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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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während er zwischen die Bäume taumelte.
    Dann versagte ihr die Stimme; noch war sie zu schwach, um die Magie länger als ein paar Sekunden zu bewältigen. Sie schwankte und schaute zu, wie das verletzte Untier sich aufrichtete, benommen und benebelt, doch weiterhin gefährlich. Es wandte sich ihr zu, die Augen glitzerten unter den hornigen Brauen, und die Zunge schoss zwischen dolchartigen Zähnen hervor. Hasserfüllt starrte es sie an und wog ab, ob es sich lohnte, erneut anzugreifen. Sie starrte eisern zurück. Wenn sie die Flucht versuchte, würde es binnen Sekunden über sie herfallen. Also konnte sie nur bluffen und hoffen.
    Einen Augenblick lang befürchtete sie, das würde nicht gelingen. Der Dracha war zu wütend, um einen Rückzug auch nur zu erwägen. Er würde sie angreifen, weil das seiner Natur entsprach. Drachen waren ebenfalls unbarmherzig. Er würde nicht nachgeben, bis einer von ihnen tot war.
    Doch dann überraschte er sie. Vielleicht hatte er entschieden, sie lohne den Ärger nicht, oder sie sei zu gefährlich. Schließlich gab es einfachere Beute. Er spuckte Gift, lief ein paar Schritte drohend auf sie zu, dann drehte er sich fast verächtlich um und verschwand zwischen den Bäumen.
    Sie holte tief Luft. Ein Dracha. Seit tausend Jahren gab es keine Drachas mehr auf der Welt, nicht seit den Zeiten der Feen. Zwar gab es noch Drachen, allerdings nur wenige, die sich in den Bergen versteckten, in tiefen Höhlen und unergründlichen Schluchten, an Orten eben, wo niemals Menschen hinkamen. Aber keine Drachas - diese kleinen fliegenden Drachen.
    Nun dachte sie erst einmal eine Weile lang darüber nach, was diese Begegnung zu bedeuten hatte. Ihre Gedanken schweiften hin und her. Nach den Großen Kriegen hatte es keine Drachen mehr gegeben. Kaum Menschen sogar. War sie vielleicht noch weiter in der Zeit zurückgefallen, vor die Ära der Menschen, als die Feenwesen lebten? Das würde erklären, weshalb sie auf einen Dracha stieß und wieso keine Spur von Paranor zu sehen war. Im ersten Zeitalter, als die Welt noch neu war, hatte es vermutlich keine Gebäude und keine Menschen gegeben, sondern nur Feenwesen, die sich mit jenen Behausungen zufrieden gaben, die ihnen die Natur zur Verfügung stellte.
    Aber war das Zeitalter der Feen so trostlos gewesen? Das hätte sie nicht gedacht, nach allem, was sie gelesen hatte. So etwas hatte sie nicht für möglich gehalten. Jene Welt musste neu und jung gewesen sein. Diese Welt lag im Sterben.
    Ein Rascheln in den Zweigen über ihr zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Beinahe hätte sie das leise Geräusch überhört. Aber ihr Zusammenprall mit dem Dracha hatte sie wachgerüttelt, und so schaute sie nach oben und entdeckte das Wesen. Automatisch trat sie zurück und erwartete gleich einen weiteren Angriff, doch anstelle eines Dracha entdeckte sie eine Art Affen. Er sprang von Ast zu Ast, und nur gelegentlich war seine haarige, knochige Gestalt zwischen den Zweigen zu sehen. Nachdem sie ihn bemerkt hatte, suchte er hektisch das Weite. Unwillkürlich schrie sie ihm nach. Sie dachte gar nicht darüber nach, was sie tat, sondern handelte einfach, weil sie instinktiv ahnte, dass sie dieses Wesen, was immer es war, an der Flucht hindern musste. Damit hatte sie Erfolg. Vom Klang ihrer Stimme erschreckt, verlor das Wesen den Halt und fiel, überschlug sich und krachte durch die Äste, bis es mit lautem Grunzen ein Dutzend Schritte von ihr entfernt auf dem Boden landete. Benommen lag es da, während sie hinüberging, und sie schaute sich genau um, weil schließlich Freunde von ihm in der Nähe sein konnten. Aber es erschienen keine weiteren, und dieses Exemplar konnte nach dem Sturz nur mit Mühe atmen. Es lag auf der Seite, keuchte heftig und hatte das Gesicht zum Himmel gerichtet. Als sie näher kam, änderte sie ihre Meinung: Es war ganz bestimmt kein Affe. Worum genau es sich handelte, war schwer einzuschätzen, am ehesten ähnelte es einem Spinnengnom, allerdings war es das auch nicht. Wie auch immer, es war mit Sicherheit die hässlichste Kreatur, die sie je gesehen hatte. Keine vier Fuß hoch, ließ sein Körper jegliche Proportionen vermissen und wies knochige Auswüchse und lange, dünne Gliedmaßen auf. Borstiges schwarzes Haar wuchs in Büscheln auf dem Kopf und auf der dunklen Lederhaut durch die Risse in der zerschlissenen Kleidung.
    Es erholte sich und kämpfte sich auf die Beine, wobei es weiterhin versuchte zu fliehen. Sie packte es im Genick und hielt es fest,

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