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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ließ sich viel Zeit, um über die Frage des Jungen nachzudenken, und sein altes Gesicht verriet seine widersprüchlichen Gefühle. Das Schweigen dauerte an, die Spannung stieg. Je länger Pen auf die Antwort wartete, desto mehr wünschte er, nicht gefragt zu haben.
    Darin hatte er sich nicht getäuscht.
    Nachdem der König vom Silberfluss gegangen war, schlief Penderrin, erschöpft von den Ereignissen der Nacht. Als er erwachte, schien die Sonne an einem blauen Himmel, und eine leichte Brise wehte über den Regenbogensee. Vögel sangen, Grillen zirpten. Tagwen hatte bereits mit der Arbeit begonnen und räumte die Trümmer von ihrer Landung zur Seite. Pen gesellte sich zu dem Zwerg, und ohne viele Worte arbeiteten sie gemeinsam. Sie sägten den Mast ab und fanden einen passenden Baum, aus dem sie einen neuen anfertigen konnten. Damit waren sie fast den ganzen Tag beschäftigt, und schließlich war der neue Mast an Ort und Stelle. Als sie ihn auf dem Kat aufgerichtet und befestigt hatten, neigte sich die Sonne bereits im Westen, und die Schatten wurden länger. Das Abendbrot nahmen sie auf Deck ein, eine Kombination aus Resten von früheren Ausflügen, frischem Wasser und Pflanzen, die sie gefunden hatten. Fisch hätten sie begrüßt, aber roh wollten sie ihn nicht essen, und ein Feuer war zu gefährlich. Die
Galaphile
hatten sie seit der vergangenen Nacht nicht mehr gesehen, und sie wähnten sich hier im Land des Königs vom Silberfluss vor ihr in Sicherheit. Trotzdem durften sie keine Risiken eingehen.
    Das Abendessen war schon fast beendet, ehe Pen über die Geschehnisse der vergangenen Nacht zu reden begann. Inzwischen hatte er den ganzen Tag darüber nachgedacht, sich die Worte des Königs vom Silberfluss immer wieder durch den Sinn gehen lassen und versucht, sie als real zu begreifen.
    »Ist das alles wirklich so geschehen, wie ich mir das einbilde, Tagwen?«, fragte Pen mit ein bisschen Angst vor der Antwort. »Ich habe doch nicht fantasiert?«
    »Dann hätte ich ebenfalls fantasiert«, meinte der Zwerg.
    »Also habe ich mich bereit erklärt, meine Tante zu suchen?«
    »Und ich ebenfalls.«
    Pen schüttelte hilflos den Kopf. »Was habe ich bloß getan? Ich bin dazu gar nicht in der Lage. Mir ist nicht einmal klar, wo ich anfangen soll.«
    Tagwen lachte leise. »Ich habe ein wenig darüber nachgedacht, seit ich gestern Nacht gesehen habe, wie verwirrt du warst. Einer von uns muss schließlich einen klaren Kopf behalten. Du besitzt vielleicht die Gabe, diesen Dunkelstab zu beschaffen, aber ich habe die Gabe, auf uns aufzupassen. Ich glaube, ich weiß, was wir zuerst tun müssen.«
    »Das weißt du?« Pen gab sich keine Mühe, seine Überraschung zu verbergen. »Und was?« Der Zwerg grinste und zeigte auf die untergehende Sonne. »Wir ziehen nach Westen, Penderrin, zum Elfendorf Emberen.«

Zehn
    Sie erwachte von rattenartigen Stimmen, krächzend und verstohlen, und die Worte waren nicht voneinander zu unterscheiden. Es war ein Kichern und Höhnen, das sie verspotten und sie schwächen sollte. Sie lauschte und lag in den verschiedenen Schichten von Baumwollstoff, die sie einhüllten wie eine Mumie. Die Stimmen lachten, zischten. Sie sei eine namenlose Leiche, flüsterten sie, eine leere Hülle, der alles Leben ausgesaugt worden war, ein Körper, der zur Beerdigung bestimmt war.
    Sie kämpfte gegen die plötzliche Panik an. Um sich zu trösten, sagte sie sich, dass sie Grianne Ohmsford sei. Sie lebte, ihr ging es gut. Sie träumte nur. Sie schlief in ihrem Bett, und sie erinnerte sich …
    Dann holte sie scharf Luft, und ihre Selbstsicherheit löste sich in Furcht auf, so rasch wie die Stimmen, die wie Rauch verschwunden waren.
    Irgendetwas ist passiert.
    Immer noch in den Baumwollstoff gewickelt, der ihr auch Kopf und Mund füllte, ihre Gedanken fesselte und ihren Verstand umnebelte, versuchte sie, Arme und Beine zu bewegen. Das war möglich, wenn auch nur unter großen Anstrengungen. Sie war sehr schwach, und ihr Körper fühlte sich an, als habe sie nicht nur eine Nacht, sondern hundert nicht geschlafen. Sie legte eine Hand auf die Brust und stellte fest, dass sie noch immer ihr Nachthemd trug, doch die Decke fehlte. Die Luft roch tot und stickig, und sie spürte nicht die leiseste Brise. Doch in ihrem Raum in den Türmen von Paranor gab es stets ein wenig Wind, und die Luft duftete nach Bäumen und frischem Grün.
    Wo war sie?
    Auch spürte sie ihre weiche Matratze und ihr Kissen nicht unter sich, sondern

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