Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Seine Liebe zu Imset verband sich mit Solons Worten zu einem Strom von liebevoller Energie, der sich fächerartig um sie herum ausbreitete. In der Ferne glomm ein mattes Fünkchen auf, um sofort wieder zu verlöschen. Vorsichtig setzte Horus den Gleiter in Bewegung. Solon sprach noch immer mit dem Kristall. Schweiß rann in Strömen von seiner Stirn. Da, da war das Leuchten wieder. Schon hatte der Gleiter die Stelle erreicht.
„Imset!“ Horus schrie gellend auf. Solon fuhr empor. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er die Situation erfasst.
„Wenn ich dieses Zeichen gebe“, er machte es vor, „dann öffnest du die Luke“, sprach Horus und war augenblicklich im Wasser. Solon folgte der grünen Energiegestalt mit den Augen. Zwischen den Felsblöcken steckte der schwarze Kristall und darunter konnte man die Umrisse eines leblosen Körpers erkennen. Mehrere Minuten versuchte Horus, den eingeklemmten Kristall zu lösen. Solon konnte sich keinen Reim darauf machen, warum Horus seinen Sohn nicht einfach darunter weg zog. Von hier drinnen sah es aus, als ob noch ein ausreichender Spalt da wäre. Hilfe suchend sah sich Horus um, dann stürzte er sich mit der Kraft der Verzweiflung auf den schwarzen Block. Langsam, ganz langsam und mit größter Anstrengung brachte er den Block zum Schweben. Solon hatte Mühe, einen Aufschrei zu unterdrücken. Der spitz zulaufende Dorn des Kristalls, mit dem der im Boden der Grotte verankert war, hatte sich durch den Körper Imsets gebohrt und ihn buchstäblich aufgespießt. Horus gab das Zeichen. Augenblicke später stand er, am ganzen Körper zitternd, bei Solon im Laderaum. Sie verkeilten den schwarzen Stein so, dass der Körper Imsets auf dem Boden liegen konnte. Kein einziges Lebenszeichen gab der Verunglückte von sich. Horus kniete neben ihm und streichelte seine Wange. „Ich weiß, dass du noch lebst, auch wenn es nicht so aussieht. Einen Drakonat kann man nicht so einfach töten. Wir bringen dich zum Raumschiff. Halte noch ein paar Stunden durch. Dein Sohn braucht dich und Neri braucht dich auch. Lass sie jetzt nicht allein.“
Horus programmierte den Autopiloten, kaum, dass sie die Atmosphäre verlassen hatten. Der Gleiter folgte dem Mutterschiff und würde es in etwa vier Stunden eingeholt haben.
„Woher weißt du, dass Neri ein Kind erwartet und dass es ein Sohn sein wird?“, fragte Solon nach einer Weile. „Sie schien es ja selber noch nicht einmal gewusst zu haben.“
„Ja, du hast wieder einmal Recht. Sie hat es tatsächlich erst durch mich erfahren.“ Horus lächelte melancholisch. „Ihr und mein Replikator sind durch einen Zufall miteinander verbunden. Als ich mich vorhin über sie beugte, haben sich die Geräte berührt und ich konnte die Energie eines ungeborenen Kindes fühlen. Und es war die Energie eines ganz besonderen Kindes. Imset muss es als Drakonat gezeugt haben. Dadurch kann es nur ein Junge werden. Ich kann mich noch an die Worte von Imset vor ein paar Tagen erinnern. Er war in Sorge, weil Neri seit Tagen so blass war. Jetzt weiß ich, warum. So ein Mini-Drakonat verlangt vom ersten Augenblick an ziemlich viel Energie von seiner Mutter.“ Er lächelte wieder.
„Woher kommt aber die plötzliche Fruchtbarkeit, wo doch Jahrhunderte lang immer weniger Atlan geboren wurden? Und nun sind innerhalb kürzester Zeit zwei Frauen schwanger geworden.“
„Auch dafür gibt es eine einfache Erklärung. Das ist ja erst passiert, seit ich bei euch war. Es war die Macht meines Lebensschlüssels, in Verbindung mit Imsets Horusauge, wie man das Udjat auch nennt. Allerdings hatte ich nicht vermutet, dass die Nähe der beiden Schlüssel solch eine starke Wirkung hat, wenn ich ganz ehrlich sein soll.“ Horus wurde rot. „Ah, da ist ja schon der Transporter.“ Horus schaltete den Autopiloten ab und steuerte per Hand. Kaum hatte er nach dem Eindocken die Ladeluke geöffnet, stürzten die Magier auf Imset zu. Gemeinsam brachten sie genügend sanfte Energie auf, um ihn mitsamt dem Kristall in einen sterilen Raum zu bringen. Augenblicke später erschien Neri. Sie war ungewöhnlich bleich, aber trotzdem gefasst. Talos untersuchte, so weit es der eingedrungene Dorn zuließ, Imsets Körper.
„Es sind keine lebenswichtigen Organe verletzt“, stellte er zufrieden fest. „Helft mir, den Dorn zu entfernen.“
Bald lag der Drakonat mit einer entsetzlich aussehenden Wunde vor ihnen. Sie hoben ihn auf eine Trage und brachten ihn in den Wohntrakt des Transporters. Lange
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