Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
und die dieser so sehr ähnelte, hätte es Beerensträucher auf einer Lichtung an einem Bach gegeben, nicht weit von hier entfernt. In ihrer Zeit als Ard Rhys war sie gelegentlich dorthin gegangen und hatte sich welche gepflückt, eine heimliche Schwäche, von der nur Tagwen wusste.
    Allerdings wuchsen in dieser Welt wahrscheinlich keine solch süßen Früchte. Ihr Magen musste sich gedulden. Sie ging zwischen die Bäume und suchte Wasser. Währenddessen lauschte sie vergeblich auf die Geräusche anderer Lebewesen. In was für einer Welt war sie gelandet, wo es keine Vögel gab? Gab es Menschen oder überhaupt irgendwelche Geschöpfe? Konnte sie möglicherweise das einzige Lebewesen sein? Der Wald war leer und tot und roch nach Verfall. Das graue Licht veränderte sich kaum und wirkte bedrückend, am Himmel schienen weder Sonne noch Mond und Sterne. Es fehlten sogar die Wolken. Die dunkle, verwüstete Welt fühlte sich unvollständig an, als wäre sie nur ein schwacher Schatten der Wirklichkeit.
    Endlich fand sie den Bach, doch das Wasser wirkte so faulig, dass sie es nicht trinken wollte. Erneut setzte sie sich, lehnte sich mit dem Rücken an eine modernde Eiche und schaute in die Ferne. Was konnte nur passiert sein? Bestimmt war sie nicht von allein hergekommen; jemand hatte sie hierher verbannt. Und sicherlich sollte das nicht zu ihrem Besten geschehen. Höchstwahrscheinlich, angesichts der großen Anzahl ihrer Feinde, hatte sie jemand aus dem Weg räumen wollen. Darüber hinaus war Magie im Spiel gewesen, weil es keine andere Erklärung dafür gab, wie es sonst passiert sein könnte. Bloß kannte sie niemanden, der über eine derartige Magie verfügte, eine Magie, die Menschen zu anderen Orten transportieren konnte.
    Also hatte das vielleicht jemand getan, der nicht aus ihrer Welt, sondern aus einer anderen stammte. Nur, um welche Welt konnte es sich handeln? Gewiss nicht um diese.
    Am Ende gab sie das Grübeln auf und entschied, sie sollte lieber zum Rand der Felswand gehen, von wo aus sie einen besseren Rundblick hatte. Irgendetwas musste an diesem Ort existieren, irgendein Tier, irgendeine Lebensform. Wenn sie dieses Wesen fand, würde ihr das dabei helfen, ihren Aufenthaltsort zu bestimmen. Und damit hätte sie eine bessere Vorstellung davon, wie sie zurückgelangen könnte.
    Der Weg war nicht lang, trotzdem war sie anschließend außer Atem und erschöpft. Noch war sie nicht wieder die Alte, und sie musste gut mit ihrer Kraft haushalten. Ihr dünnes, durchscheinendes Nachthemd blähte sich auf. Es war zwar warm genug im Augenblick, allerdings vollkommen unpassend für die vor ihr liegende Aufgabe. Schon bald würde es zerschlissen sein. Aber wo konnte sie Ersatz finden?
    Als sie wieder oben stand, dicht an der Kante der Felswand, im Schatten der leblosen Bäume, suchte sie die Umgebung ab, nach einer Bewegung, die Leben vermuten ließ.
    Während sie sich ganz auf diese Aufgabe konzentrierte, erschien plötzlich der Dracha. Zunächst bemerkte sie ihn überhaupt nicht. Doch weil er es nicht abwarten konnte, sie zu erreichen, trat er auf einen Zweig und verriet sich. Dann fiel er so rasch über sie her, dass ihr kaum Zeit blieb zu reagieren. Im letzten Moment warf sie sich zur Seite, als er mit klaffendem Maul und ausgebreiteten, ledrigen Schwingen auf sie zusprang. Es gelang ihr, den Zähnen auszuweichen, doch ein Flügel erwischte sie und wirbelte sie herum. Die Luft wurde ihr aus den Lungen getrieben, und sie sah schwarze Punkte vor Augen.
    Ein Dracha,
dachte sie ungläubig.
Das kann nicht sein. Es ist unmöglich. Die existieren doch nicht mehr.
Und trotzdem war er da, wirbelte gerade herum, um sie erneut anzugreifen. Für einen Dracha war er groß, sechs, sieben Meter lang von Schnauze bis Schwanz und von Flügelspitze zu Flügelspitze, der schwere muskulöse Körper war mit glänzenden Schuppen bedeckt, der Rücken mit Stacheln und messerscharfen Platten bewehrt, die Beine waren krumm und mit Krallen versehen.
    Wenn sie nicht rasch handelte, würde sie sterben. Sie richtete sich an dem Baumstamm auf und schrie dem Untier die Magie des Wunschlieds entgegen. Ihre Stimme war heiser und rau von dem langen Schlaf, und sie konnte die Magie kaum handhaben und nur aufs Geratewohl zielen, aber es genügte. Der Dracha wurde gepackt und fortgeschleudert, als bestehe er aus Stroh. Das Untier brüllte und kreischte vor Wut. Sie sah den Zorn in seinen gelben Augen. Der Dracha drehte und wand den schuppigen Körper,

Weitere Kostenlose Bücher