Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Grotte des Letan schien, gesichert durch die stärkste Magie der Atlan und des Drakonat, keinerlei Veränderungen zu erfahren. Auch der heilige Bezirk der Atlan lag friedlich, wie eh und je, als gäbe es keinerlei Probleme. Plötzlich ertönte es ein ploppendes Geräusch, welches sofort von einem schrillen Pfeifen abgelöst wurde. Die beiden Tarronn fuhren erschrocken herum. Hinter ihnen schoss ein armdicker Dampfstrahl aus dem Gestein. Mit ein paar schnellen Sprüngen brachten sie sich aus der unmittelbaren Nähe der Austrittsstelle.
„Das war knapp.“ Horus war zutiefst erschüttert. „Lass uns zurückgehen. Ich muss dringend mit dem Transporter Kontakt aufnehmen, sie dürfen auf gar keinem Fall landen.“
Imset nickte. Er warf noch einen schnellen Blick zurück, dann folgte er Horus. Der schien es wirklich eilig zu haben, Imset hatte ihn trotzdem bald eingeholt. „Warte!“ Er fasste ihn bei der Hand und teleportierte sich direkt in das Cockpit des Gleiters. Augenblicklich schwang sich Horus in den Pilotensessel und versuchte, das Raumschiff zu erreichen. Fast eine halbe Stunde hielt er stumme Zwiesprache. Die Retter waren bereits nah genug, damit er telepathisch mit ihnen sprechen konnte. Dann schien der Kontakt beendet zu sein. Er rieb sich mit beiden Händen das Gesicht und die Augen, als wolle er übergroße Müdigkeit vertreiben. Er stöhnte. „Achtundvierzig Stunden – mindestens – das ist die kürzeste Spanne, die sie uns geben können.“ Imset legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ihr habt alles getan, was irgendwie möglich war. Wir können nur noch bangen und hoffen. Gegen diese Urgewalten bin auch ich machtlos.“
Als sie das Häuschen betraten, schauten ihnen fragende Augen entgegen. Horus erklärte die Lage. Talos zog schützend Lara und sein Krümelchen an sich. Neri schaute in stummem Schmerz Imset an. Merit-Amun und Mara liefen lautlos Tränen über die Wangen.
„Haben wir überhaupt eine Chance?“, hauchte Mara.
„Ja, die Hoffnung stirbt zuletzt“, antwortete Safi. „Wie haben nicht jahrelange Mühen und Qualen auf uns genommen, um kurz vor dem Ziel aufzugeben.“
Die Freunde spendeten für diese Worte Beifall. Wie so viele Atlan, verbrachten sie die Nacht gemeinsam. Lara, die stets abseits vom Trubel die kleine Sara versorgt hatte, tat es im Kreis der Freunde. Sie störte es heute auch keineswegs, dass jeder zusehen konnte, wie sie ihr Baby stillte. Sie fühlte sich im Schutz der Gruppe einfach wohler.
Am nächsten Morgen lag die ganze Insel in feuchte Dampfschwaden gehüllt. Entlang des Risses im Boden, der sich über Nacht aufgetan hatte, traten stinkende Dämpfe aus, die in der Lunge furchtbar brannten. Die Magier achteten auf jede noch so kleine Energieveränderung. Sie befürchteten, dass der Letan sich befreien und ihr Volk endgültig vernichten könnte. Imset behielt dauerhaft die Gestalt des Drakonat bei, um blitzschnell reagieren zu können.
„Sie sind in der Umlaufbahn!“, rief Horus plötzlich. „Sie sind endlich da!“ Er lief auf die Wiese und suchte mit den Augen den Himmel ab. Das donnernde Grollen in der Luft war wie Musik in seinen Ohren. Und dann konnten es alle sehen. Ein riesiges Raumschiff stieß durch die Wolkendecke und schwebte über dem Meer, kurz vor Atla. Solon hatte schon alle Atlan aufgefordert, sich sofort mit Sack und Pack an die Steilküste zu begeben, wo noch einigermaßen Sicherheit vor dem Vulkan herrschte. Trotz der Gefahr kam keine Panik auf. Allen voran gingen die Frauen. Unter ihnen Lara mit der kleinen Sara und Maris an der Hand seiner Mutter. Imset hatte ein Machtwort gesprochen. Daraufhin hatten sich die Frauen des Magischen Rates gefügt und sich den anderen angeschlossen, auch wenn es ihnen sichtlich schwer gefallen war. Horus stand dicht an der Abbruchkante und dirigierte die Zubringer, die die Atlan zum Mutterschiff fliegen sollten. Drei standen nur zur Verfügung und Organisation war nun alles. Stunde um Stunde dauerte der Transfer. Dann ließen mehrere kräftige Explosionen die ganze Insel erzittern. Schwarzer Rauch stieg als Säule auf. Der Vulkan war ausgebrochen. Kaum hatte das letzte Shuttle abgelegt, teleportierten sich Imset und Horus in den Gleiter. Das Raumschiff ging auf Höhe und wartete auf die beiden Männer. Unter Lebensgefahr flogen Vater und Sohn in die Todeszone. Letan musste unter allen Umständen und für immer vernichtet werden. Doch viel zu langsam drang das Salzwasser durch die Spalten. Imset verließ
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