etwas wackelig auf den Beinen war. »Wo sind meine Stiefel?«
Als Corenn protestierte, er müsse sich ausruhen, schenkte Grigán ihr ein Lächeln, das sie entwaffnete: So etwas kannte sie nicht von ihm. Schließlich gab sie es auf, ihn zur Vernunft bringen zu wollen, und sammelte ihr Gepäck ein. Plötzlich hatte auch sie es eilig, das Geheimnis zu lüften.
Voller Zuversicht und Entschlossenheit machten sich die Erben gegen Mit-Tag ihres dritten Tags im Jal’dara daran, das Tal zu erkunden. Für die anderen Sterblichen war über eine Dekade verstrichen.
Grigán machte am Ufer eines kleinen Bachs halt, der gemächlich dahinplätscherte. Da die Erfahrung ihn gelehrt hatte, immer mit unvorhersehbaren Ereignissen zu rechnen, holte er ihre Trinkschläuche hervor und füllte sie.
»Von diesem Wasser werdet Ihr nicht viel haben«, sagte Rey spöttisch. »Noch vor Einbruch der Nacht wird es verschwunden sein.«
Tatsächlich ging es sehr viel schneller: Kaum hatte Grigán einen der Schläuche verkorkt, wurde dieser wieder schlaff.
Yan tauchte einen Arm ins Wasser und zeigte ihn dem Krieger, der verblüfft auf das Wunder starrte: Der Ärmel war trocken.
»Das gefällt mir nicht«, murmelte Grigán, während er die Trinkschläuche wieder verstaute. »Am Ufer dieses Bachs könnte man verdursten.«
»Mir ist das auch unheimlich«, murmelte Bowbaq.
Er bückte sich, hob Miff hoch und setzte sie sich wieder auf die Schulter. Seit das Mausäffchen aus seinem Schlummer erwacht war, hatte es sich an ihm festgeklammert, aus Angst vor der Magie des Ortes, die es offenbar deutlich spürte.
Doch nun war Miff zum Bach gelaufen und hatte gierig getrunken, ohne zu verstehen, warum dieses seltsame Wasser sich in nichts auflöste, sobald sie es schluckte. Sie konnte sich gerade eben das Maul benetzen.
»Im Tal verspürt man keinen Durst«, erklärte Lana Grigán. »Und auch keinen Hunger, keine Müdigkeit und keine Erschöpfung.«
»Bei Euch ist das etwas anderes. Ihr seid alt«, sagte Rey. »Kleiner Scherz. Ihr wart krank, da ist es kein Wunder, wenn Ihr etwas langsam seid.«
»Langsam? Dabei muss ich die ganze Zeit auf Euch warten«, versetzte Grigán und ging auf das Spiel des Loreliers ein.
Alle lachten. Ihnen war bewusst, dass Grigán großes Glück gehabt hatte. Wären sie nicht im Jal’dara gewesen, hätte er den erneuten Ausbruch seiner Krankheit vermutlich nicht überlebt. Aber so … War er vielleicht geheilt? Hatte das Gwel die Krankheit besiegt?
Yan hoffte von ganzem Herzen, dass dem so war und Usuls Prophezeiung sich als falsch erwies. Er hoffte, dass sich die Zukunft, die der Wissende ihm enthüllt hatte, durch ihren Besuch im Jal’dara verändert hatte.
Natürlich nur dieser Teil der Zukunft. Der allwissende Gott hatte auch vorhergesagt, dass er mit Léti den Bund schließen würde, und das sollte sich auf keinen Fall ändern. Vor allem nicht nach dem magischen Moment vor zwei Tagen, als sie sich endlich geküsst hatten.
In Hochstimmung machten sich die Erben wieder auf den Weg. Die Bäume, an denen sie vorbeikamen, die Blumen, deren Duft ihnen in die Nase stieg, und die Vögel und Insekten, die ihnen ein Ständchen brachten, waren die gleichen wie in der Welt der Sterblichen, und doch stammten sie aus einem anderen Reich. In den Gärten des Dara sah alles gewöhnlich aus und war trotzdem von unbeschreiblicher, ewiger und zugleich flüchtiger Schönheit.
Der Zauber des Gwels, rief sich Corenn in Erinnerung. Er versetzte Sterbliche in einen Rausch, wenn sie sich der Euphorie hingaben. Zum Glück hatten sich die Erben nach drei Tagen im Jal’dara daran gewöhnt und gelernt, dem Sinnestaumel zu widerstehen.
Als sie immer weiter ins Jal’dara vordrangen, verloren sie das andere Ende des Tals aus den Augen. Die
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