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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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Knurren.
    Shadd sah zwar nicht gerade überzeugt aus, doch am Ende seufzte er. Jarvis war an Bord gekommen; er hielt die kurze Klinge noch immer fest zwischen den grinsenden Zähnen. Seine Begeisterung war ansteckend – sie musste sich zwingen, nicht zurückzugrinsen. Wenn alles erledigt war, würden sie wieder Zeit haben zu lachen. Und auch gute Gründe.
    Sie zeigte auf Shadd und den Roten Tom und winkte ihnen dann zu, sich nach rechts hin zu entfernen. Sie bedeutete Jarvis, ihr zu folgen, und arbeitete sich im Entengang nach links vor, um dann hinter dem letzten Fass der Reihe haltzumachen. Sie duckte sich, zog mit der linken Hand mühsam ihren Degen aus der Scheide und umklammerte ihn fest. Sie konnte beidhändig kämpfen, hatte bisher aber immer einen Dolch in der Linken geführt – die zusätzliche Länge der Klinge zog ihren Unterarm seltsam hinunter. Sie hob die rechte Hand, hob drei Finger, dann zwei, und schließlich einen.
    »Jaaaaaaa!« Als der letzte Finger herunterklappte, sprang sie auf und heulte wie eine Wildkatze. Auf einen Schlag stoben alle vier Piraten hinter den Fässern hervor, brüllten und sprangen mit gezogenen Klingen umher und rannten dann auf ihre Opfer zu, als hätten sie vor, sie in Streifen zu schneiden. Falkin schwenkte ihren eigenen Degen mit der falschen Hand über dem Kopf und wartete darauf, dass die Wachen reagierten.
    Aber nichts geschah. Statt aufzuspringen und nach ihren eigenen Waffen zu greifen, setzten die drei Männer ihr stummes Spiel fort.
    So hatte sich Falkin die Schlacht nun ganz und gar nicht vorgestellt. Vor ihrem inneren Auge hatte sie sich eher ausgemalt, wie Karten in alle Richtungen flogen, während die drei überrumpelten Männer bei dem Versuch, das Schiff zu verteidigen, über ihre eigenen Füße stolperten. Oder wie sich die drei in den Kampf gegen die Piraten stürzten, Stahl blitzte und Blut aufs schwarze Deck spritzte. Alles, aber doch nicht, völlig unbeachtet zu bleiben. Das fühlte sich nicht nur falsch an – da war etwas faul.
    »Das Spiel ist zu Ende, Jungs!«, verkündete Shadd. »Auf die Beine und über Bord mit euch! Das Schiff hier ist gekapert!«
    Die drei Männer sahen nicht einmal auf; sie waren offenbar ganz in eine mitreißende Glücksspielrunde versunken. Shadd stürmte vor und schwang seinen Säbel mit der flachen Seite voran gegen den Rücken des ersten Wachsoldaten. Die glänzende Klinge sauste auf den blau gekleideten Mann neben ihm, aber statt ihn zu treffen und umzuwerfen, schien sie durch seinen Körper hindurchzugleiten und kam an seiner gegenüberliegenden Schulter blutfrei wieder hervor. Shadd stolperte, da ihn sein Schwung in eine enge Drehung riss. Als er das Gleichgewicht zurückerlangt hatte, wandte er sich Falkin zu; sein Gesicht wurde blass.
    »Sie sind nicht echt«, sagte er. »Es ist ein Geisterschiff!«
    »Hör bloß auf damit!«, zischte sie. Es war jedoch schon zu spät. Jarvis bekreuzigte sich; sein Degen hing ihm wie vergessen in der Hand. Der Rote Tom murmelte irgendetwas in seinen Bart; seine Lippen bewegten sich – weit aufgerissen.
    »Es ist nur ein Trick«, sagte sie, aber ihre Stimme verriet ihre eigene plötzliche Nervosität. Dies hier waren gewiss keine gespenstischen Besucher aus jenseitigen Welten, aber es ging ohne Zweifel etwas Seltsames vor. Falkin hob den Degen, trat vor und führte einen Stoß gegen den Mann vor sich. Genau wie bei Shadd glitt die Spitze ihres Degens durch seinen blauen Rock, ließ kein Blut fließen und stieß auch nicht auf mehr Widerstand als in leerer Luft. Geister waren angeblich durchscheinend, während diese Kerle hier so solide aussahen wie der Rest des ganzen Schiffes. Jetzt, da sie in ihrer Nähe stand, konnte sie aber erkennen, dass ein schwacher Schimmer die Umrisse der Männer und ihrer Karten umfing.
    Ihr Bauch zog sich in angstvollen Krämpfen zusammen. Sie erkannte allmählich, was an der Situation so faul war: Geister schimmerten nicht und erschienen auch nicht bei Tageslicht, Illusionen aber durchaus. Und die einzigen Menschen, die in der Lage waren, Illusionen herbeizuzaubern, waren auch zu einem noch weitaus gefährlicheren Verhalten in der Lage. Die Nackenhaare stellten sich ihr auf, und eine panische Sekunde lang hatte sie dabei das Bild vor sich, wie ein Danisober in schwarzer Robe hinter ihr stand und mit seinen knorrigen Händen nach ihr griff, um sie fortzuzerren.
    »Rückzug!«, schrie sie und wirbelte auf dem Absatz herum. Zur Hölle mit dem

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