Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
Schluck und dachte daran, dass er sich zumindest von dieser unerträglichen Grianne Ohmsford befreit hatte. Die verhasste Ilse-Hexe war endlich fort. Mit Shadea a'Ru als Verbündeter, der man allerdings auch nicht trauen durfte, bestand wenigstens die realistische Chance, die Pattsituation zu beenden, an der er in den letzten zwanzig Jahren nichts hatte ändern können. Ihnen gemeinsam war eine Vision über die Zukunft der Welt, eine, in der die Föderation und die Druiden das Schicksal der Rassen lenkten und bestimmten. Zusammen würden sie einen Weg finden, den Krieg der Föderation gegen die Freigeborenen zu beenden und die Vorherrschaft des Südlandes durchzusetzen. Allerdings hatte sich diese Vision bislang nicht in die Wirklichkeit umsetzen lassen, und nichts deutete darauf hin, dass dies in nächster Zukunft geschehen würde. Shadea hatte es nicht geschafft, den Druidenrat auf ihre Linie zu bringen, und das stimmte ihn besonders ärgerlich. Er fragte sich inzwischen, ob ihr Bündnis nicht sehr einseitig war. Sie konnte aus seiner offenen Unterstützung Vorteil ziehen, er hingegen hatte wenig davon.
Folglich war er gezwungen, ständig Blicke über die Schulter zu werfen, denn der Zweifel ließ nicht nach, und der Widerstand gegen seine Führung wuchs.
Er hatte den Kelch gerade geleert und überlegte, ob er ihn nachfüllen sollte, als es an der Tür klopfte. Unwillkürlich zuckte er zusammen. Früher einmal hätte ihn eher unerwartete Stille erschreckt. Diejenigen, die er am meisten fürchtete, die Ilse-Hexe und der Morgawr, hätten sich nicht die Mühe gemacht anzuklopfen. Nun zurrte jenes leise Pochen die eisernen Bänder um seine Brust und verengte sein Herz. Er ließ sich einen Moment Zeit, bis er ein wenig die Fassung zurückerlangt hatte, erhob sich und stellte den leeren Kelch vorsichtig auf den Tisch neben sich.
»Ja?«
»Verzeiht, Premierminister«, hörte er die Stimme des Hauptmanns seiner Wache. »Ein Besucher möchte ein Wort mit Euch reden, einer Eurer Ingenieure. Er behauptet, es sei dringend, und so wie er aussieht, möchte ich es ihm tatsächlich glauben.« Nach einer kurzen Pause fügte der Mann hinzu: »Er ist unbewaffnet und allein.« Dunsidan richtete sich auf. Ein Ingenieur? Zu dieser nachtschlafenden Zeit? An seinen Luftschiffen war eine ganze Reihe von Ingenieuren beschäftigt, die an Verbesserungen arbeiteten, um die Flotte effektiver einzusetzen. Selten, wenn überhaupt, suchte einer von ihnen das direkte Gespräch mit ihm, insbesondere zu so nachtschlafender Zeit. Sofort schöpfte er Verdacht, nach einem kurzen Moment der Überlegung kam er jedoch zu der Einsicht, dass ein solches Vorgehen eher auf eine gewisse Verzweiflung hindeutete. Dunsidans Interesse war geweckt. Also schob er seine Vorbehalte zur Seite.
»Herein.«
Der Ingenieur glitt durch die Tür wie ein Frettchen, das sich in seine Höhle verkriecht. Er war ein kleiner Mann, an dem keinerlei äußere Merkmale hervorstachen. Aus seinem Verhalten Sen Dunsidan gegenüber wurde sofort klar, dass er sich auf keinen Fall zu viel herausnehmen würde. »Premierminister«, sagte er, verneigte sich tief und wartete.
»Du möchtest etwas Dringendes mit mir besprechen?«
»Ja, Premierminister. Ich heiße Orek. Etan Orek. Ich arbeite schon seit zwanzig Jahren als Luftschiffingenieur. Ich bin Euer treuester Diener und Bewunderer, Premierminister, und deshalb wusste ich, als ich diese Entdeckung gemacht hatte, dass ich mich geradewegs an Euch wenden muss.«
Er stand gebeugt da und vermied auch nur den Anschein, als würde er sich Sen Dunsidan gegenüber als gleichgestellt betrachten. Sein Benehmen wirkte kriecherisch, und fast beunruhigte das den Premierminister, aber er zwang sich, es zu ignorieren. »Richte dich auf und sieh mich an.«
Etan Orek befolgte den Befehl, obwohl er Sen Dunsidans Blick allen Anstrengungen zum Trotz nicht halten konnte und auf die Gürtelschnalle seines Gegenübers starrte. »Entschuldigt bitte die Störung.«
»Was für eine Entdeckung hast du gemacht, Ingenieur Orek? Ich vermute, es hat mit deiner Arbeit an meinen Luftschiffen zu tun?« Der Mann nickte rasch. »Oh, ja, Premierminister, genau. Ich hatte mir die Diapsonkristalle vorgenommen und versucht, eine Möglichkeit zu finden, die Leistung der Konverter, die Umgebungslicht in Energie verwandeln, zu erhöhen. Das war in den letzten fünf Jahren meine Aufgabe.«
»Und?«
Orek zögerte. »Mein Herr«, sagte er und wählte diesen noch formelleren
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