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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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öffnen konnte, um eine Warnung zu rufen, machte der große Soldat einen Ausfallschritt; die scharfe Spitze seiner Waffe drang glatt in Shadds Bauch.
    Er erstarrte und blickte in dumpfem Entsetzen den Stahl an, der ihn da aufspießte. Cragfarus lachte bellend und versetzte Shadds Brust einen Stoß, während er die Klinge herauszog. Blut sprudelte aus der Wunde und spritzte aufs Deck.
    »Nein, Shadd!«, schrie Falkin. Er wandte ihr den zotteligen Kopf zu. Sein Gesicht wurde grau, und er musste sich anstrengen, damit seine Augen nicht nach hinten rollten.
    Cragfarus wandte sich von dem blutenden Mann ab. Seine Aufmerksamkeit galt wieder ganz Falkin. Er warf seinen blutigen Degen zwischen rechter und linker Hand hin und her. »Kein Grund zu weinen, Weib – Ihr werdet Euren Liebsten in der Hölle wiedersehen!«
    Shadds Hemd und Hosen waren blutdurchtränkt. Er wiegte sich langsam, als würde er jede Sekunde umfallen. Aber er zwinkerte ihr zu. Dann atmete er einmal tief in seinen gemarterten Körper hinein, warf sich auf den grinsenden Cragfarus und riss durch seine Masse den großen Wachsoldaten um. Beide Männer stürzten schwer aufs Deck, und die gebogene Klinge des Soldaten tanzte davon.
    Zorn pulste durch Falkin; der Schmerz in ihrer Schulter wurde von dem weitaus schlimmeren Schmerz in ihrem Herzen übertroffen. Ihr Schiff war gestohlen worden, einer ihrer Freunde sollte gehenkt werden, ein anderer verblutete zu ihren Füßen – und der Mann, der dafür verantwortlich war, entfernte sich mit jeder Minute, die sie hier verschwendete, weiter.
    Genug war genug. Das Schwindelgefühl, das sie noch vor einem Augenblick geplagt hatte, wurde von der diamantenen Konzentration der Rachsucht verdrängt. Shadd hatte ihr mit seinem Blut einen Vorteil erkauft. Den würde sie nicht verschenken.
    Sie biss die Zähne zusammen und stemmte das Rapier mit der rechten Hand hoch. Waren da Schmerzen gewesen? Sie spürte nichts mehr: bis auf eine eisige Gewissheit. Ihre Hand schlang sich über den vertrauten, festen Griff, und sie schlich vorwärts.
    Einige Fuß entfernt lag ein Soldat verwundet auf dem Deck und schnappte nach Luft; einer der Armbrustschützen verarztete ihn. Piraten und Blauröcke hatten ihre Kämpfe unterbrochen und beobachteten gemeinsam ihre Anführer mit blutrünstigem Interesse. Cragfarus hatte sich unter Shadds bewusstloser Masse hervorgearbeitet und kroch fluchend auf Knien zu seinem Degen hinüber. Die Waffe lag noch immer auf dem Deck, ein oder zwei Fuß von seiner ausgestreckten Hand entfernt. Falkin erreichte sie als Erste, schob einen Fuß unter die flache Seite der Klinge und wirbelte sie in einer funkelnden Drehung hoch. Cragfarus fing den Griff mühelos und holte sich die Waffe aus der Luft. Er stemmte sich auf die Füße; seine Lippen waren zu einem wölfischen Zähneblecken verzogen.
    »Ein ehrenhafter Kampf? Und das von einer Piratin?«, sagte er, ging in die Hocke und begann wieder mit seinem mittlerweile vertrauten Kreisen. »Darüber werden die Jungs und ich noch jahrelang lachen!«
    Sie trat zurück, wechselte die Klinge wieder in die linke Hand, versuchte, den beginnenden Kampf von Shadd wegzulenken, und lächelte dann. »Mit Ehre hat das nichts zu tun«, sagte sie und ging mit einer schwungvollen Bewegung ihres Rapiers in Fechtstellung. »Man kann nicht behaupten, es sei Mord gewesen, wenn Ihr eine Waffe in der Hand haltet – und ich Euch töte.«

Kapitel 15
     

     
    Das Meer und der Himmel, der Himmel, das Meer, Bedrückten mein müdes Auge sehr, Und zu meinen Füßen die Toten …
    Samuel Taylor Coleridge
     
     
     
    CRAGFARUS STÜRMTE SCHREIEND vorwärts und schlug mit seiner gewaltigen Klinge nach ihr. Doch Falkin hüpfte beiseite, wirbelte herum und streckte den Degen aus, um dem hünenhaften Soldaten einen Schnitt im Nacken zu versetzen. Er blieb stehen und fuhr brüllend herum. Blutstropfen aus der Wunde, die sie ihm zugefügt hatte, fächerten sich in der Luft auf.
    »Du verdammte Schlampe!«, schrie er; sein Gesicht verfärbte sich allmählich. Er griff wieder an und zielte auf ihren Unterleib. Sie parierte schwungvoll mit einer Abwärtsbewegung ihres Degens und schlüpfte dann unter seiner Klinge hindurch, um auf seinen üppigen Bauch zu zielen. Bevor sie ihn aber treffen konnte, hatte er sich von ihrer Parade erholt und ließ seinen Degen so heftig auf ihren prallen, dass sie die Erschütterung bis in die Fersen spürte. Sie schlurfte rückwärts und erkaufte sich so ein wenig

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