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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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harten Boden unter ihren nackten Armen; sie roch Erde. Die Panik kehrte zurück und drohte, sie zu überwältigen, doch sie zwang sie nieder. Dafür hatte sie keine Geduld und außerdem nicht die Absicht, ihr zu erliegen. Verletzt war sie nicht. Sie atmete tief durch und wurde langsam ruhiger.
    Dann schlug sie die Augen auf und verscheuchte den Tiefschlaf, aus dem sie erwacht war, und blinzelte in ein dunstiges graues Licht. Es war Nacht. Sie starrte auf einen dunklen Himmel, der sich wie ein bleiernes Dach über ihr ausdehnte. Dennoch stimmte etwas nicht. Der Himmel war wolkenlos, und trotzdem sah sie weder Mond noch Sterne. Auch die Sonne entdeckte sie nicht. Die Welt war in ein Licht getaucht wie vor einem Sturm, in Stille gehüllt und in schweigende Erwartung.
    Es musste die Dämmerung sein. Sie hatte einfach länger geschlafen. Die Sonne war untergegangen und der Mond noch nicht erschienen, ebenso wie die Sterne - das würde den seltsamen Himmel erklären. Die Stimmen waren verschwunden, waren nur ihrer Einbildung entsprungen. Sie lauschte nach ihnen und hörte nichts, weder in ihrem Kopf noch in der Wirklichkeit. Doch sangen auch keine Vögel, keine Insekten summten, kein Laub raschelte im Wind, kein Wasser rauschte im Bach. Außer dem Schlag ihres Herzens gab es kein Geräusch.
    Es dauerte eine Weile, aber es gelang ihr am Ende, sich zu bewegen, sich auf die Seite zu wälzen und sich in eine sitzende Position zu bringen. Sie schlang die Arme um die angezogenen Knie, um nicht wieder umzufallen. Langsam konnte sie klarer sehen, und der Schwindel, der begonnen hatte, als sie sich erhob, ließ nach. Sie blickte sich um. Sie saß in einer zerklüfteten, verwüsteten Landschaft, umgeben von alten Bäumen, an denen verwelktes Laub hing. Die Bäume sahen krank aus, als könnten sie nicht mehr treiben. Weil sie an einer erhöhten Stelle saß, konnte sie mehrere Täler überblicken, bis zu einem Fluss. Der Wald dehnte sich meilenweit in alle Richtungen aus, kahl und unverändert. Dahinter ragten am Horizont Berge öd und wüst in den Himmel.
    Paranor war nirgendwo zu sehen. Auch gab es hier kein Zeichen von etwas, das Menschen geschaffen hatten - keine Gebäude, keine Brücken, keine Boote auf dem Fluss, nicht einmal eine Straße. Keine Menschen. Kein Leben. Offenbar war sie allein in dieser leeren fremden Welt.
    Und dennoch …
    Sie schaute sich erneut um, aufmerksamer, betrachtete ihre Umgebung mit neuen Augen, und zu ihrer Überraschung erkannte sie das Land nun. Zunächst wollte sie es nicht glauben. Sie rang mit dem Gedanken, dass man sie im Schlaf irgendwie - unter dem Einfluss von Drogen, da war sie sicher - hierher verschleppt hatte, zu diesem fremden und schrecklichen Ort, und zwar aus Gründen, die ihr nicht einleuchteten. In ihrer Verwirrung hatte sie falsch gedeutet, was offenkundig war. Das Land, das sie sah, war das Gleiche, wenn auch leblos und leer, wie das, in dem sie gestern Abend zu Bett gegangen war.
    Sie befand sich in Callahorn, in den Vier Ländern.
    Allerdings handelte es sich nicht um das Callahorn, das sie kannte, sondern nur, soweit sie das abschätzen konnte, um die verheerten Ruinen der Vier Länder.
    So saß sie da, starrte in die Ferne und wurde immer sicherer. Sie entdeckte die Drachenzähne, deren zerklüftete Silhouette unverkennbar und ihr so vertraut wie ihr eigenes Gesicht war. Dort konnte sie das Mermidon sehen, südlich und westlich neben dem Gebirge. Auf dem Plateau, auf dem sie hockte, hatte einst der Druidenkeep gestanden. Norden, Süden, Osten und Westen, die Umgebung war so wie seit Tausenden von Jahren. Allerdings verwüstet und leblos, ebenso eine Leiche wie die, für die sie sich selbst beim Aufwachen gehalten hatte.
    Und wo war Paranor?
    Das Ganze ließ nur einen einzigen Schluss zu. Entweder war sie in der Zeit nach den Großen Kriegen erwacht, oder sie war in der Zukunft gelandet, wo sich eine ähnliche Katastrophe zutragen würde. Aber das war beides unmöglich.
    Sie überprüfte ihren Körper, um sich zu vergewissern, ob er noch heil war, und anschließend gelang es ihr aufzustehen. Ihr war nicht mehr schwindlig, und langsam kehrten ihre Kräfte zurück. Sie ließ sich einige weitere Minuten Zeit und rätselte über ihre Situation, die keinen Sinn ergab. Wie denn auch, wenn sie nicht wusste, wo sie war und wie man sie hergebracht hatte.
    Als sie ihren Hunger bemerkte, begann sie, nach etwas Essbarem zu suchen. In ihrer Welt, in der, die hinter ihr zurückgeblieben war

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